Flugschüler
hei – Als Thorsten Dirks 2016 vom Lufthansa-Aufsichtsrat für die Nachfolge des 2017 aus Altersgründen ausscheidenden Karl Ulrich Garnadt ausgewählt wurde, hat sich manch einer aus der Branche die Augen gerieben. Denn mit der Fliegerei hatte der Diplomingenieur der Elektro- und Nachrichtentechnik bis dahin nur kurz nach dem Studium während seiner Tätigkeit bei der Luftwaffe zu tun gehabt. Aber offensichtlich reizte den gebürtigen Hamburger nach rund 20 Jahren in der Telekommunikationsbranche der Wechsel in gänzlich neue Gefilde, so dass er seinen Posten als Vorstandschef von Telefónica Deutschland freiwillig aufgab und quasi als Flugschüler in den Lufthansa-Vorstand eintrat.Konzernchef Carsten Spohr machte damals mit wenigen Worten deutlich, warum bei der Suche nach einem neuen Chef für die Low-Cost-Tochter Eurowings die Wahl auf Dirks gefallen war: Er habe “wirtschaftlichen Erfolg mit eiserner Kostendisziplin” erreicht und zugleich “mit Innovation den Kundenfokus geschärft” und gezeigt, dass er “neue Partnerschaften” entwickeln könne.Genau diese Aufgaben erwarteten den heute 55-Jährigen auch bei Eurowings, wobei er selbst anfangs nicht mit so einer “steilen Lernkurve” gerechnet hatte, wie sie ihm dann tatsächlich bevorstand. Denn nach 105 Tagen auf dem neuen Posten wurde der Wettbewerber Air Berlin insolvent, und es war Dirks Aufgabe, einen Großteil der Kapazitäten in einem gewaltigen Kraftakt in die Lufthansa-Tochter zu integrieren. Dass dies nicht völlig geräuschlos ging, erscheint auch jenseits branchenweiter Probleme im vergangenen Sommer verständlich.Aber an Kraftakte ist der stets unaufgeregt wirkende Hanseat gewohnt. Schon an der Spitze von E-Plus, wo er 2007 nach elf Jahren in der Geschäftsleitung die Führung übernahm, musste er Aufräumarbeiten leisten und das Unternehmen wieder auf Wachstum und Rendite trimmen. Bei Telefónica Deutschland trat er die Nachfolge von René Schuster unmittelbar nach dem Zusammenschluss mit E-Plus an und hatte ebenfalls eine schwierige Integrationsaufgabe zu bewältigen. Bei Eurowings dürfte da noch einiges auf ihn zukommen, denn die Lufthansa will die Plattform noch erweitern – später oder demnächst.