Fragezeichen hinter Metro-Finanzierung

Banken pochen auf Beherrschungsvertrag - Auf Großaktionäre kommt es an - Rating in Gefahr

Fragezeichen hinter Metro-Finanzierung

Von Annette Becker, DüsseldorfAls Daniel Kretinsky in der letzten Juni-Woche mit einem freiwilligen Übernahmeangebot für Metro vorpreschte, war die Verwunderung groß. Denn Kretinsky hatte sich zuvor schon Zugriff auf gut 30 % an dem Handelsriesen gesichert und wäre zweifelsohne mit einem Pflichtangebot an die übrigen Aktionäre ein wenig billiger davongekommen. Der Investor aber entschied sich für die teurere Variante, auch wenn diese mit größerer Unsicherheit behaftet ist. Seine Call-Option auf die noch beim Familienkonzern Haniel liegenden gut 15 % der Metro-Aktien hat Kretinsky bis dato nicht ausgeübt und wird das mutmaßlich auch erst tun, wenn er die Mindestannahmeschwelle, die das freiwillige Übernahmeangebot enthalten soll, erreicht hat.Noch liegt das Angebot bei der Finanzdienstleistungsaufsicht zur Prüfung. Zweifel, dass es im Laufe dieser oder spätestens der kommenden Woche scharfgeschaltet wird, gibt es nicht. Doch warum lässt sich Kretinsky, der bekanntermaßen nicht zu Kurzschlussaktionen neigt, auf dieses Vabanque-Spiel ein?Die Antwort dürfte in der Finanzierung zu suchen sein. Denn auch die Banken lassen sich – Niedrigzins hin oder her – nicht mehr auf jedes Risiko ein. Das mussten in der vorigen Woche Bain und Carlyle erfahren, die für die Übernahme von Osram ungewöhnlich viel Eigenkapital zum Einsatz bringen. Bei einem Enterprise Value von 4 Mrd. Euro sollen nur 1,3 Mrd. Euro mit Fremdkapital finanziert werden. Zudem ist die Offerte an eine Mindestannahmeschwelle gekoppelt, die den Abschluss eines Beherrschungsvertrags ermöglicht. Kein erfahrener PE-InvestorFür Kretinsky kommt erschwerend hinzu, dass er kein erfahrener Private-Equity-Investor ist. Die bisherigen Investitionen des Tschechen konzentrieren sich auf den Energiesektor. Handelserfahrung hat er bislang nur über eine Beteiligung am zweitgrößten tschechischen Onlinehändler, der Mall.cz-Gruppe, gesammelt. Von daher dürften die kreditgebenden Banken BNP Paribas, Crédit Suisse und Société Générale ihr Engagement davon abhängig machen, ob es dem tschechischen Selfmademan gelingt, die Kontrolle über Metro zu erlangen. Nur mit dem Abschluss eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags kann zumindest ein Teil des Fremdkapitals, das er zur Finanzierung der 5,8 Mrd. Euro schweren Offerte benötigt, auf Metro abgewälzt werden.Um einen solchen Vertrag abzuschließen, ist allerdings eine Dreiviertelmehrheit in der Hauptversammlung (HV) erforderlich. Das könnte sich insofern als problematisch erweisen, als der Investor dem Vernehmen nach bisher noch nicht auf die beiden anderen Großaktionäre der Metro – die Meridian Stiftung (14,2 %) und die Beisheim Holding (6,6 %) – zugegangen ist. Für die erforderliche HV-Mehrheit ist Kretinsky aber zwingend auf deren Stimmen angewiesen.Mit der Vorstellung, die Wachstumspläne der Metro fernab der Börse zu verwirklichen, liegt Kretinsky voll im Trend, wie die Beispiele Osram/Bain und Carlyle oder auch Springer mit KKR belegen. Im Kern geht es darum, das Geschäftsmodell des Großhändlers ins digitale Zeitalter zu heben. Das Zerschlagen des Konglomerats, für das für gewöhnlich der Weg abseits der Börse gesucht wird, hat Metro dagegen in den vergangenen Jahren selbst bewerkstelligt. Angefangen mit dem Verkauf von Galeria Kaufhof im Jahr 2015 folgte 2017 die Aufspaltung in den Lebensmittelhändler Metro und die auf Unterhaltungselektronik spezialisierte Ceconomy. Den letzten Baustein, um zum reinrassigen Großhändler zu werden, vollzieht Metro gerade mit dem Verkauf der SB-Warenhäuser Real.Doch auch nach dem Rückzug auf den Großhandel ist Metro bonitätsmäßig mit einem Rating von “BBB-” nicht eben auf Rosen gebettet. Insofern birgt die Übernahme im Erfolgsfall ein gewisses Risiko. Darauf hat Standard & Poor’s kürzlich reagiert und Metro auf die Beobachtungsliste mit negativer Implikation gesetzt.