Finanzinvestor Afinum schlüpft in Görtz-Schuh
wb Frankfurt – Afinum Management steigt mit einer Minderheitsbeteiligung bei der Ludwig Görtz GmbH ein. Die Beteiligungsgesellschaft aus München erwirbt 40 % an dem Schuhhändler aus Hamburg, der eine Restrukturierung hinter sich hat, und setzt eine Finanzspritze. Ziel sei eine “starke und langfristige Partnerschaft”, wird mitgeteilt. Die Bewertung wird nicht verraten. Die Brüder Ludwig, Friedrich und Thomas Görtz behalten die Kapitalmehrheit.Sie hatten es versäumt, rechtzeitig auf Online-Handel zu setzen. Andere traf es härter: Die Handelskette Bahner (Leiser und Schuhhof) war insolvent, Schuh-Fink und Lahr mussten zuletzt zum Amtsgericht.Die rund 140 Jahre alte Görtz hat etwa 3 200 Beschäftigte und ist mit 170 Filialen in Deutschland und Österreich sowie E-Commerce-Kanälen tätig. In der Schweiz wurden die 58 Filialen der Tochter Pasito-Fricker verkauft. Andere Engagements im Ausland, etwa in Polen, wurden zuvor beendet. Görtz war schon länger auf Investorensuche, wobei ein Einstieg der Otto-Gruppe im Herbst gescheitert war. Zuletzt soll auch Reno (HR Group), nach Deichmann führend in Deutschland, im Rennen gewesen sein. Diese wollte aber die Mehrheit, heißt es.Online-Konkurrenz, die frühere Sortimentspolitik sowie eine starke Expansion machten Görtz zu schaffen. Einkauf und Vertrieb wurden zuletzt umgebaut, und das Eigenmarkenangebot wird verstärkt. “2014 ist sehr gut angelaufen, im ersten Quartal haben wir unsere Umsatz- und Ergebnisziele deutlich übertroffen”, sagt Ludwig Görtz, Vorsitzender des Verwaltungsrates. Die Firma setzte 2013 rund 365 Mill. Euro (inklusive Schweiz) um und kehrte nach zwei Jahren im Minus operativ in die schwarzen Zahlen zurück. Im ersten Quartal sei der Umsatz um eine “gute” prozentual zweistellige Prozenthöhe gestiegen.Die 2000 gegründete Afinum beteiligt sich ohne Branchenschwerpunkt an Mittelständlern. Unter anderem ist man beim Möbelhersteller Thonet engagiert. Aktuell investiert sie aus zwei separaten Fonds, über die Mehrheits- und Minderheitsbeteiligungen eingegangen werden. Beide seien flexibel, Eigenkapitallösungen für unterschiedlichste Situationen strukturieren zu können. Afinum kann mit dem neuen Fonds Kaufpreise bis etwa 100 Mill. Euro allein stemmen.