Private Equity

Finanzinvestor McWin verputzt Edelrestaurantkette "Big Mamma"

Die Edelitaliener-Kette "Big Mamma" wird beim Verkauf an den Finanzinvestor McWin mit 270 Mill. Euro bewertet. Verkäufer der Anteile sind die beiden französischen Gründer Tigrane Seydoux und Victor Lugger, die mit einem Minderheitsanteil beteiligt bleiben, sowie die frühen Investoren, darunter der französische Telekommilliardär Xavier Niel.

Finanzinvestor McWin verputzt Edelrestaurantkette "Big Mamma"

McWin verputzt "Big Mamma"

Finanzinvestor zahlt 270 Mill. Euro für die italienische Edelrestaurantkette – Neuer Deal nach L’Osteria und Pleitefirma Vapiano

cru Frankfurt

Der Finanzinvestor McWin übernimmt die Mehrheit bei der Edelitaliener-Restaurantkette Big Squadra, die besser unter dem Namen "Big Mamma" bekannt ist. Das Unternehmen mit französischen Eigentümern wird bei der Transaktion mit 270 Mill. Euro bewertet. Verkäufer der Anteile sind die beiden Gründer Tigrane Seydoux und Victor Lugger, die mit einem Minderheitsanteil beteiligt bleiben, sowie die frühen Investoren, darunter der französische Telekommilliardär Xavier Niel und der Medienmogul Stéphane Courbit.

Der Deal fügt sich ein in einen M&A-Markt, der durch Private-Equity-Transaktionen nach einer längeren Flaute gerade wieder an Schwung gewinnt. Die Private-Equity-Riesen sind mit dem Fundraising für sehr große neue Fonds beschäftigt – allen voran Blackstone (30 Mrd. Dollar), Hellman & Friedman (24 Mrd. Dollar) sowie Clayton, Dubilier & Rice (23 Mrd. Dollar), wie Daten des Beratungshauses Preqin zeigen.

Spezialität Systemgastronomie

Die auf Systemgastronomie und Lebensmitteltechnologie spezialisierte Beteiligungsgesellschaft McWin, die insgesamt 1 Mrd. Euro verteilt über neun Beteiligungen verwaltet, hatte 2022 über einen neuen Fonds 525 Mill. Euro für Investments in europäische Restaurantketten eingesammelt. Wichtigster Geldgeber für den McWin Restaurant Fund (MRF) ist eine Tochter der Abu Dhabi Investment Authority (Adia) – des Staatsfonds des Emirats Abu Dhabi.

Zu den bisherigen Engagements von McWin gehörten die in Nürnberg gegründete Italiener-Kette L’Osteria, Burger King Germany (85%), die Bäckereikette Gail’s und White Rabbit in Großbritannien sowie die vorübergehend insolvente Restaurantkette Vapiano mit Sitz in Hildesheim. Zu den Investitionen im Bereich Lebensmitteltechnologie zählen die Unternehmen Blue Nalu, Perfect Day, The Every Company, Impossible Foods und Upside Foods, das nachhaltige Verpackungsunternehmen Footprint und das Unternehmen für vertikale Landwirtschaft Oishii.

Bei dem aktuellen Deal wurde McWin von der Investmentbank Lazard beraten, wie McWin-Partner Harry Goss der Börsen-Zeitung sagte. "Als Nächstes werden wir ein weiteres Restaurant in Italien eröffnen", kündigt Goss an. "Es gibt zwar noch keinen ausgereiften Plan, außerhalb Europas zu expandieren. Aber ein natürlicher nächster Schritt könnten Neueröffnungen im Mittleren Osten sein", fasst er den Stand der Internationalisierung zusammen. Auch die USA habe man im Blick.

Die Gründer Seydoux und Lugger werden das Unternehmen weiterhin als Co-CEOs leiten und bleiben Aktionäre. Seit der Gründung hat Big Squadra kräftig expandiert. Das Unternehmen eröffnete bereits 23 der opulent eingerichteten Restaurants in Frankreich, Großbritannien, Monaco, Spanien und Deutschland, die täglich mit 2.400 Beschäftigten 15.000 Kunden bedienen. Im Einzelnen handelt es sich um Pink Mamma und La Felicità in Paris, Circolo Popolare und Gloria in London, Coccodrillo in Berlin, Edmondo in Hamburg und Bel Mondo in Madrid.

Die Besonderheit der Restaurants, die italienisches Essen servieren, liegt gemäß dem eigenen Anspruch in ihrer Verwendung von authentischen Zutaten, die direkt von italienischen Erzeugern bezogen werden. Mit dem Geld des neuen Eigentümers McWin soll nun eine global agierende Marke aufgebaut werden. Die Beteiligungsgesellschaft werde die Internationalisierung und Digitalisierung finanzieren.

Gründer als "Visionäre" bejubelt

Henry McGovern, Mitbegründer und Partner von McWin, der selbst den Gastronomiekonzern Amrest gegründet hat, bejubelt die Big-Mamma-Gründer Tigrane (Seydoux) und Victor (Lugger) als "echte Visionäre": "Sie haben Pionierarbeit für eine neue Art von Restauranterlebnis geleistet und bieten den Kunden an jedem Standort einen wirklich einzigartigen und unvergesslichen Besuch. Wir freuen uns, die Big-Squadra-Familie auf ihrer nächsten Wachstumsphase zu begleiten."

Nach der Corona-Pandemie waren die Bewertungen für Restaurantketten deutlich gesunken. Zeitweise war ein Gewinnvielfaches (Multiple) von weniger als 10 üblich. Gemäß dem regelmäßig berechneten Index des Finanzinvestors Argos Wityu, der die Preise bei mittelgroßen Deals abdeckt, stieg der Durchschnittspreis im zweiten Quartal 2023 leicht auf das 9,9-Fache des operativen Gewinns (Ebitda), zurück auf sein Niveau vom vierten Quartal 2022. Er hält sich damit stabil, steht aber unterhalb seines Fünfjahresdurchschnitts vom 10,2-Fachen des Ebitda.

Die Aktivitäten von Private-Equity-Fonds gingen laut Argos Wityu auf ein Rekordtief zurück. Ihr Anteil an der M&A-Aktivität im Mittelstand lag bei weniger als 15%. Treibende Kraft waren strategische Käufer.

Private-Equity-Deals kommen wieder in Schwung. Der Finanzinvestor McWin, dem auch die deutsche Systemgastronomie L´Osteria gehört, legt sich die Edelrestaurantkette Big Mamma zu, die Franzosen gehört, aber italienisches Essen serviert. Das Unternehmen wird dabei mit 270 Mill. Euro bewertet.