Fortum ergreift die Macht bei Uniper
Im Kampf um die feindliche Übernahme von Uniper hat sich Fortum nun durchgesetzt. Die Finnen übernehmen mit Hilfe des Hedgefonds Elliott die Kontrolle beim deutschen Energiekonzern. Sie verzichten zunächst auf einen Beherrschungsvertrag. Doch Aufsichtsratschef Bernhard Reutersberg wird bald ausgewechselt. cru Frankfurt – Die längste Übernahmeschlacht in Europas Energiebranche geht dem Ende entgegen. Zwei Jahre nach Beginn des Kampfs um die feindliche Übernahme von Uniper durch Fortum, der auf beiden Seiten mit aller Härte und Finesse geführt wurde, und wenige Monate nach der Auswechselung der Uniper-Führungsspitze ist der finnische Staatskonzern beinahe am Ziel. Fortum-Chef Pekka Lundmark hat sich gegen den hinhaltenden Widerstand in Düsseldorf durchgesetzt.Die Finnen greifen nach der Mehrheit bei Uniper. Der Energiekonzern aus Espoo will die Uniper-Beteiligungen der beiden US-Hedgefonds Elliott (17,8 %) und Knight Vinke (2,7 %) für 2,3 Mrd. Euro übernehmen und stockt den eigenen Anteil damit von 49,9 % auf 70,5 % auf. Darauf habe man sich mit den beiden aktivistischen Investoren geeinigt, teilte Fortum am Dienstag mit. Der Betrag entspricht 29,93 Euro pro Aktie, der Kurs stand am Dienstag bei 27,36 Euro.Vorerst soll es in den nächsten zwei Jahren weder einen Beherrschungsvertrag geben noch sollen die verbleibenden Minderheitsaktionäre herausgedrängt werden. Mit dem Verzicht auf die Beherrschung reicht Fortum-Chef Lundmark dem Uniper-Management und den Arbeitnehmervertretern die Hand für einen möglichen Friedensvertrag: “Wir wollen es auf die nordische Art machen – mit Gesprächen und im Konsens”, sagte Lundmark im der Börsen-Zeitung. “Wir werden die nächsten zwei Jahre nutzen, um Vereinbarungen über die gemeinsame Zukunft auszuhandeln.”In einem Punkt allerdings ist Lundmark hart, um eine Handhabe bei anhaltendem Widerstand zu haben: “Wir erwarten (…), dass wir auch den Vorsitz des Aufsichtsrats haben sollten.” Insofern ist damit zu rechnen, dass Uniper-Aufsichtsratschef Bernhard Reutersberg spätestens zur Hauptversammlung im Mai abgelöst und durch einen Fortum-Vertreter ersetzt wird. Bisher sind die Finnen nur durch Finanzvorstand Markus Rauramo als Vize-Chefkontrolleur im Uniper-Aufsichtsrat vertreten. Friedensangebot an VorstandUnd ein weiteres Friedensangebot unterbreitet Lundmark. Auf der letzten Uniper-Hauptversammlung war die Entlastung des alten Uniper-Vorstands vertagt worden, weil der Vorwurf im Raum stand, die deutschen Manager hätten in Russland die Übernahme durch Fortum absichtlich hintertrieben. “Wenn wir mit den Gesprächen vorankommen, werden wir den alten Vorstand entlasten”, kündigte Lundmark an.Ein Uniper-Sprecher reagierte zurückhaltend überrascht auf den Deal mit den Hedgefonds: “Bis zuletzt standen wir in engem Austausch mit dem Management von Fortum – und wir gehen davon aus, dass diese konstruktiven Gespräche fortgesetzt werden.”Dem Deal muss noch Russlands Regierung zustimmen, die bisher die Mehrheitsübernahme von Fortum bei Uniper durch ein Veto verhindert hatte, weil Uniper über ein als strategisch bedeutsam eingestuftes Wasseraufbereitungswerk im westsibirischen Surgut verfügt. Offenbar hat Fortum-Chef Lundmark die Zeit genutzt, um in Moskau für Zustimmung zu seinen Plänen zu sorgen. Auch eine Freigabe in den USA braucht Fortum und hofft beides bis Ende März 2020 zu erhalten.In Gesprächen mit dem Uniper-Management und den Arbeitnehmervertretern sollen nun Wege für eine gemeinsame Zukunft ausgelotet werden. “Wir werden uns mit dem Uniper-Management an einen Tisch setzen und einen Plan entwickeln”, sagte Lundmark. “Wir haben heute einen wichtigen Schritt gemacht, um ein führendes Unternehmen in der europäischen Energiewende zu schaffen.” Fortum hatte 2017 in geheimen Verhandlungen mit dem ehemaligen Uniper-Mutterkonzern Eon zunächst eine Übernahme und Zerschlagung geplant, dann aber gegen den Widerstand des Uniper-Managements eine öffentliche Übernahmeofferte vorgelegt.Nach dem Ausscheiden von CEO Klaus Schäfer hatte Uniper zur Jahresmitte den neuen CEO Andreas Schierenbeck geholt, der zuvor die zum Verkauf stehende Aufzugssparte von Thyssenkrupp führte. Aber dessen Gespräche mit Lundmark traten wochenlang auf der Stelle, es kam nicht zu einer Investorenvereinbarung, die einen Burgfrieden herbeigeführt und den Beschäftigten Sicherheit verschafft hätte.Der Düsseldorfer Energiekonzern ist mit rund 11 000 Beschäftigten, davon knapp 5 000 hierzulande, einer der größten Kraftwerksbetreiber Deutschlands. Uniper betreibt zahlreiche Gas-, Kohle- und Wasserkraftwerke. Jetzt verspricht Fortum, bestehende Betriebsvereinbarungen, Tarifverträge und sonstige Vereinbarungen sowie die Tarifzuständigkeit auf Arbeitgeberseite und das bestehende Mitbestimmungsniveau im Aufsichtsrat zu respektieren.Uniper ist eine Dividendenmaschine und schüttet ab 2020 jährlich rund eine halbe Milliarde Euro an die Aktionäre aus. Der Kurs der im MDax enthaltenen Uniper-Aktie reagierte am Dienstag dennoch zeitweise mit einem Minus von 8,8 % auf 27,36 Euro, weil zunächst kein Beherrschungsvertrag angestrebt wird. Die Hoffnungen vieler Aktionäre auf eine zeitnahe, hohe Übernahmeprämie durch Fortum sind damit zunichte. Der Börsenwert des Konzerns hat sich aber auch so noch seit der Abspaltung von Eon und der Erstnotiz im September 2016 durch den Übernahmekampf mit Fortum mehr als verdoppelt auf 10 Mrd. Euro. Patt-Stellung aufgelöstFortum-Chef Lundmark hatte am Anfang stets betont, mit dem 49,9-Prozent-Anteil an Uniper zufrieden zu sein und nicht aufstocken zu wollen. Jetzt kommt es anders. Die Konflikte zwischen Fortum-Chef Pekka Lundmark und dem früheren Uniper-Chef Klaus Schäfer nahmen kein Ende, führten zu einer unauflösbar scheinenden Patt-Stellung und hatten die übrigen Großaktionäre zusehends frustriert. Nachdem Schäfer an Krebs erkrankt war und das Unternehmen deshalb verlassen hat, warfen bald darauf auch die drei übrigen Uniper-Vorstandsmitglieder hin.