Beteiligungskapital

Familienfirmen und Private Equity nähern sich vorsichtig an

Traditionell waren Familienunternehmen gegenüber Finanzinvestoren durchaus skeptisch eingestellt - das hat sich gewandelt. Das ist Ergebnis einer Studie der Unternehmensberatung PwC.

Familienfirmen und Private Equity nähern sich vorsichtig an

Familienfirmen nähern sich Private Equity

PwC-Studie: Skepsis gegenüber Finanzinvestoren nimmt ab

cru Frankfurt

Die Sicht von Familienunternehmen auf mögliche Private-Equity-Beteiligungen verschiebt sich. Traditionell waren Familienunternehmen gegenüber Finanzinvestoren durchaus skeptisch eingestellt – das hat sich gewandelt. Das ist Ergebnis einer Studie der Unternehmensberatung PwC. Das Bild der "Heuschrecke" sei der Erkenntnis gewichen, dass ein strategisch motivierter Finanzinvestor durchaus viele Vorteile bietet. Dennoch gibt es in der Praxis einiges, was die "ziemlich besten Freunde" noch trennt – auf beiden Seiten. Unterschiedliche Preisvorstellungen gehören laut PwC ebenso dazu wie unterschiedliche Ansichten zum Thema Minder- oder Mehrheitsbeteiligung und einiges mehr. Befragt hat PwC für die Studie 200 Familienunternehmen und gemeinsam mit dem Bundesverband Beteiligungskapital (BVK) auch 55 Private-Equity-Gesellschaften.

Auch andere Berater bestätigen das ambivalente Verhältnis: "Die Angst vor Private Equity ist nach wie vor groß. Dabei sind viele Altersnachfolgen derzeit nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben", sagt Felix Engelhardt von der auf Mittelständler spezialisierten M&A-Boutique Zumera in Berlin. "Wir haben jede Woche hunderte Anfragen. Insbesondere unser Bewertungsrechner ist sehr beliebt."

Private Equity-Gesellschaften und Familienunternehmen wären laut PwC ein gutes Gespann: Auf beiden Seiten ist das Interesse an einer Beteiligung in der Theorie sehr hoch: Bei den Investoren liegt es bei nahezu 100%, bei den Familienunternehmen bei 90%. Die Praxis scheitere jedoch "an unterschiedlichen Vorstellungen – über die Art der Beteiligung, den Preis, die realisierbaren Potenziale im Hinblick auf den Gewinn und andere KPIs" (Key Performance Indicators). Aber es gibt auch nichtfinanzielle Vorbehalte: Unternehmen befürchten zum Beispiel Defizite bei der Sozialkompetenz von Finanzinvestoren – diese wiederum eine zu geringe Veränderungsbereitschaft auf Unternehmensseite. Könnten diese Hürden jedoch überwunden werden, werde der Weg frei für erfolgreiche Partnerschaften.

Das glaubt auch Oda Christiane Goetzke, Partnerin bei der Kanzlei Hengeler Mueller in Düsseldorf: "Wir blicken optimistisch auf die Entwicklung des Private-Equity-Marktes, da wir für 2024 eine Stabilisierung des Zinsniveaus und der Finanzierungsbedingungen erwarten", sagt Goetzke. "Dann rechnen wir mit einem Anstieg der Investitionsbereitschaft und auch, dass klassische Bieterverfahren wieder an Fahrt aufnehmen."

Während für viele Familienunternehmer ein (Teil-)Verkauf laut PwC lange Zeit ausgeschlossen war, ist er heute zumindest denkbar: Für 90% der Befragten ist die Beteiligung eines Private-Equity-Investors eine mögliche Option. Vor zehn Jahren lag die Bereitschaft dafür nur bei 61%. „Das Image von Private-Equity-Gesellschaften ist deutlich besser geworden und damit sind sie durchaus eine unternehmerische Option. Das liegt teilweise auch an dem Wunsch, nicht mehr alle Eier in einem Korb zu haben“, erklärt Uwe Rittmann, Leiter Familienunternehmen und Mittelstand bei PwC Deutschland. „Hinzu kommen Umstände wie ungeklärte Nachfolgeregelungen, der Fachkräftemangel, erschwerte Finanzierungsbedingungen, notwendige Investitionen bei der Digitalisierung sowie der Nachhaltigkeit und natürlich die geopolitische Instabilität und die aktuelle Standortdebatte." Partnerschaften mit Private Equity böten hier Chancen, Kapital und Know-how.

Theoretisch sehen Familienunternehmen das genauso: 92% erhoffen sich vom Investor eine solidere Kapitalausstattung, 90% höhere Erträge und Gewinnplus und 8% einen besseren Marktzugang. Zudem sind die Firmen überzeugt, dass eine Private-Equity-Beteiligung ihnen hilft, Fortschritte in der Digitalisierung (83%) zu erreichen, internationaler (84%), wettbewerbsfähiger und innovativer (beide 81%) zu werden. Auch die Finanzinvestoren haben ein hohes Interesse daran, in Familienunternehmen zu investieren und viele tun das bereits: 98% der befragten Unternehmen sind seit Jahren an Familienunternehmen und Mittelstand beteiligt. „Bei den Beteiligungen an Familienunternehmen schätzen die Investoren ganz besonders das unternehmerische Denken, kurze Entscheidungswege und die Flexibilität“, erklärt Steve Roberts, Private Equity Leader bei PwC.

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