Frist für Panzerfusion verstreicht

Politik strebt Zusammenschluss von Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann an - Konzerne kooperieren

Frist für Panzerfusion verstreicht

Für den geplanten deutsch-französischen Kampfpanzer sollen sich Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann nach dem Willen der Berliner Politik zusammenschließen. Doch die Bemühungen um eine Fusion kommen offenbar nicht voran. Eine Frist ist verstrichen. Derweil brummt das Auslandsgeschäft.Von Christoph Ruhkamp, FrankfurtDie große Fusion der deutschen Rüstungskonzerne Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann, die Berliner Spitzenpolitiker für das Projekt eines europäischen Kampfpanzers anstreben, kommt nicht voran. Dafür laufen die Geschäfte im Ausland glänzend. Rheinmetall und der US-Konzern Raytheon haben gerade in den USA ein Joint Venture gegründet, um den Schützenpanzer Lynx im Wettbewerb um das “Optionally Manned Fighting Vehicle” der US-Army anzubieten. Das in Detroit, Michigan, ansässige Joint Venture firmiert als Raytheon Rheinmetall Land Systems. Großauftrag aus UngarnZudem hat der Düsseldorfer Rüstungskonzern in Ungarn einen Großauftrag im Wert von 300 Mill. Euro erhalten. Rheinmetall liefert dorthin für 44 Leopard 2-Panzer Waffenanlagen und Feuerleittechnik sowie Waffenanlagen, Feuerleittechnik und Fahrgestelle für 24 Panzerhaubitzen. Rheinmetall ist bei den Bestellungen Partner von Krauss-Maffei Wegmann, die den Auftrag über die Panzer und Haubitzen ursprünglich erhalten hatte.Die beiden Unternehmen kooperieren oft. Über eine Zusammenarbeit sind sie aber bisher nie hinausgekommen, obwohl Rheinmetall Gespräche über eine Fusion Anfang des Jahres sogar ad hoc gemeldet hatte. Auch ein Ultimatum der verteidigungs- und haushaltspolitischen Sprecher der Fraktionen von CDU und SPD für eine große Panzerfusion von Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann ist gerade verstrichen. Bis zum 30. September sollten die beiden Rüstungskonzerne ihren Zusammenschluss auf den Weg bringen. Das hatten die Groko-Parlamentarier im Juni in einem Brief an die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen gefordert. Geschehen ist bisher nichts. Federführung für DeutscheDer Hintergrund: Deutschland und Frankreich planen einen gemeinsamen Kampfpanzer. Das Projekt soll unter Federführung der deutschen Rüstungsindustrie stehen. Nach dem Wunsch der Berliner Politik sollen dafür Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann fusionieren. Der Bau des neuen deutsch-französischen Kampfpanzers ist ein Projekt mit einem Auftragspotenzial von bis zu 100 Mrd. Euro.Damit die deutsche Führung bei dem deutsch-französischen Panzerprojekt ebenso gesichert ist wie die französische Führung bei einem neuen gemeinsamen Kampfflugzeug, drängen die Berliner Spitzenpolitiker Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann (KMW) zu einer Fusion. Entweder sollen die beiden Konzerne fusionieren – oder der Panzerauftrag soll unter der Führung von Rheinmetall abgewickelt werden.Um das deutsch-französische Flugzeug und den deutsch-französischen Panzer in gleichem Tempo voranzubringen, schlugen die Haushalts- und Verteidigungspolitiker in dem Brief vor, die weitere parlamentarische Beratung an die Bedingung zu knüpfen, bis 30. September 2019 “eine Konsolidierung der deutschen Landsystemindustrie (Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann) erzielt zu haben oder für den Fall, dass das nicht erreicht werden kann, die Beauftragung eines deutschen Systemhauses (Rheinmetall) zur Wahrnehmung der Führung im Projekt MGCS (Main Ground Combat System) festzulegen”.Aus Sicht der deutschen Politiker handelt es sich nur bei Rheinmetall um ein wirklich deutsches Unternehmen. Krauss-Maffei Wegmann wird seit der Gründung des Gemeinschaftsunternehmens KNDS mit dem französischen Konzern Nexter als ein französisch-deutsches Unternehmen gesehen, bei dem die deutsche Führung des Panzerprojekts wegen des dominierenden französischen Einflusses nicht gesichert wäre.Nach dieser Lesart geriete bei einer Auftragsvergabe an Krauss-Maffei Wegmann die deutsche Schlüsseltechnologie des Leopard-Panzers unter die Kontrolle Frankreichs, und Paris würde auch über die Verteilung der Arbeitsplätze bestimmen. Über die Fusion der beiden deutschen Panzerhersteller ließe sich zudem die ohnehin schon lange angestrebte Bildung eines nationalen Champions für Europa in der Heerestechnik herbeiführen.Das Kernproblem auf dem Weg dorthin wird in dem Brief genannt: “Ergebnis der Besprechung zu MGCS (Kampfpanzer) ist eine Uneinigkeit der beiden Landsystemindustrien KMW und Rheinmetall über die jeweilige Rolle. Ein Fortschreiten in diesem Projekt ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich”, schrieben die Verteidigungs- und Haushaltspolitiker. Offen ist, ob der französische Staat, der eine Goldene Aktie bei Nexter hält, ebenso stark an einer Konsolidierung der Panzerbranche interessiert ist wie die Bundesregierung.Der Kurs der im MDax enthaltenen Rheinmetall-Aktie legte am Dienstag um zeitweise 1,6 % auf 117,90 Euro zu. Der Börsenwert des Konzerns hat sich damit wegen des globalen Rüstungsbooms binnen drei Jahren verdoppelt auf 5,1 Mrd. Euro.