Fortum düpiert Uniper-Vorstand

Entlastung wird verschoben - Finanzchef Delbrück weist Vorwürfe zu absichtlicher Blockade zurück

Fortum düpiert Uniper-Vorstand

Der finnische Haupteigentümer Fortum macht sich bereit zur Übernahme der Kontrolle bei Uniper. Die Hauptversammlung hat die Entlastung des alten Vorstands wegen des Vorwurfs einer Blockadepolitik in Russland verschoben. Der Hedgefonds Knight Vinke droht mit einer außerordentlichen Hauptversammlung.cru Düsseldorf – Der Uniper-Vorstand unter den beiden ausscheidenden Managern Klaus Schäfer und Christopher Delbrück hat auf der Hauptversammlung scharfe Kritik der Aktionäre wegen des Widerstands gegen die feindliche Übernahme durch den finnischen Haupteigentümer Fortum einstecken müssen. Zudem soll die Entlastung des Vorstands für die Jahre 2017 und 2018 auf Antrag von Fortum auf das nächste Aktionärstreffen verschoben werden. Das kündigte der für Fortum agierende Düsseldorfer Rechtsanwalt Matthias Cloppenburg von der Kanzlei Hengeler Mueller in der Hauptversammlung an.”Fortums Unzufriedenheit mit dem Verhalten des Vorstands bezieht sich allein auf die Vorgänge in Russland, ist aber kein Ausdruck allgemeinen Misstrauens”, sagte Cloppenburg. Mit der Nichtentlastung kommt es nichtsdestotrotz zum Bruch zwischen Fortum und den im Konzern bleibenden Vorständen Keith Martin und Eckhardt Rümmler sowie Aufsichtsratschef Bernhard Reutersberg, der die Entlastung am Vortag dringend angemahnt hatte.Der Rechtsanwalt Gunther Weiss als Vertreter des Hedgefonds Knight Vinke von der Frankfurter Kanzlei Greenfort kündigte an, dass Knight Vinke für den Fall eines anhaltenden Stillstands durch den Patt zwischen Fortum und Uniper im September 2019 eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen werde. Diese solle dann über eine Abspaltung des Russland-Geschäfts abstimmen, das derzeit die Hürde für die Übernahme durch Fortum darstellt.”Wir sehen einen ehemaligen Börsenliebling, der durch die Blockadepolitik des Vorstands zum Spielball der Hedgefonds geworden ist”, sagte Portfoliomanager Thomas Deser von der Fondsgesellschaft Union Investment am Mittwoch im Congress Center Düsseldorf. Das abgelaufene Geschäftsjahr sei geprägt gewesen von dem “aussichtslosen Abwehrkampf” des Vorstands gegen den neuen Großaktionär Fortum, einer unterdurchschnittlichen Aktienkursentwicklung, zunehmenden Schwierigkeiten im operativen Geschäft und einer weiter negativen Ertragslage. Hürde in RusslandDer finnische Staatskonzern Fortum hält 49,9 % der Anteile an Uniper. Weitere 18 % bzw. 5 % gehören den beiden Hedgefonds Elliott und Knight Vinke. Die Aufstockung des Fortum-Anteils über die Schwelle von 50 % wird durch ein Veto der russischen Regierung verhindert, von dem Fortum-Chef Pekka Lundmark argwöhnt, es sei durch den Uniper-Vorstand mit Absicht in Russland herbeigeführt worden.Gespräche mit dem neuen Vorstandschef Andreas Schierenbeck laufen. Der Ex-Thyssenkrupp-Aufzugsspartenchef kommt am 1. Juni als neuer Uniper-CEO ins Amt. Ihm zur Seite gestellt ist der Ex-Eon-Türkei-Finanzchef Sascha Bibert als CFO. Von beiden wird angenommen, dass sie einen kooperativen Kurs gegenüber Fortum einschlagen.Der scheidende Finanzvorstand Delbrück wies den Vorwurf der Blockadehaltung in der Hauptversammlung zurück: Uniper habe Fortum bereits frühzeitig auf die russische Gesetzgebung hingewiesen, wonach ein ausländischer Staatskonzern in Russland keine sogenannten strategischen Assets betreiben darf – konkret geht es um ein wirtschaftlich unbedeutendes Wasseraufbereitungswerk im westsibirischen Surgut. Uniper habe “transparent und verantwortungsvoll” gehandelt.Aufsichtsratschef Reutersberg kritisierte Fortum, der finnische Konzern habe keine klaren Angaben zu seinen Zielen gemacht und zudem immer wieder Druck gemacht, das Übernahmehindernis in Russland zu beseitigen. Die Gespräche seien von Misstrauen gegenüber dem alten Vorstand geprägt. Auch die Aktionärsvertreter von DSW und SdK kritisierten Fortums Schweigen. Reutersberg empfahl den Aktionären abermals, den Antrag des Hedgefonds Elliott auf Einsetzung eines Sonderprüfers zu den Vorgängen in Russland abzulehnen.Fortum hatte allerdings schon vor der Hauptversammlung angekündigt, dagegen zu stimmen, so dass dieser Antrag ohnehin keine Chance hatte. Zudem wurden die Anträge von Elliott und Knight Vinke, einen Beherrschungsvertrag mit Fortum abzuschließen und das Russland-Geschäft abzuspalten, per Abstimmung von der Tagesordnung gestrichen.Delbrück, der schon in einer Woche das Unternehmen verlässt und zur Münchener Lufttaxi-Firma Lilium wechselt, warnte abermals vor den Folgen einer Mehrheitsübernahme durch Fortum: “Für uns als Vorstand von Uniper ist die Sicherstellung eines stabilen Investment Grades die rote Linie für jegliche Form der Kooperation”, sagte Delbrück. Uniper braucht die gute Bonitätsnote als Basis für das Energiehandelsgeschäft. Finanzielle RisikenDass eine Übernahme von Uniper durch Fortum gravierende finanzielle Risiken für “unsere Geschäftsaktivitäten haben kann”, habe auch die Ratingagentur Standard & Pooor’s in ihrem 2018 veröffentlichten Bericht festgestellt. Demnach könnte das Uniper-Rating herabgesetzt werden, wenn Fortum eine Mehrheitsbeteiligung an Uniper erwirbt und die Unabhängigkeit von Uniper verringert würde.Uniper willl die Ausschüttung für das Jahr 2020 laut Ankündigung um ein Viertel auf 490 Mill. Euro erhöhen. Der Kurs der im MDax notierten Aktie reagierte mit einem Plus von 0,7 % auf 26,40 Euro. Der Börsenwert des Konzerns hat sich damit seit der Abspaltung von Eon und der separaten Börsennotierung im Jahr 2016 mehr als verdoppelt auf rund 10 Mrd. Euro.