Evonik macht sich für 2015 Mut
Nach einem durchwachsenen Geschäftsjahr will Evonik die Hebel 2015 wieder auf Wachstum stellen. Den Aktionären winkt eine stabile Dividende. Um die Wettbewerbsfähigkeit im petrochemischen Massengeschäft zu erhalten, werden Industriepartner für Kooperationen gesucht.ab Düsseldorf – Nach drei Jahren mit rückläufigem operativem Ergebnis will der Spezialchemiekonzern Evonik im laufenden Turnus endlich wieder wachsen. Für Umsatz und operatives Ergebnis werden “leichte Steigerungen” avisiert. “Ich bin zuversichtlich, dass dieses Jahr für Evonik ein gutes, erfolgreiches Jahr wird”, sagte Vorstandschef Klaus Engel bei der Bilanzvorlage.Finanzchefin Ute Wolf ließ sich gar dazu hinreißen, von einem “starken ersten Quartal” zu sprechen. Wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht, liegt der Prognose ein Eurokurs von 1,30 Dollar zugrunde. Grob gerechnet führe eine Abwertung um einen Cent zu einer rechnerischen Ergebnisverbesserung von 3 bis 5 Mill. Euro, erläuterte Wolf. Der niedrige Ölpreis werde auf den Konzern in seiner Gesamtheit dagegen kaum Einfluss haben.Doch der zur Schau getragene Optimismus darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Evonik im abgelaufenen Turnus erneut Abstriche am operativen Ergebnis machen musste. Das um Sonderfaktoren bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) gab um 6 % auf 1,9 Mrd. Euro nach. Da der Umsatz zugleich wuchs, bröckelte die Ebitda-Marge auf 14,5 % ab (siehe Grafik). Im Branchenvergleich muss sich Evonik damit zwar nicht verstecken, doch wurden 2011 vergleichbar noch 19 % erwirtschaftet. Abstriche an InvestitionenDennoch dürfen sich die Aktionäre auf eine unveränderte Dividende von 1 Euro je Aktie freuen. Ausgeschüttet werden damit 63 % des bereinigten Konzernergebnisses, das als Bemessungsgrundlage dient. Bezogen auf das Konzernergebnis von 568 Mill. Euro werden sogar 82 % ausgekehrt. Dabei hat sich Evonik eine Ausschüttungsquote von 40 % des bereinigten Konzernergebnisses zum Ziel gesetzt. “Dividendenkontinuität ist wichtiger als die Ausschüttungsquote”, sagte Wolf. Die Investoren begrüßten das Vorgehen. Mit einem Kurszuwachs um 1,9 % auf 31,40 Euro erklomm der MDax-Wert ein Jahreshoch.Liquiditätsmäßig stellt die Dividendenkontinuität für Evonik kein Problem dar, spülte der Verkauf der restlichen 49 % am Steinkohleverstromer Steag 2014 doch 569 Mill. Euro in die Firmenkasse, so dass Evonik zum Bilanzstichtag ein Nettovermögen von 400 Mill. Euro auswies.Abstriche machte Evonik im abgelaufenen Turnus erneut bei den Investitionen. Waren zunächst 1,4 Mrd. Euro budgetiert, wurden am Ende lediglich 1,1 Mrd. Euro in die Hand genommen. Der gleiche Betrag ist für 2015 vorgesehen. Entsprechend wird das einst für den Zeitraum 2012 bis 2016 angesetzte Investitionsvolumen von 6 Mrd. Euro nun auf 5,5 Mrd. Euro eingedampft. Evonik hält sich zugute, auf sich ändernde Marktentwicklungen flexibel reagieren zu können.Insbesondere im energie- und rohstoffintensiven Massengeschäft ist es in den vergangenen Jahren zu dramatischen Veränderungen gekommen, die an der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Chemiekonzerne kratzen. Vor diesem Hintergrund will Engel auch die Neuaufstellung des Konzerns als Managementholding mit drei operativen Einheiten verstanden wissen. Denn der Schlüssel für künftigen Erfolg liege in einer dezentraleren Aufstellung. Die drei Segmente – Nutrition & Care, Resource Efficiency und Performance Materials – sollen künftig als eigenständige Gesellschaften am Markt auftreten. Dadurch soll eine gezieltere Steuerung ermöglicht werden.Während die ersten beiden Segmente als Wachstumstreiber angesehen werden – hier wurden 2014 Ebitda-Margen von 20,6 % bzw. 21,8 % erwirtschaftet -, liegt der Fokus im Segment Performance Materials (Marge: 9,7 %) auf Effizienz. Hier will Evonik nach Kooperationspartnern aus der Industrie Ausschau halten. Denkbar seien Produktions- oder auch Marketing-Partnerschaften, blieb Engel vage. Investitionen sollen hier dagegen nur noch auf Sparflamme getätigt werden.Für Akquisitionen sieht Engel den Konzern vor allem bilanziell gut gerüstet. Hier habe sich der Handlungsspielraum in den vergangenen Jahren erheblich vergrößert. “Wir sind vorbereitet. Das heißt aber nicht, dass das Pulver gleich morgen verschossen wird”, erstickte der Manager aufkommende Spekulationen gleich wieder im Keim.—– Wertberichtigt Seite 8