Finanzinvestor Main Capital steigt bei Cleversoft aus
Finanzinvestor Main Capital verkauft Cleversoft
Regulierungs-Softwarefirma geht an US-Private-Equity-Haus Levine Leichtman Capital Partners – Bewertung bei 150 Mill. Euro
cru Frankfurt
Trotz der schwierigen Marktklage nach der Zinswende gelingt dem niederländischen Finanzinvestor Main Capital der Ausstieg bei der Münchener Softwarefirma Cleversoft. Das Unternehmen, das auf Software spezialisiert ist, die unter anderem Banken bei der Einhaltung von Regulierungsvorhaben unterstützt – im Fachjargon Regtech genannt –, wird vom US-Private-Equity-Haus Levine Leichtman Capital Partners (LLCP) übernommen. Die Amerikaner, die insgesamt 9,3 Mrd. Dollar Assets under Management haben, setzen den Firmenwert von Cleversoft inklusive Schulden nach Angaben aus Finanzkreisen bei 150 Mill. Euro an.

Dabei macht das Unternehmen mit rund 100 Beschäftigten bisher nur rund 20 Mill. Euro Umsatz im Jahr. Mit dem Siebeneinhalbfachen des Umsatzes liegt die Bewertung unter den Spitzenwerten, die während des von billigem Notenbankgeld befeuerten Hypes im Jahr 2021 erreicht wurden. Für Finanzinvestoren ist es jedoch derzeit besonders schwierig, aus Unternehmensbeteiligungen auszusteigen und dabei einen Wertzuwachs zu realisieren, weil Kredite für die Käufer knapper und teurer geworden sind. Das Transaktionsvolumen der Private-Equity-Branche ist nach den Daten von Dealogic im laufenden Jahr bis dato um zwei Drittel eingebrochen. Noch stärker geschrumpft ist das Volumen der Exits, so dass die Private-Equity-Firmen auch weniger an ihre Investoren ausschütten.
Umsatz verdreifacht
Main Capital, die insgesamt 2,2 Mrd. Euro an Vermögen für institutionelle Investoren anlegt und über ein Büro in Düsseldorf verfügt, war 2018 bei Cleversoft eingestiegen. Seither hat sich der Umsatz mehr als verdreifacht. Dabei unterstützte Main in den fünf Jahren mehrere Zukäufe – darunter etwa Cleversofts Übernahme von CDDS, einem ganzheitlichen Softwareanbieter, der sich auf Anti-Geldwäsche-Lösungen für Banken, Vermögensverwalter und andere Finanzinstitute spezialisiert hat. Darüber hinaus baute Cleversoft das eigene Angebot aus mit der Übernahme von Business Forensics, einem Anbieter von Lösungen zur Verhinderung von Finanz- und Wirtschaftskriminalität, und Second Flow, einem Anbieter von innovativer Compliance- und Risikomanagement-Software mit Schwerpunkt auf dem Versicherungssektor.
Sven van Berge Henegouwen, Managing Partner bei Main Capital und zugleich Deutschlandchef im Düsseldorfer Büro, sieht den bisherigen Wachstumskurs als „Beweis für das Engagement und die Vision von Florian Clever und seinem Managementteam“. „Wir sind zuversichtlich, dass LLCP die ideale Plattform für den weiteren Erfolg von Cleversoft bieten wird.“ Im Januar war Main Capital bei der Softwarefirma Onventis ausgestiegen. Das deutsche Unternehmen wurde an das französische Private-Equity-Haus Keensight verkauft, das auf Growth-Buy-out-Deals spezialisiert ist. Gemäß Finanzkreisen wurde die Firma aus Stuttgart dabei mit einem niedrigen dreistelligen Millionenbetrag bewertet. Es handelte sich bei dem Deal um den sechsten Ausstieg von Main Capital aus einer Unternehmensbeteiligung binnen zwölf Monaten. Neben dem Verkauf von Onventis gab es 2022 die Exits von Artegic, King, Obi4wan und Locatiqs. Die Exits brachten nach eigenen Angaben von Main Capital im Durchschnitt das 5,2-Fache des eingesetzten Geldes ein – sowie eine interne Rendite (IRR) von 55%.
Hohe Ausschüttungen
Vor diesem Hintergrund hatte Main Capital einen in der Geschichte des Finanzinvestors rekordhohen Betrag an Bargelderlösen ausgeschüttet. Der Finanzinvestor ist noch immer gut mit Kapitalzusagen von Großanlegern ausgestattet – im Fachjargon „Dry Powder“ genannt: Main Capital hatte im Oktober 2021 für zwei Fonds 1,2 Mrd. Euro von hauptsächlich institutionellen Anlegern aufgebracht.
Der niederländische Finanzinvestor Main Capital war 2018 bei der Münchener Bankenregulierungs-Softwarefirma Cleversoft eingestiegen. Seither hat sich der Umsatz verdreifacht. Jetzt wird das Unternehmen an das US-Private-Equity-Haus Levine Leichtman Capital Partners verkauft – für 150 Mill. Euro.