Zuversicht nach drittem Quartal

Für den Vorstand von BMW gibt es keine Krise

Die Bestellungen in Europa für das erste Modell der „Neuen Klasse“ übertreffen die Erwartungen von BMW. Zudem stabilisiert sich der Absatz in China. Beides stimmt den Vorstand optimistisch.

Für den Vorstand von BMW gibt es keine Krise

Für den BMW-Vorstand gibt es keine Krise

Absatz in China stabilisiert sich – Kostensenkungen gleichen negative Effekte aus

jh München

Knapp einen Monat nach der gesenkten Jahresprognose zeigt sich der Vorstand von BMW zuversichtlich, die richtigen Antworten auf die Schwierigkeiten der Branche zu haben. Von Krise will Konzernchef Oliver Zipse nicht sprechen: „Eine Krise ist, wenn Sie nicht mehr wissen, was Sie tun sollen“, sagte er in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Während der Corona-Pandemie, als zeitweise alle Werk stillstanden, habe es eine Krise gegeben. Unternehmen hätten nun einmal die Aufgabe, mit dem Umfeld „ganz neutral umzugehen“, betonte der Vorstandsvorsitzende.

Finanzvorstand Walter Mertl wies darauf hin, dass sich der Absatz in China „Stück für Stück weniger schlecht“ entwickle. Auf dem größten Automarkt der Welt haben alle deutschen Hersteller mit einem Verkaufsrückgang zu kämpfen. Im ersten Quartal dieses Jahres sank der Absatz von BMW dort um 17%, im zweiten um 15%. Im dritten Quartal verringerte sich das Minus auf 0,4%. Die Analysten von J.P. Morgan bewerten dies als erste Anzeichen für eine Stabilisierung. Das sei es, worauf es wirklich ankomme. Branchenexperte Jose Asumendi erkennt darin eine Signalwirkung für die gesamte Branche. BMW schlage sich gut in einem weltweit schwierigen Markt. Der Aktienkurs legte am Mittwochnachmittag um mehr als 6% zu.

Hilfe für Händler in China

Die Stabilisierung in China begründete Mertl auch damit, dass das Unternehmen sein Händlernetz in China konsolidiere. Allerdings unterstützt BMW die Händler dort, um liquide und profitabel zu sein. Das lässt sich BMW nach Mertls Worten einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag in Euro kosten. Chinesische Banken kürzten Ende Juni ihre Provisionen erheblich, die die Händler für das Vermitteln von Finanzierungen und Versicherungen an Kunden erhalten. Die Unterstützung wirke sich auch auf die Profitabilität von BMW im laufenden Quartal aus, berichtete Mertl.

Optimistisch zeigt sich Zipse vor allem für die „Neue Klasse“, die neue Fahrzeuggeneration. In Europa soll das erste Auto – das vollelektrische SUV iX3 – im nächsten Frühjahr auf den Markt kommen. „Die Rückmeldung ist außergewöhnlich positiv“, berichtete Zipse. Die Auftragseingänge lägen deutlich über den Erwartungen. Den Start in den USA und in China plant das Unternehmen für den Sommer 2026. Zipse hob hervor, dass die Neue Klasse in China mit digitalen Lösungen angereichert werde, die dort mit Partnern entwickelt würden. „Es wird ein chinesisches Produkt werden.“ Die Analysten der Citigroup fällen ein drastisches Urteil: BMW sei derzeit in China nicht mehr konkurrenzfähig.

Ergebnis steigt um ein Drittel

Im dritten Quartal steigerte der Münchner Auto- und Motorradkonzern das Ergebnis vor Zinsen und Steuern um ein Drittel auf 2,26 Mrd. Euro. Grund für den kräftigen Anstieg war allerdings auch das besonders schwache Vorjahresquartal. Damals litt BMW unter technischen Problemen mit einem Bremssystem von Continental. Rückrufe und Auslieferungssperren waren die Folge.

Finanzchef Mertl kündigte an, BMW werde die operativen Kosten weiter senken. Im dritten Quartal sei der Aufwand für Forschung und Entwicklung, im Vertrieb und der Verwaltung nominal um 500 Mill. Euro geringer ausgefallen. Damit sei der negative Effekt aus Volumen, Modellmix und Verkaufspreisen mehr als ausgeglichen worden.

Volatile Lage wegen Nexperia

Auf Fragen nach Engpässen in der Belieferung von Halbleitern des niederländisch-chinesischen Unternehmens Nexperia antwortete Zipse, die Lage bleibe volatil. „Wir sind aber schnell genug, um die Auswirkungen zu minimieren.“ BMW habe inzwischen insgesamt einen sehr guten Überblick über die Lieferketten für alle Komponenten. „Wir wissen relativ früh, wo es knapp werden könnte.“