IM INTERVIEW: PIERRE-PASCAL URBON

"Fotovoltaik wird in bestehende Systeme integriert"

Der Vorstandschef und CFO von SMA Solar verkneift sich angesichts volatiler Märkte Mittelfristprognose

"Fotovoltaik wird in bestehende Systeme integriert"

– Herr Urbon, SMA Solar hat das Schlimmste hinter sich. Wie nachhaltig ist die Wende?Wir haben durch die Unternehmenstransformation unsere Gewinnschwelle deutlich von über 1 Mrd. Euro auf 750 Mill. Euro gesenkt und damit unsere Flexibilität erhöht. Wir können heute besser auf die schwankende Nachfrage reagieren. Zudem ist SMA global aufgestellt und kann für alle Anwendungen der Fotovoltaik Lösungen anbieten. Wir sind nicht mehr von einem Markt oder einer Produktfamilie abhängig und profitieren vom weiteren Wachstum der internationalen Solarmärkte.- Was sind die Wachstumstreiber?Die Fotovoltaik kann heute in vielen Märkten mit fossilen Energieträgern konkurrieren. Mit dem Einsatz von Speichern lässt sich die Solarenergie auch zu den Zeiten nutzen, in denen die Sonne nicht scheint. Gewerbebetriebe nutzen im zunehmenden Maße Fotovoltaik für den Eigenverbrauch – die Sonnenenergie wird quasi vor Ort verbraucht. Durch den weiteren Ausbau der dezentralen Strukturen ergeben sich für uns vielfältige Möglichkeiten bei datenbasierten Geschäftsmodellen. Durch unsere Servicekompetenz profitieren wir von der hohen installierten Basis. SMA ist heute die Nummer 4 bei Wartungs- und Betriebsführungsverträgen für solare Großkraftwerke.- Wo soll SMA auf Sicht von drei bis fünf Jahren stehen?Unsere Branche ist aufgrund des regulativen Umfeldes schwer zu prognostizieren. Mittelfristig gehen wir von wachsender Nachfrage aus. Durch unsere Positionierung und Innovationskraft sowie die finanzielle Stärke können wir sich abzeichnende Chancen nutzen. Wir blicken deshalb optimistisch in die Zukunft. Eine konkrete Mittelfristplanung möchte ich nicht in den Raum stellen, dafür ist die Branche zu volatil.- Wo ist regional der stärkste Schub zu erwarten?Der nordamerikanische Solarmarkt zeigt eine positive Entwicklung auf. Insbesondere das Geschäft mit Großanlagen verzeichnet eine starke Nachfrage. Interessant sind aber auch die Märkte in Südostasien und Südamerika. SMA war schon früh in diesen Regionen mit eigenen Gesellschaften vertreten.- Inwieweit macht Ihnen die Konkurrenz aus China zu schaffen?SMA ist mit Abstand Weltmarktführer und hat diese Position im vergangenen Jahr ausgebaut. Fotovoltaik wird immer stärker in bestehende Systeme integriert. Wir haben diesen Trend frühzeitig aufgegriffen und kooperieren deshalb mit namhaften Herstellern, um den fundamentalen Wandel hin zu dezentralen Energieversorgungsstrukturen zu beschleunigen. Damit heben wir uns auch von der Konkurrenz aus China ab.- Sie haben den Liquiditätsüberschuss erhöht. Wie legen Sie an, spüren Sie Negativzinsen?Wir verfolgen eine konservative Anlagepolitik und nutzen festverzinsliche Anlagemöglichkeiten mit kurzen Laufzeiten. Bisher spüren wir noch nicht die negativen Zinsen – unser Zinsertrag ist aber auch leider nicht sonderlich attraktiv.—-Die Fragen stellte Walther Becker.