Autozulieferer

Faurecia und Hella planen konservativ

Die früheren Rivalen Hella und Faurecia sollen unter der neuen Dachmarke „Forvia“ profitabler und schlanker arbeiten. Nach Ansicht des Faurecia-Chefs hängt der Erfolg stark von den Preisverhandlungen mit den Autobauern ab.

Faurecia und Hella planen konservativ

kro Frankfurt

Die ab sofort unter der Dachmarke „Forvia“ agierenden Autozulieferer Hella und Faurecia setzen bei ihren mittelfristigen Wachstumsplänen auf aktuelle und künftige Megatrends in der Automobilindustrie. „Wir profitieren vom Trend zur Elektrifizierung, wir profitieren von der Digitalisierung in unserer Branche, viele unserer Produkte tragen zur Individualisierung bei und natürlich werden wir auch vom wichtigsten Trend in der Industrie, dem autonomen Fahren, profitieren“, sagte Hella-Chef Rolf Breidenbach auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der französischen Faurecia, die das MDax-Unternehmen vor wenigen Monaten für rund 6,7 Mrd. Euro übernommen hatte.

Beide Firmen sollen weiter jeweils eigenständig und börsennotiert bleiben. Zudem seien die Einsparziele nun erhöht worden. So sollen die erwarteten Kostensynergien zu einer Steigerung des operativen Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (Ebit) von mehr als 250 Mill. Euro pro Jahr führen − im August war noch von einem positiven Effekt von jährlich 200 Mill. Euro auf das Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) die Rede. Den Umsatz sieht die Gruppe weiter bis 2025 auf über 33 Mrd. Euro steigen, die operative Marge soll dann 8,5 % erreichen.

Auch das liege über den vorherigen Zielen der einzelnen Unternehmen, sagte Faurecia-CEO Patrick Koller. „Wir haben ein riesiges Wachstum vor uns, das auch neue Ressourcen benötigt. Wenn wir es schaffen, dieses Wachstum weiterhin schlank, effizient und effektiv zu gestalten, werden wir auch noch weitere Synergien erzeugen, die zu dem hinzukommen, was wir heute vorgestellt haben“, so der Deutsch-Franzose, dessen Karriere einst bei Hella begonnen hatte. Er will den nach dem Zusammenschluss entstandenen siebtgrößten Autozulieferer der Welt nun zu einem bedeutenden Akteur in Sachen Elek­tronik und Software machen. Schon jetzt werde jedes zweite Auto mit den Produkten von Forvia ausgestattet.

Fokus auf Kostenweitergabe

Allerdings hatten der Chipmangel und steigende Kosten Hella und Faurecia zuletzt stark zugesetzt. Die beiden Unternehmen mussten ihre Prognosen für das jeweils laufende Geschäftsjahr vor dem Hintergrund zwei Mal nach unten korrigieren. Um die mittelfristigen Ziele zu erreichen, sei es daher wichtig, die Preissteigerungen auch an die Autohersteller weiterzugeben, sagte Koller. „Es müssen nicht gleich 100 % sein, aber wir müssen wenigstens für einen merklichen Teil einen Inflationsausgleich erhalten.“

Man sei diesbezüglich in konstruktiven Gesprächen mit den Kunden, betonte Hella-Finanzchef Bernard Schäferbarthold an der Stelle. „Die Kunden verstehen, dass wir nicht die gesamten Preissteigerungen bei den Materialien selbst stemmen können.“ Er sei daher optimistisch, dass es hier noch zu einer fairen Einigung kommen werde.

Die Autobauer selbst haben in der Chipkrise zuletzt häufiger der Produktion von hochmargigen Luxusklassewagen den Vorzug gegeben und sogenannte Volumenmodelle hintangestellt. Insgesamt wurden dadurch laut Zahlen des Automobilverbands VDA allein in Deutschland 2021 so wenig Autos gebaut wie zuletzt vor 46 Jahren. Für das Jahr 2025 geht das Marktforschungsunternehmen IHS Markit von einer weltweiten Produktion von 95 Millionen Fahrzeugen aus. „Wir sind da etwas konservativer“, sagte Koller. „Wir haben für unsere Pläne eine Produktionszahl von 91 Millionen Fahrzeugen zugrunde gelegt.“

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