Ex-Pfeiffer-Chef springt Busch bei

Wolfgang Dondorf übt auf Hauptversammlung beißende Kritik an CEO Manfred Bender

Ex-Pfeiffer-Chef springt Busch bei

Die Busch-Gruppe hat bei ihrem feindlichen Übernahmeangebot für Pfeiffer Vacuum einen überraschenden und prominenten Fürsprecher gewonnen: Ex-Pfeiffer-CEO Wolfgang Dondorf, der den Vakuumpumpenhersteller an die Börse führte und den Vorstandsvorsitz 2007 an Manfred Bender übergeben hatte.ds Wetzlar – Unterstützung von ungeahnter Seite: Wolfgang Dondorf, der ehemalige Chef von Pfeiffer Vacuum, leistete auf dem Aktionärstreffen völlig überraschend der Busch-Gruppe Schützenhilfe, die Pfeiffer zu 110 Euro je Aktie übernehmen will – was vom Vorstand unter Manfred Bender als “feindlich” eingestuft wird. “Ich habe zehn Jahre eisern geschwiegen”, sagte Dondorf vor rund 600 Aktionären in Wetzlar. “Aber was sich hier bei Pfeiffer abspielt, lässt mich nicht länger schweigen.” Investoren hätten ihn reihenweise angesprochen: “Was ist jetzt eigentlich bei Pfeiffer los?”Dondorf, der Pfeiffer an die Börse führte und 2007 an Bender übergab, übte direkt und indirekt heftige und zum Teil beißende Kritik an seinem Nachfolger. Er sagte: “Ich hätte am Tag 1 nach Bekanntgabe des Engagements der Familie Busch zum Hörer gegriffen und hätte einen Gesprächstermin vereinbart.” Es gehe schließlich darum, die Herausforderungen des Weltmarkts zum Wohl für Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre anzupacken. “Stattdessen erlebe ich zu meinem Entsetzen permanente Pressemitteilungen auf niedrigem Niveau. Das mag vielleicht dem Ego verschiedener Personen dienen.” Dondorf sagte: “Sie als Vorstand haben nicht die Aufgabe, sich Aktionäre auszusuchen.” Sorgenvoller BlickDondorf erklärte, er blicke mit Sorge auf die volatile Umsatz-, Ertrags- und Dividendenentwicklung unter der Führung von Bender, während Vorstandsgehälter und Aufsichtsratstantiemen stiegen. “Am Weltmarkt für Vakuumtechnik brennt der Busch”, sagte Dondorf, der Pfeiffer unter Druck sieht, seit die Konkurrenten Leybold (“immer unser ärgster Feind”) sowie Edwards unterm Dach von Atlas Copco gelandet sind. “Es ist Ihre Aufgabe, sich auf diese Wettbewerber zu fokussieren. Sie müssen Allianzen schließen, müssen Kunden intensiver betreuen, müssen Mitarbeiter motivieren und, und, und”, hielt er dem Vorstand vor, der allerdings, so Dondorf, “seine Aktivitäten ausschließlich auf die Abwehr von Busch konzentriert”.Pfeiffer habe einen weißen Ritter gesucht, aber bezeichnenderweise keinen gefunden, so Dondorf weiter. “Einige der Investoren haben dann mich angerufen und gefragt, ob die bei Pfeiffer noch alle Tassen im Schrank haben.” Er könne nicht nachvollziehen, dass Busch ein angeblich konzeptionsloser, böswilliger Unternehmer sein solle. Er, Dondorf, kenne die Familie Busch seit 20 Jahren und habe vor 15 Jahren schon mit Busch über eine Kooperation gesprochen. Zudem nötige ihm Respekt ab, dass die drei Kinder das Werk des Gründers fortsetzten. Dondorf sagte weiter, dass es Fondsmanager gebe, die “persönliche Probleme” mit Bender gehabt hätten, es sei aber dessen Pflicht, sich um alle Aktionäre zu kümmern. Weiter warf Dondorf Bender vor, für die margenschwache französische Adixen einen “viel zu hohen Preis” gezahlt zu haben. Er selbst habe damals über einen Kauf von Adixen verhandelt, die Verhandlungen aber abgebrochen, “weil der Kaufpreis absolut verrückt war”. “Die Firma wurde wie Sauerbier angeboten und wir haben gekauft”, so Dondorf. Bender hatte zuvor unter Applaus der Aktionäre erneut die Ablehnung des Busch-Angebots bekräftigt. Er unterstellte Busch bei ihrer Beteiligung mangelnde Transparenz und erinnerte daran, dass Busch völlig überraschend zunächst ein Paket von 15 % offengelegt und es als reine Finanzbeteiligung klassifiziert hatte, kurz darauf aber auf knapp unter 30 % gegangen sei und dann sogleich drei Sitze im Aufsichtsrat gefordert habe.Ayla Busch, Geschäftsführende Gesellschafterin der Busch-Gruppe, hatte vor den Aktionären mit ihrer Rede einen schweren Stand. Sie wurde wiederholt durch Zwischen- und “Aufhören”-Rufe unterbrochen und forderte Aufsichtsratschef und Sitzungsleiter Michael Oltmanns auf, er solle für Ruhe im Saal sorgen – was er tat verbunden mit dem Hinweis an Busch, sie möge dann auch bald zum Ende kommen. Ayla Busch verteidigte das Angebot von 110 Euro je Aktie unter dem Gelächter der Aktionäre mehrfach als “fair” und avisierte einen bald nachgebenden Aktienkurs. Den Kleinaktionären legte sie nahe, sich von Aktien über die Börse zu trennen. Die Präsenz lag bei 67,4 % des Kapitals. Bei der Abstimmung wurde CEO Bender gleichwohl mit 97,32 % der Stimmen entlastet, lediglich für die Entlastung von Aufsichtsratschef Michael Oltmanns stimmten nur 48,51 %.