Übernahme vereinbart

RTL bietet mit Sky Deutschland Netflix & Co. die Stirn

Im deutschen Medienmarkt zeichnet sich eine Konsolidierung ab: RTL will Sky Deutschland kaufen. Gemeinsam wären die Unternehmen im Abogeschäft in deutschsprachigen Ländern ein Gegengewicht zu den Streaminganbietern Netflix und Amazon Prime. Voraussetzung ist die Zustimmung der EU-Wettbewerbsbehörde.

RTL bietet mit Sky Deutschland Netflix & Co. die Stirn

RTL bietet mit Sky-Kauf Netflix die Stirn

Medienkonzern tritt großen Streamingdiensten entgegen – Kaufpreis maximal 527 Mill. Euro

jh München

Im deutschen Medienmarkt zeichnet sich eine Konsolidierung ab: RTL will Sky Deutschland kaufen. Gemeinsam wären die Unternehmen im Abogeschäft in deutschsprachigen Ländern ein Gegengewicht zu den Streaminganbietern Netflix und Amazon Prime. Voraussetzung ist die Zustimmung der EU-Wettbewerbsbehörde.

Der Medienkonzern RTL will den Bezahlfernseh- und Streaminganbieter Sky Deutschland erwerben. Zusammen haben die beiden Unternehmen 11,5 Millionen zahlende Abonnenten im deutschsprachigen Gebiet. Gemeinsam würden sie im Vergleich mit Netflix und Amazon Prime stark aufholen und Disney+ hinter sich lassen. Die Übernahme steht unter dem Vorbehalt der EU-Wettbewerbskommission, die die Unterlagen in den nächsten Tagen erhalten soll. Den Vollzug erwartet RTL im kommenden Jahr.

Thomas Rabe, der Vorstandsvorsitzende der RTL-Gruppe und des Mehrheitsaktionärs Bertelsmann, bezeichnet das Vorhaben als Meilenstein sowohl für Bertelsmann als auch für die europäische Medienindustrie. Diese zu stärken sei „im Wettbewerb mit den globalen Tech- und Streamingplattformen zwingend“. Der Aktienkurs reagierte am Freitag in der Spitze mit einem Sprung um 17% auf 37,05 Euro.

Aufschlag für Aktienkursentwicklung

Der US-amerikanische Kabelnetzbetreiber Comcast erhält für Sky Deutschland 150 Mill. Euro in bar unter der Annahme eines cash- und schuldenfreien Unternehmens sowie einen Aufschlag abhängig vom RTL-Aktienkurs. Dieser würde fällig in der Spanne von 41 bis 70 Euro in den ersten fünf Jahren. Comcast könnte dann die Option jederzeit nutzen. Bei einem Kurs von 50 Euro erhielte das Unternehmen 117 Mill. Euro, an der Obergrenze von 70 Euro 377 Mill. Euro. Daraus ergibt sich der maximale Preis von 527 Mill. Euro. RTL kann den Aufschlag in bar, in Aktien oder in einer Kombination beider Elemente zahlen.

Ergebnis erstmals an der Nulllinie

Comcast hatte schon seit längerem einen Käufer für Sky Deutschland gesucht. Im Herbst 2022 wurde die Investmentbank PJT Partners damit beauftragt, die auch den Deal mit RTL begleitet hat. Nach damaligen Informationen erhoffte sich Comcast einen Preis von 1 Mrd. Euro. Wenige Monate später hieß es in der Branche, Comcast sei bereit, mehr als 1 Mrd. Euro Mitgift für eine Trennung von Sky Deutschland zu geben. Seitdem haben sich die nicht bezifferten Verluste deutlich verringert, wie zu hören ist. Dana Strong, CEO des Mutterkonzerns Sky, kündigte an, Sky Deutschland werde dank einer Neuordnung in diesem Jahr ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen – vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Es wäre das erste Jahr ohne Verlust auf dieser Basis. Der Jahresumsatz liegt bei 2 Mrd. Euro. Die Zahl der Abonnenten wachse derzeit weiter, heißt es.

Die erwarteten Synergien des Zusammenschlusses beziffert Rabe auf 250 Mill. Euro im Jahr. Diese sollen drei Jahre nach dem Vollzug erreicht werden. Einen kleineren Teil spielen nach der Planung Umsatzsynergien ein, den deutlich größeren Kostensynergien. Dabei gehe es darum, die Inhalte besser auszuspielen, sagte ein Sprecher von RTL. Gemeinsam haben die Unternehmen drei Plattformen: das frei empfangbare sowie das Bezahlfernsehen und Streamingdienste.

ProSiebenSat.1 will Gegengewicht sein

In einer Stellungnahme teilt der RTL-Konkurrent ProSiebenSat.1 mit, das Ziel zu verfolgen, „ein starkes Gegengewicht zu den zunehmend geschlossenen Ökosystemen anderer Marktteilnehmer zu bilden“. Die meisten Inhalte der Streamingplattform Joyn sind kostenlos zu sehen. Dagegen würde RTL mit der Übernahme von Sky Deutschland die Abhängigkeit vom werbefinanzierten Fernsehen verringern. Der addierte Pro-Forma-Umsatz von RTL Deutschland und Sky Deutschland betrug im vergangenen Jahr 4,6 Mrd. Euro. Davon stammten nach eigenen Angaben in etwa 45% von Abonnenten.

RTL ist zuversichtlich, die Freigabe der EU-Wettbewerbskommission zu erhalten. Es handle sich um zwei verschiedene Märkte, heißt es: werbefinanziertes Fernsehen und Bezahlfernsehen mit wenig Werbung. In Frankreich und den Niederlanden war RTL mit Fusionsvorhaben im ersten Segment gescheitert.

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