Frequentis geht auch an der Börse auf Nummer sicher
wb Frankfurt – Die Wiener Frequentis, ein Anbieter von Kommunikations- und Informationssystemen für “Leitzentralen mit sicherheitskritischen Aufgaben”, macht Ernst mit ihrem Initial Public Offering (IPO) in Frankfurt und Wien. Das Debüt soll am 14. Mai sein, die Orderbücher sind offen. “Das wesentliche strategische Motiv für den Börsengang ist die Überleitung des Familienunternehmens in privater Hand zu einem managementgeführten Konzern mit Zugang zum Kapitalmarkt”, sagt CEO Norbert Haslacher, der Frequentis seit einem Jahr führt, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.Bisher hält Hannes Bardach, der den Weltmarktführer von Kommunikationssystemen für Flugsicherungen seit 1983 geführt hatte und 2018 in den Aufsichtsrat als Vorsitzender wechselte, knapp 97 %. CFO ist mit Sylvia Bardach die Frau des 67-Jährigen. Bardach verkauft dabei fast ein Drittel seiner Aktien und wird nach der Transaktion von etwa 97 auf 66 % reduziert haben. Ziel der Familie Bardach sei es, über Generationen hinweg mit über 50 % Mehrheitsgesellschafter zu bleiben. Verankert ist eine vinkulierte “Aktie 1”, die zur Besetzung eines Drittels des Aufsichtsrates berechtigt.Angeboten werden die Aktien zu je 18 bis 21 Euro. Mit dem Gang aufs Parkett wird ein Streubesitz von 30 % angestrebt. Auch beim IPO geht Frequentis auf Nummer sicher: Platziert wurden vorab 0,9 Millionen Aktien an zwei Handvoll Investoren zu 18 Euro je Aktie. Das öffentliche Angebot umfasst bis zu 3,1 Millionen Stück inklusive des Greenshoe von 400 000 Titeln. 1,2 Millionen stammen aus einer Kapitalerhöhung, weitere 1,5 Millionen aus der Schatulle Bardachs. Gemeinsame Buchführer und Manager der Transaktion sind Commerzbank und BankM, Repräsentanz der Flatex Bank. Für die Dividendenausschüttung seien 20 bis 30 % des Gewinns vorgesehen.Der Bruttomittelzufluss für Frequentis soll 21,6 Mill. bis 25,2 Mill. Euro erreichen. Dieser werde zur Finanzierung des Wachstums in der “sich dynamisch entwickelnden Branche” verwendet werden, wie Haslacher sagt. Er versteht darunter maßgeblich auch M&A, wobei man bislang nichts von schuldenfinanzierten Übernahmen wissen will. Frequentis halte bei einer Eigenkapitalquote von 22 % eine Liquidität von 50 Mill. Euro vor, die ebenfalls für Zukäufe genutzt werden könne.Das Wiener Unternehmen adressiere einen Markt von 2,2 Mrd. Euro mit hohen Eintrittsbarrieren. “Wir sind ein globaler Spezialist”, wobei es keinen vergleichbaren Anbieter gebe. Frequentis sei fokussierter als Multis und breiter aufgestellt als Nischenanbieter mit einem “ausgewogenen Mix aus großen, mittleren und kleineren Aufträgen”. Die Analysten von BankM ziehen als “Peergroup” Emittenten aus diversen Branchen heran wie Saab (Rüstung), Ceotronics, Kudelski, PSI und Kapsch Traffic ebenso wie Secunet, GFT, IVU Traffic oder Init und S&T. 40 % des Umsatzes entfielen auf Geschäft mit der eigenen installierten Basis.Das Geschäft sind die Einsatzleitzentralen in der Flugsicherung, auch militärisch, Polizei- und Feuerwehrleitzentralen, bei der Bahn oder zur Schiffsrettung – mit unterschiedlichen Applikationen, wie Haslacher erläutert. Unter anderem gehört ein Digitalprojekt mit der Deutschen Flugsicherung (DFS) zur zentralen Überwachung der Airports Saarbrücken, Erfurt und Dresden aus Leipzig heraus dazu. Mit “big brother is watching you” habe das Frequentis- Geschäft nichts zu tun. Die Kunden hätten sich an die jeweiligen rechtlichen Rahmenbedingungen zu halten. DFS, österreichisches Heer, US Traffic Control, Schweizer Bahn oder Londoner Polizei seien langjährige Kunden. “Wir kommen aus der Sprache”, sagt Haslacher: Das 1951 gegründete Unternehmen war früh in der Kommunikation zwischen Piloten, Fluglotsen und Towern tätig. Als das Geschäft nach dem 11. September 2001 einbrach, expandierte man in weitere Märkte. Drei von vier Angestellte seien heute Ingenieur, Mathematiker oder IT-Spezialist.Für 2019 rechnet BankM mit einem Umsatz von 309 (2018: 286) Mill. Euro, einem Ebitda von 23,5 (21,6) Mill. und einem Überschus von 13,1 Mill. nach 11,3 Mill. Euro.