Flugzeugbauer heben Prognosen an
Die weltgrößten Flugzeugbauer Airbus und Boeing zeigen sich auf der Luftfahrtmesse in Farnborough betont zuversichtlich. Entgegen wegen sinkender Neubestellungen skeptischen Marktbeobachtern hoben sie ihre eigenen Ausblicke für die nächsten 20 Jahre an.Von Gesche Wüpper, zzt. FarnboroughTrotz eines deutlichen Rückgangs der Bestellungen in diesem Jahr demonstrieren die Flugzeugbauer Airbus und Boeing Optimismus. Angesichts der Befürchtungen einiger Branchenkenner, der Boom der Luftfahrtindustrie könnte jetzt ein Ende finden, versuchten die beiden Konkurrenten zu beruhigen. Sie hoben zum Auftakt der Flugmesse von Farnborough ihre Ausblicke für die nächsten 20 Jahre um 5 und 4 % an.So erwartet Boeing für die Zeit bis 2035 einen weltweiten Bedarf an insgesamt 39 620 neuen Flugzeugen im Wert von 5,9 Bill. Dollar, während Airbus von 33 070 neuen Jets im Wert von 5,1 Bill. Dollar ausgeht. Allerdings sind in der Prognose des europäischen Flugzeugbauers im Gegensatz zu seinem US-Konkurrenten keine Regionalflugzeuge enthalten.”Es gibt einen Zyklus in dieser Industrie. Es gibt Jahre wie dieses, wenn sie nicht so viele Aufträge haben”, sagte Airbus-Verkaufschef John Leahy. Doch entscheidend seien die Auslieferungen. “Wir haben kapiert, wie wir den Orderzyklus von den Auslieferungen abkoppeln können.” Die Auslieferungen könnten vielleicht während Krisen oder Rezessionen abflachen. Doch sie würden nicht einbrechen, sagt Leahy. China 2035 größter Markt”Trotz der jüngsten Ereignisse, die sich auf die Finanzmärkte ausgewirkt haben, wird die Luftfahrtbranche langfristig wachsen. Die Flotte an Passagierflugzeugen wird sich verdoppeln”, meint Boeing-Marketingchef Randy Tinseth. “Wir erwarten, dass der Passagierverkehr in den nächsten zwei Dekaden pro Jahr um 4,8 % wachsen wird.” Einig sind sich beide Flugzeugbauer, dass China 2035 der größte Flugzeugmarkt vor Nordamerika sein wird.Leahy rechnet angesichts des starken Anstiegs des Flugverkehrs in Wachstumsmärkten und der dort immer größer werdenden Mittelschicht im Vergleich zum Marktausblick 2015 für die nächsten 20 Jahre mit einem Bedarf an 500 zusätzlichen neuen Flugzeugen. Die Flotte an Passagierjets dürfte sich laut Airbus bis 2035 von derzeit 18 020 Maschinen auf 37 710 erhöhen. Der Großteil davon dürfte mit 71 % auf Flugzeuge mit einem Mittelgang wie die Mittelstreckenmodelle A320 oder 737 von Boeing entfallen, während Jets mit zwei Mittelgängen von den Stückzahlen her 24 % und vom Wert her 43 % der Auslieferungen ausmachen dürften.Im Gegensatz zu den Passagiermaschinen senkte Airbus jedoch seine Prognose für Frachtmaschinen im Vergleich zum Vorjahr um 21,5 %. So sieht der europäische Flugzeugbauer inzwischen nur noch einen Bedarf an 645 neuen Frachtmaschinen in den kommenden 20 Jahren. Die Flotte an Frachtflugzeugen dürfte sich demnach auf 2 110 Einheiten erhöhen.Der US-Rivale wiederum rechnet damit, dass bis 2035 rund 2 380 Regionaljets mit bis zu 90 Sitzplätzen im Wert von 110 Mrd. Dollar und 28 140 Flugzeuge mit einem Mittelgang für 3 Bill. Dollar ausgeliefert werden. Im Gegensatz zu Airbus erwartet Boeing einen Bedarf an 930 neuen Frachtmaschinen sowie weiteren 1 440 Frachtflugzeugen, die von Passagiermaschinen umgewandelt werden.Noch unterschiedlicher bewerten die beiden Rivalen die Zukunft von Großraumflugzeugen wie dem A380 und dem 747. So rechnet Airbus mit einem Bedarf an 1 480 Riesenjumbos mit 400 Sitzplätzen oder mehr, inklusive Frachtmaschinen. Die Großraumflugzeuge dürften nach Ansicht des europäischen Unternehmens bis 2035 von den Stückzahlen her 5 % und vom Wert her 11 % der Auslieferungen ausmachen. Boeing dagegen betont in seinem jüngsten Marktausblick, dass der Trend zu kleineren und mittleren Widebody-Jets wie dem 787, dem 777 und dem künftigen 777x anhalten wird. Entsprechend sagt der US-Flugzeugbauer für die nächsten 20 Jahre nur noch einen Bedarf an 530 Großraumflugzeugen für 220 Mrd. Dollar voraus.—– Wertberichtigt Seite 8