Finanzierungslücke bei Climate Tech
Finanzierungslücke bei Climate Tech
Private Equity und Venture Capital sollen Investitionen schultern – Herausforderungen für Scale-ups
Climate Tech soll bei der grünen Transformation eine entscheidende Rolle spielen, doch dafür fehlt es an Investitionen. Besonders die bereits etwas länger am Markt agierenden Scale-up-Unternehmen bräuchten mehr Kapital. Dies sollen vor allem Venture-Capital- und Private-Equity-Investoren bereitstellen.
sar Frankfurt
Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft spielen technologiegetriebene Lösungen (Climate Tech) eine große Rolle. Deren Investitionsbedarf ist enorm, zeigt eine neue Studie von Allianz Economic Research, Allianz X, dem "Zentrum für Innovation & Gründung Unternehmertum" und "Unternehmertum Venture Capital Partners". Um die selbst gesteckten Klimaziele zu erreichen, müssten die jährlichen Investitionen in Climate Tech in Europa im Vergleich zur vorherigen Dekade um jährlich etwa 700 Mrd. Euro gesteigert werden. Davon müssten etwa 140 Mrd. Euro aus öffentlichen Mitteln und 560 Mrd. Euro aus dem Privatsektor kommen, errechnen die Autoren.

Davon sind die jährlichen Investitionen von Private-Equity- und Venture-Capital-Investoren noch weit entfernt. 2022 lagen sie bei 97,3 Mrd. Dollar. Zwar hat die makroökonomische Unsicherheit den Investitionen im Vergleich zu 2021 einen gehörigen Dämpfer verpasst, der Rückgang ist laut Studie aber weniger ausgeprägt als bei Fintechs oder Health-Tech-Investitionen. Und die Lage entspannt sich: Für 2023 schätzen die Autoren, dass die Investitionen weltweit mit 129,2 Mrd. Dollar knapp über dem Rekordjahr 2021 liegen könnten.
Europa hängt zurück
Auf dem europäischen Markt lagen die Investitionen 2022 mit 28,7 Mrd. Dollar um gut 30% über den 12,8 Mrd. Dollar aus dem Jahr 2019, allerdings noch deutlich unter dem Ausnahmejahr 2021, als 36,8 Mrd. Dollar zusammenkamen. In diesem Jahr erwarten die Studienautoren eine Seitwärtsentwicklung auf etwa 29 Mrd. Dollar.
Bei der Anzahl der Transaktionen lag Europa mit 1.493 Investments sogar leicht über den USA (1.242 Deals). Allerdings fließt in Relation gesehen ein geringerer Anteil des weltweiten Private-Equity- und Venture-Capital-Investments in europäische Climate Techs. Das führt insbesondere bei größeren Unternehmen, also Scale-ups und Later-Stage-Unternehmen, zu einer Finanzierungslücke.
Investitionsprozess dauert länger
Europäische Start-ups in einer frühen Phase standen 2022 für 36% der weltweiten Climate-Tech-Transaktionen, erhielten aber nur 30% des weltweiten Funding. Later-Stage-Unternehmen standen für 32% der Deals weltweit, an sie flossen aber nur 25% der weltweit verfügbaren Mittel. Ein Weg, die Situation gerade für die reiferen Unternehmen zu verbessern, läge der Studie zufolge im Abbau von Bürokratie. So dauere es ähnlich lange, ein junges Early-Stage-Start-up in den USA und in Europa zu finanzieren. Bei Investitionen in Later-Stage-Unternehmen dauere der Prozess in Europa dagegen etwa ein Jahr länger. Eine Unwucht erkennen die Autoren auch in der Allokation der Mittel. Denn diese fließen nicht unbedingt in die Sektoren, die das größte Potenzial bei der Dekarbonisierung bieten. Der Bereich „Mobilität und Transport“, der weltweit für 15% der Emissionen steht, vereint laut Studie 48% der weltweiten VC- und PE-Investitionen im Climate-Tech-Bereich auf sich. In Lösungen für Industrie und Produktion, die für 34% der Emissionen stehen, fließen dagegen nur 9% der Gelder.