Fresenius erobert spanische Kliniken
Der Gesundheitskonzern Fresenius steigt mit der Übernahme des Wettbewerbers Quirónsalud in den spanischen Krankenhausmarkt ein. Mit 5,8 Mrd. Euro ist es die größte Akquisition in der Firmengeschichte und das erste größere Auslandsengagement im Klinikgeschäft.swa Frankfurt – Der Gesundheitskonzern Fresenius wagt sich als Krankenhausbetreiber erstmals mit einem großen Schritt ins Ausland. Das hierzulande mit der Klinikkette Helios aktive Unternehmen übernimmt für 5,76 Mrd. Euro den spanischen Rivalen Quirónsalud, den größten privaten Spieler im iberischen Markt. Verkäufer sind das Private-Equity-Haus CVC Capital Partners, der Mitgründer und Unternehmenschef Víctor Madera sowie weitere Mitglieder der Geschäftsführung. Es habe bilaterale Gespräche über die Akquisition gegeben, keine Auktion. Auf Seiten von Fresenius arbeiten Freshfields Bruckhaus Deringer und Hengeler Mueller als Rechtsberater, KPMG ist als Financial Advisor involviert. Größte ÜbernahmeFür Fresenius ist es die größte Übernahme in der Geschichte nach dem Erwerb des US-Generikakonzerns APP für rund 4 Mrd. Euro. Die Akquisition soll in guter Tradition weitgehend über Fremdkapital gestemmt werden, wobei Fresenius-Chef Stephan Sturm durchschnittliche Finanzierungskosten von 2 % veranschlagt. Dies erscheine konservativ, doch man ziele auch auf längere Laufzeiten von zehn bis fünfzehn Jahren, deutete der Manager an. Madera soll Chef von Quirónsalud bleiben. Für die Abgabe seiner Anteile erhält er Fresenius-Aktien im Wert von 400 Mill. Euro, die er mindestens zwei Jahre halten werde. Die Titel kommen aus einer Kapitalerhöhung gegen Sacheinlage aus genehmigtem Kapital und entsprechen nach Angaben eines Fresenius-Sprechers rund 1 % des Grundkapitals.Sturm bezeichnete den Erwerb als wichtigen strategischen Schritt für die bislang ausschließlich in Deutschland operierende Kliniktochter Helios, die nach dem Erwerb eines Großteils des heimischen Wettbewerbers Rhön-Klinikum für 3,1 Mrd. Euro hierzulande der größte private Krankenhausbetreiber mit zuletzt 5,6 Mrd. Euro Umsatz ist. Nachdem in Deutschland der Markt der privaten Anbieter weitgehend konsolidiert ist, versuchen die Hospitalbetreiber durch die Übernahme von Häusern aus kommunaler oder freigemeinnütziger Trägerschaft zu wachsen, doch hier hat sich das Privatisierungsgeschehen deutlich verlangsamt. Fresenius hatte vor dem Hintergrund schon angedeutet, dass der Blick über die Grenzen gehen könnte.Mit dem Erwerb in Spanien etabliert sich der deutsche Konzern vom Zeitpunkt des Markteintritts an als größter privater Krankenhausbetreiber in dem Land. Quirónsalud ist unter der Ägide von CVC durch den Zusammenschluss der größten privaten spanischen Klinikkette IDC Salud (zuvor Capio) mit dem zweitgrößten Konkurrenten Quirón entstanden. Fünf weitere Krankenhäuser wurden nach der Fusion übernommen, und der neue Marktführer trat in ein neues Marktsegment ein, das Geschäft mit betrieblichem Gesundheitsmanagement, wobei Firmen ihren Mitarbeitern vertraglich vereinbarte Gesundheitsdienstleistungen ermöglichen.Quirónsalud betreibt 43 Krankenhäuser, 39 ambulante Zentren sowie 300 Einrichtungen für betriebliches Gesundheitsmanagement und setzte 2015 rund 2,37 Mrd. Euro um. Das organische Umsatzwachstum habe in den vergangenen fünf Jahren stets über 5 % gelegen. Mit einem operativen Ergebnis (Ebitda) von 406 Mill. Euro erreichte die spanische Klinikkette eine Marge von gut 17 %, so dass die Rentabilität höher ist als die von Fresenius-Helios, die 2015 knapp 15 % erwirtschaftete. In den Jahren 2016 und 2017 soll der Umsatz von Quirónsalud auf 2,5 Mrd. und 2,7 Mrd. Euro klettern, das Ebitda wird bei 460 bis 480 Mill. Euro erwartet, 2017 dann zwischen 520 und 550 Mill. Euro. Erhebliche SynergienDie geplante stetige Margenverbesserung der Spanier erklärt sich zunächst auch aus den Synergien im Zuge der laufenden Integration nach der Fusion 2014 und der folgenden Erwerbe. Sie spiegele aber auch die starke Marktposition, sagte Sturm. Fresenius rechnet sich aus dem Zusammenschluss mittelfristig weitere Einsparungen von 50 Mill. Euro aus und setzt auf Vorteile im Einkauf. Der Zukauf soll von 2017 an deutlich zum Ergebnis je Aktie beitragen.Dass Fresenius 10,8-mal das 2017 erwartete Ebitda für Quirónsalud bezahlt, rechtfertigt Sturm mit dem Markteintritt und den hohen Margen der Spanier. Das Verhältnis von Nettoverschuldung zu Ebitda werde mit dem Deal auf 3,1 steigen, schon 2017 aber zurück im Zielintervall zwischen 2,5 und 3,0 landen.