FCA kommt gut durch Abgasskandal
bl Mailand – Fiat Chrysler Automobiles (FCA) hat sich im Streit mit den zuständigen US-Behörden um den Einsatz von Betrugssoftware zur Manipulation von Abgaswerten von Dieselfahrzeugen offenbar geeinigt. Wie Reuters unter Berufung auf Gerichtsunterlagen mitteilt, zahle der italoamerikanische Konzern fast 800 Mill. Dollar. Beobachter hatten mit einer Zahlung in Milliardenhöhe gerechnet. Ein Schuldeingeständnis von FCA gehe damit nicht einher, betonte der Konzern. Die Anschuldigungen wurden zurückgewiesen. Der deutsche Autozulieferer Robert Bosch, der einige Komponenten für die Dieselmotoren von FCA lieferte, zahlt laut Reuters 27,5 Mill. Dollar.Konkret geht es um 104 000 Fahrzeuge der Typen Jeep Grand Cherokee sowie Pick-ups der Marke Ram, die zwischen 2014 und 2016 auf den Markt kamen. Die Zahlung teilt sich angeblich auf 311 Mill. Dollar auf, die an den Bundesstaat und an das Land Kalifornien gehen sollen sowie 280 Mill. Dollar zur Entschädigung der Käufer dieser Modelle – das sind im Schnitt 2 800 Dollar. Weitere 72 Mill. Dollar sollen an andere US-Bundesstaaten gehen. Die Strafzahlung haben nahezu keine Auswirkungen auf das Zahlenwerk. Der Autobauer hatte bereits im Oktober Rückstellungen von 713 Mill. Dollar für eventuelle Strafzahlungen gebildet.Die Höhe der Zahlungen steht in keinem Verhältnis zu den 25 Mrd. Dollar, die VW für angebliche Manipulationen der Abgasmessungen zahlen musste. Bei FCA ging es aber um viel weniger Fahrzeuge. Zudem konnte offenbar nie nachgewiesen werden, dass Fiat Chrysler die Software mit der Absicht der Manipulation installiert hat. FCA hatte die von Anwälten klagender Autokäufer bei einer Anhörung vor einem Bundesgericht in New York zitierten Aussagen von FCA-Mitarbeitern aus internen Mitteilungen und Mails, in denen diese über angebliche Manipulationen sprachen, als nicht korrekt bezeichnet. Aus einzelnen Äußerungen könnten keine Schlüsse über die gesamte Situation gezogen werden.Weitere Strafzahlungen drohen FCA wegen unzulässiger Absprachen über die Kosten von Kundenfinanzierungen, die praktisch alle Finanzgesellschaften der Automobilkonzerne betreffen, die auf Italiens Automarkt tätig sind. Die Vorwürfe beziehen sich auf die Zeit von 2003 bis 2017. Die Kartellbehörden verlangen insgesamt 678 Mill. Euro von den betroffenen Firmen. Davon entfallen 179 Mill. Euro auf die FCA-Bank. Nicht betroffen von Strafzahlungen ist infolge einer Art Kronzeugenrolle die Daimler-Finanzgesellschaft. Die FCA-Bank will Einspruch gegen die verhängte Strafzahlung einlegen.