Fielmann trotzt dem heißen Sommer
Fielmann verlängert die Reihe der Gewinnwarnungen im deutschen Einzelhandel nach dem dritten Quartal nicht. Die ersten vier Wochen des Schlussquartals sorgen beim Optikerkonzern, dessen Marktkapitalisierung 2018 bislang um rund 1,6 Mrd. Euro nachgab, für Zuversicht. Anleger sind erleichtert.ste Hamburg – Nach dem überraschenden Gewinneinbruch im zweiten Quartal dieses Geschäftsjahres um gut 13 % hat Deutschlands führende Optikerkette Fielmann von Juli bis September mit einem um 4,9 % auf knapp 80 Mill. Euro gesteigerten Ergebnis vor Steuern den Analystenkonsens (76 Mill. Euro) übertroffen. Das Hamburger Familienunternehmen bekräftigte gestern wie schon Ende Juni (vgl. BZ vom 29. Juni) das Ziel, im Gesamtjahr 2018 das Vorjahresniveau von rund 249 Mill. Euro zu erreichen. Die ersten Wochen des vierten Quartals stimmten optimistisch.Anleger des MDax-Konzerns, dessen Marktwert im bisherigen Jahresverlauf um rund ein Viertel oder 1,6 Mrd. Euro abgesackt war, reagierten erleichtert, macht doch das Vorsteuerergebnis des dritten Quartals üblicherweise rund 30 % des Jahresergebnisses aus. Die Fielmann-Aktie, 2017 noch um über 17 % gestiegen, legte gestern um bis zu 6 % zu und ging bei 57,50 Euro mit einem Plus von 4,8 % aus dem Xetra-Handel.Dabei verbuchte Fielmann im Berichtszeitraum nur ein Umsatzwachstum von 0,5 % auf 366,4 Mill. Euro. Die lange Zeit hochsommerlichen Temperaturen wirkten sich bei der Optikerkette wie im deutschen Einzelhandel allgemein negativ auf die Besucherfrequenz in den Filialen aus, was verbreitet zu Gewinnwarnungen führte. Die durchschnittliche Marktschätzung von 372 Mill. Euro verfehlte Fielmann mit dem Quartalsumsatz. Dass das Vorsteuerergebnis überproportional zulegte, lag an einer reduzierten Personalkostenquote. Im Gesamtjahr 2018 sollen Brillenabsatz und Umsatz unverändert das Wachstumsniveau des Vorjahres (+1,5 % bzw. +3,6 %) erreichen.Den Rückgang des Halbjahresgewinns vor Steuern auf 116 (i. V. 124) Mill. Euro hatte Fielmann neben Vorlaufkosten für die Expansion in Italien, wo im dritten Quartal die 13. Niederlassung eröffnet wurde und wo im Schlussquartal weitere fünf Standorte hinzukommen sollen, mit Belastungen durch die Wechselkursentwicklung des Schweizer Franken sowie erhöhten Personalkosten und verstärkten Investitionen in Digitalisierung und Marktauftritt begründet. Der Konzern betrieb zum 30. September im deutschsprachigen Raum und im angrenzenden Europa insgesamt 729 (718) Niederlassungen.Dem führenden Filialisten, der nach eigenen Angaben in seinen Niederlassungen den fünf- bis zehnfachen Umsatz eines Durchschnittsoptikers erwirtschaftet, lehrt der Online-Handel, dessen Stückzahlen nach Berechnungen des Branchenverbandes ZVA mit 830 000 verkauften Brillen (2017) für 6,5 % des gesamten Branchenabsatzes in Deutschland stehen und dessen Umsatz mit 261 Mill. Euro rund 4,3 % des Branchenumsatzes ausmacht, bislang nicht das Fürchten. Es sind weiterhin die Filialisten und großen Mittelständler, die das Branchenwachstum bestimmen. Internet-Konkurrenten bieten ihre Angebote inzwischen auch offline an: Der 2007 entstandene Online-Optiker Mister Spex etwa kommt seit der Eröffnung des ersten Ladens in Berlins 2016 auf zehn eigene stationäre Geschäfte.Gleichwohl nehmen die Investitionen in die Digitalisierung zu. Fielmann verweist auf große Chancen in der intelligenten Vernetzung des Internetauftritts mit den Filialen. Beim aktuellen Stand der Technologie sieht der Konzern aber derzeit keine Möglichkeit, Korrektionsbrillen bei Beibehaltung der Qualitätsansprüche zu versenden.