Fosun will Thomas Cook retten

Chinesische Gruppe zu Kapitalspritze bereit - Gläubiger müssten sich mit Eigenkapital zufriedengeben

Fosun will Thomas Cook retten

Fosun hat Bereitschaft signalisiert, den angeschlagenen Touristikkonzern Thomas Cook zu retten. Allerdings müssten sich dessen Gläubiger weitgehend mit Eigenkapital zufriedengeben. Zudem kann das Konglomerat aus der Volksrepublik nicht Mehrheitseigentümer europäischer Fluggesellschaften werden.hip London – Die chinesische Fosun hat sich bereiterklärt, dem angeschlagenen Touristikkonzern Thomas Cook eine Kapitalspritze zu verabreichen. Wie das 1841 von einem ehemaligen Baptistenprediger gegründete Unternehmen mitteilt, befindet es sich in “fortgeschrittenen Verhandlungen” über mit dem Großaktionär und den Gläubigerbanken über eine Rekapitalisierung. “Das ist zwar nicht das Ergebnis, dass sich irgendeiner von uns für unsere Aktionäre gewünscht hätte, aber der Vorschlag ist eine pragmatische und verantwortliche Lösung, die die Mittel zur Verfügung stellt, um die Zukunft des Geschäfts von Thomas Cook für unsere Kunden, Zulieferer und Mitarbeiter sicherstellt”, ließ sich Chief Executive Peter Fankhauser zitieren.Die 21 000 Mitarbeiter und 11 Millionen Kunden des Unternehmens dürften aufatmen. Es geht um 750 Mill. Pfund frisches Geld, die Thomas Cook über den Winter bringen sollen, und um die Umwandlung eines wesentlichen Teils der Schulden von netto 1,25 Mrd. Pfund in Eigenkapital. Die zusätzliche Bankfazilität im Volumen von 300 Mill. Pfund, die sich das Unternehmen im Mai gesichert hatte, würde überflüssig. Fosun arbeitet Sky News zufolge mit J.P. Morgan und Lazard an dem Deal. Zu Lasten der AltaktionäreDie Anteile der Altaktionäre am Gewinn würden durch die Kapitalmaßnahmen erheblich verwässert. Fosun, die bereits 18 % an Thomas Cook hält, erhielte bei einer Aufteilung der Gruppe die Kontrollmehrheit am Reiseveranstaltungsgeschäft und eine “wesentliche Minderheitsbeteiligung” an der Airline-Sparte. Eine vollständige Übernahme der Fluggesellschaften durch das Konglomerat des chinesischen Milliardärs Guo Guangchang ist nach europäischem Recht nicht möglich. An Condor hatte die Lufthansa Interesse gezeigt, die 1955 zu den Gründern der Fluggesellschaft gehörte. Auch Virgin Atlantic und der Finanzinvestor Indigo Partners, zu dessen Portfolio unter anderem der ungarische Billigflieger Wizz Air gehört, wurden als mögliche Käufer gehandelt. Bis zum Abschluss der Kapitalmaßnahmen liegt die “strategische Überprüfung” der Optionen für die Airlines jedoch erst einmal auf Eis.Fosun ist mit Club Med schon in der Branche unterwegs. Bei dem Ferienanlagenbetreiber hat der neue Eigentümer die Wende geschafft und das Unternehmen in Hongkong an die Börse gebracht. Der Schuldenabbau sei ein wesentlicher Schritt zur Sicherung der Zukunft des Geschäfts über diese schwierige Phase hinaus, urteilte der Barclays-Analyst James Rowland Clark. Vielleicht werde den Aktionären ja die Möglichkeit gegeben, gemeinsam mit Fosun und den Gläubigern an der Rekapitalisierung teilzunehmen.Vom Sommerangebot sind immerhin schon 75 % gebucht – ein höherer Wert als ein Jahr zuvor. “Allerdings bleiben die Margen wegen des anhaltend intensiven Wettbewerbs mit einem hohen Anteil von Werbeaktionen über alle Geschäftsbereiche hinweg schwach”, teilte das Unternehmen mit. Rabattschlachten und Überkapazitäten sowie steigende Treibstoffkosten machen der gesamten Touristikbranche zu schaffen. Die im Ende März abgelaufenen ersten Halbjahr beobachteten Trends hätten sich im zweiten Halbjahr fortgesetzt, hieß es. In Großbritannien belaste zudem die Ungewissheit rund um den Brexit das Verbrauchervertrauen. Das Management geht deshalb davon aus, dass das operative Ergebnis im Ende September ablaufenden Sommerhalbjahr unter dem Wert des Vorjahres liegen wird. Finanzchef Sten Daugaard hatte dies allerdings bereits im Mai angekündigt. Barclays geht von einem Rückgang um 11 % aus.Für das Winterhalbjahr wies Thomas Cook im Mai einen den Aktionären zuzurechnenden Verlust von 1,47 (i.V. 0,26) Mrd. Pfund aus. Das Unternehmen hatte 1,1 Mrd. Pfund Goodwill abgeschrieben, der noch auf die Übernahme von Mytravel zurückging.