Feindliche Übernahme von Uniper beginnt
Voraussichtlich noch in dieser Woche veröffentlicht der finnische Energiekonzern Fortum seine feindliche Übernahmeofferte für den Kraftwerksbetreiber Uniper. Dem Uniper-Vorstand, der die Investmentbank Morgan Stanley engagiert hat, bleibt nicht mehr viel Zeit, um seine Abwehr zu organisieren.Von Christoph Ruhkamp, DüsseldorfDer Kampf um die Übernahme des Kraftwerksbetreibers Uniper durch den finnischen Konkurrenten Fortum geht in die nächste Runde. Am heutigen Dienstag, wenn Uniper seine Neunmonatsbilanz vorlegt, wird aller Voraussicht nach zugleich die Finanzaufsicht BaFin ihre Prüfung der Fortum-Offerte abschließen. Spätestens 16. November muss die Behörde das tun. Unmittelbar danach wird das Angebot veröffentlicht, und es beginnt die zehn Wochen dauernde Angebotsfrist. Dem Uniper-Vorstand unter Klaus Schäfer, der die Offerte schon abgelehnt hat und Fortum-Chef Pekka Lundmark als “Wolf im Schafspelz” bezeichnete, bleiben nach der Veröffentlichung des Angebots zwei Wochen Zeit für eine offizielle Stellungnahme.Das ablehnende Ergebnis zeichnet sich aber schon ab: In ganzseitigen Zeitungsanzeigen in Finnland richtete sich Uniper-Vorstandschef Schäfer an die Aktionäre des überwiegend staatlichen Fortum-Konzerns, verwies auf die Kohle- und Gaskraftwerke von Uniper und betonte, diese würden die CO2-Bilanz Fortums verschlechtern und stünden im Widerspruch zu den Zielen Finnlands für eine Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes. Wenn Uniper heute die Neunmonatsbilanz vorstellt, warten Investoren, ob der Kraftwerksbetreiber eine bessere Alternative aufzeigt – wie etwa eine großzügigere Dividendenpolitik oder Sparmaßnahmen. Oder bereits jetzt Gegenmaßnahmen ergreift, um sich unattraktiver für eine Übernahme zu machen – etwa durch hohe Investitionen. Barclays agiert für die FinnenWährend Fortum die Bank Barclays engagiert hat und den Abschluss der Transaktion in der ersten Hälfte des Jahres 2018 anstrebt, lässt der Uniper-Vorstand seine Verteidigung von Morgan Stanley organisieren. Die Investmentbank hatte auch schon die Abspaltung des Kraftwerksbetreibers vom ehemaligen Mutterkonzern Eon und die separate Börsennotierung im September 2016 federführend begleitet.Die Eckpunkte der Fortum-Offerte sind bekannt: Es handelt sich um ein öffentliches Barangebot von 22 Euro je Uniper-Aktie, welches Uniper mit 8,1 Mrd. Euro bewertet. Der aktuelle Kurs liegt bei 24 Euro, was einer Marktkapitalisierung von 8,8 Mrd. Euro entspricht. Es ist keine Mindestannahmeschwelle vorgesehen.Wie bereits Ende September berichtet, hat Fortum eine Vereinbarung mit dem ehemaligen Uniper-Mutterkonzern Eon geschlossen, der noch 47 % der Uniper-Aktien hält. Der Eon-Konzern kann seine Anteile Anfang 2018 Fortum im Rahmen des öffentlichen Angebots andienen.Falls Eon nicht Fortum andient, muss der Essener Energiekonzern eine ungewöhnlich hohe Entschädigung von mindestens 20 % des Werts des Eon-Anteils an Fortum bezahlen. Das entspricht rund 750 Mill. Euro oder 4,40 Euro je Aktie. Fortum könnte dann außerdem alle im Zusammenhang mit dem Angebot erworbenen Aktien an Eon verkaufen. Um Eon ein besseres Angebot als Fortum zu unterbreiten, müsste ein konkurrierender Bieter also mindestens 26,50 Euro bieten. Bisher ist ein solcher Weißer Ritter aber nicht in Sicht – bestenfalls könnte es ein “Grauer Ritter” werden, der “behutsam zerschlägt”. “Keine Komplettübernahme”Fortum ist laut öffentlicher Mitteilung nur an einem strategischen Investment in Uniper interessiert. Eine Komplettübernahme oder das Überschreiten der 50-Prozent-Schwelle ist angeblich nicht geplant. Doch deutet alles darauf hin, dass die Finnen eine Zerschlagung von Uniper planen und die deutschen Kraftwerke an RWE oder einen anderen Interessenten weiterverkaufen wollen. Dafür allerdings bräuchten sie die volle Kontrolle und müssten das Uniper-Management auswechseln. Das würde bis 2020 dauern. Rating wackeltFalls Fortum die Schwelle von 50 % der Uniper-Anteile überschreitet, könnte Uniper bei Fortum vollkonsolidiert werden. Entsprechend ergäbe sich laut Analysten der LBBW ein Verhältnis von Nettoschulden zum operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 2,2. Die Ratingagenturen haben auf die Ankündigung der Offerte negativ reagiert: Moody’s hat das “Baa1”-Rating von Fortum auf die Überprüfungsliste für eine Herabstufung gesetzt und eine mögliche Übernahme als negativ für die Kreditqualität von Fortum bezeichnet.Auch S & P hat das “BBB+”-Rating auf die Überprüfungsliste mit negativen Implikationen gesetzt. Laut S & P übersteigt eine Übernahme von Uniper die bisher eingeplanten M & A-Deals bei Fortum deutlich. Außerdem sei die Übernahme nicht vollständig mit den “Green-Energy-Zielen” von Fortum vereinbar. Bei beiden Agenturen wird eine Herabstufung (Downgrade) um bis zu zwei Stufen (Notches) nicht ausgeschlossen. Außerdem prüfen die Ratingagenturen derzeit auch die Wahrscheinlichkeit der Unterstützung von Fortum und Uniper durch den finnischen Staat, der 51 % der Anteile an Fortum hält.