Flaute auch im Weihnachtsgeschäft
Flaute auch im Weihnachtsgeschäft
Flaute in der Fernsehwerbung
RTL verliert wie ProSiebenSat.1 Umsatz und senkt die Jahresprognose für Erlös und Ergebnis
jh München
Auf die erhoffte Erholung des TV-Werbemarkts im wichtigen Weihnachtsgeschäft warten die privaten deutschen Fernsehkonzerne vergeblich. Grund ist die Konjunkturschwäche, die unerbittlich durchschlägt. Nach ProSiebenSat.1 muss nun auch RTL die Ambitionen für dieses Jahr nach unten korrigieren.
Das Streaming-Geschäft von RTL wächst. Doch das kann die Schwäche im Fernsehwerbemarkt nicht ausgleichen, der unter der Konjunkturflaute in Deutschland leidet. In den ersten neun Monaten dieses Jahres sank der Konzernumsatz von RTL deswegen um 2,2% auf 4,1 Mrd. Euro. Immerhin blieb der Erlös im dritten Quartal mit gut 1,3 Mrd. Euro stabil. Nicht besser ergeht es dem größten Konkurrenten im hiesigen Markt: Der Umsatz von ProSiebenSat.1 ging sowohl im dritten Quartal als auch von Januar bis September um 2% zurück.
Dass RTL die bisherigen Jahresziele nun aufgeben muss, hatte sich angesichts der Marktentwicklung abgezeichnet. Im August hatte der Vorstandsvorsitzende Thomas Rabe noch damit gerechnet, dass die TV-Werbeumsätze im zweiten Halbjahr um 2 bis 3% wachsen – auch wegen des schon sehr schwachen vierten Quartals 2024. Doch eine Erholung des Weihnachtsgeschäfts, das saisonal mit Abstand stärkste, zeichnet sich nicht ab.
Ein Minus von 7 Prozent erwartet
RTL rechnet jetzt damit, dass die TV-Werbeumsätze in der Zeit von Juli bis Dezember um einen hohen einstelligen Prozentwert sinken. ProSiebenSat.1 erwartet für das vierte Quartal einen Rückgang der Werbeeinnahmen im Unterhaltungsgeschäft um eine niedrige einstellige Prozentzahl und für das gesamte Jahr um einen mittleren einstelligen Wert. Das deckt sich mit der Prognose des Branchenverbands Vaunet. Demnach sinken die Netto-Werbeerlöse im deutschen Fernsehen (einschließlich der öffentlich-rechtlichen Sender) um rund 7% auf etwa 3,3 Mrd. Euro.

RTL erwartet nun einen Rückgang des Umsatzes (siehe Grafik) und des operativen Gewinns in diesem Jahr. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis nach Abschreibungen (Ebita) verringert sich laut der korrigierten Prognose auf rund 650 (i.V. 721) Mill. Euro. Im ersten Halbjahr sank es auf 160 (172) Mill. Euro. Die Ergebnisse für das erste und dritte Quartal veröffentlicht RTL nicht. ProSiebenSat.1 hatte schon im September die Jahresziele für Umsatz und Ergebnis nach unten korrigiert. Vor wenigen Tagen wurden die Ambitionen für den operativen Gewinn nochmals gesenkt.
Drei Viertel des Rückgangs ausgeglichen
Den Werbeumsatz der digitalen Angebote steigerte RTL im Neumonatszeitraum um fast ein Drittel auf 345 Mill. Euro. Damit glich das Unternehmen nach eigenen Angaben rund 70% des Rückgangs der TV-Reklameerlöse aus. Diese sind mit knapp 1,5 (1,6) Mrd. Euro aber weiterhin deutlich größer. Der Streaming-Umsatz nahm um rund 27% auf 351 Mill. Euro zu.
Zu diesem Geschäft gehören RTL+ in Deutschland und in Ungarn sowie M6+ in Frankreich. Der Konzern begründet den kräftigen Anstieg mit mehr Abonnenten, höheren Preisen in Deutschland und den wachsenden Werbeerlösen. In Deutschland zählte RTL Ende September 6,6 Millionen bezahlte Abos – 14,5% mehr als ein Jahr zuvor.
Freigabe der EU für Übernahme erwartet
Die Freigabe der Europäischen Kommission für die angestrebte Übernahme des Bezahlfernsehen- und Streaming-Unternehmens Sky Deutschland erwartet RTL für das erste Halbjahr 2026. Im September stimmte die deutsche Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) dem Vorhaben zu. Eine „vorherrschende Meinungsmacht“ entstünde nach ihrer Ansicht mit dem Zusammenschluss nicht.
Der Mutterkonzern Bertelsmann, der mehr als 75% der RTL-Aktien besitzt, erhöhte in den ersten neun Monaten den Umsatz minimal auf 13,5 (13,4) Mrd. Euro. Bereinigt um Portfolioeffekte ergibt sich nach Angaben des Unternehmens ein Anstieg von 1,9%. Dazu beigetragen hätten vor allem das Verlagsgeschäft (Penguin Random House), die Dienstleistungsgruppe Arvato sowie das Bildungs- und Investmentgeschäft.
