Fresenius gelingt stabiler Auftakt
Der Gesundheitskonzern Fresenius ist trotz Coronakrise robust in das Jahr gestartet. Der Gruppe gelang ein deutliches Wachstum, getragen von allen Unternehmensbereichen. Eine Prognose für 2020, die Coronaeffekte berücksichtigt, wagt das Management noch nicht und vertröstet auf Juli. swa Frankfurt – Als “robust und widerstandsfähig” charakterisiert CEO Stephan Sturm das Geschäft von Fresenius mit Blick auf die ersten drei Monate. Wie sich die Covid-19-Pandemie im Jahr auswirken wird, lasse sich noch nicht verlässlich sagen. Der Gesundheitskonzern hält deshalb zunächst an seiner Prognose für 2020 fest, in der Coronaeffekte noch nicht berücksichtigt sind. Mit Veröffentlichung der Halbjahreszahlen am 30. Juli sei zu hoffen, dass sich die Folgen der Pandemie genauer abschätzen lassen. Sturm stellt in Aussicht, dass die negativen Einflüsse aus der Coronakrise im zweiten Quartal zunehmen werden, die Talsohle werde man wohl im April erreicht haben. Der Manager hofft auf eine Erholung des Geschäfts und Nachholeffekte im zweiten Halbjahr.In den ersten drei Monaten zeigt sich, dass Fresenius als Anbieter von Gesundheitsprodukten und Betreiber von Krankenhäusern in der Coronakrise positive und negative Effekte registrieren kann. So ist die auf Infusionstherapien ausgerichtete Tochtergesellschaft Kabi in China, wo die Pandemie ihren Ausgang nahm, im Geschäft deutlich belastet worden. Rückläufig war dort der Absatz von klinischer Ernährung und Medikamenten, weil planbare Operationen verschoben wurden. Kabi habe in China Ende des ersten Quartals ihren normalen Geschäftsbetrieb wiederaufgenommen. Einen Nachfrageschub verzeichnete Kabi indes gegen Ende des ersten Quartals in Nordamerika und Europa bei Medikamenten und medizintechnischen Geräten zur Behandlung von Covid-19-Patienten. Gefragt waren nach Angaben von Fresenius Beruhigungsmittel, Schmerzmittel und Infusionspumpen.Die Krankenhaustochter Helios profitiert von einer noch starken Geschäftsentwicklung im Januar und Februar, danach macht sich ebenfalls bemerkbar, dass planbare Operationen verschoben oder abgesagt wurden, um Kapazitäten für Covid-19-Fälle vorzuhalten. In Deutschland kompensiert das Gesetz zur wirtschaftlichen Entlastung der Krankenhäuser laut Fresenius weitgehend die Umsatzeinbußen und die höheren Kosten in der Behandlung von Covid-19-Patienten. Offene RechnungDie spanische Kliniktochter Quirónsalud hat die Zusatzkosten aus ihrer Beanspruchung in der Pandemie noch nicht vergütet bekommen. Sturm hofft auf einen finanziellen Ausgleich durch ein Hilfsprogramm des spanischen Staates. Immerhin habe der Konzern in dem Land in seinen Kliniken 15 000 Covid-19-Patienten behandelt, darunter 1 400 auf Intensivstationen, was 13 % der gesamten Fälle ausmache.Ein deutliches Umsatzwachstum hat auch der Dialysekonzern Fresenius Medical Care (FMC) im ersten Quartal vorzuweisen. Das Unternehmen hat die Herstellung von Dialyseprodukten ohne größere Unterbrechungen aufrechterhalten, bis heute seien die Lieferketten intakt. Die Pandemie habe aber zusätzliche Kosten verursacht, zum Beispiel für Schutzausrüstung, vorgehaltene Kapazitäten für isolierte Behandlungen oder Patiententransporte. In den USA habe der Konzern aus dem staatlichen Unterstützungspaket für Gesundheitsanbieter noch keine Kompensation erhalten. FMC hat in dem Szenario den Umsatz von Januar bis Ende März um 9 % auf 4,5 Mrd. Euro ausgebaut, das operative Ergebnis kam um 3 % auf 555 Mill. Euro voran. Im gesamten Fresenius-Konzern wird ein Umsatzplus von 8 % auf 9,1 Mrd. Euro gezeigt, das Betriebsergebnis (Ebit) vor Sondereinflüssen stagnierte bei 1,1 Mrd. Euro.Im Cash-flow der Gruppe hat sich die Pandemie nicht signifikant ausgewirkt, unterstützt von einer Verringerung der Kapitalbindung im Umlaufvermögen bei FMC. Fresenius hat sich ein Liquiditätspolster von mehr als 5,5 Mrd. Euro geschaffen und sieht sich auch in der Coronakrise in starker finanzieller Position mit einem breiten Mix an Instrumenten, wie Finanzchefin Rachel Empey betont. Fresenius hat im Januar und April mit zwei Anleihen 1,5 Mrd. Euro eingesammelt. Die Finanzverbindlichkeiten haben sich seit Jahresende um 5 % auf 28,6 Mrd. Euro erhöht, der Verschuldungsgrad stieg per Ende März auf 3,68.