Für Bayer wird es eng
Nur wenige Tage vor der Hauptversammlung wächst der Widerstand gegen die Entlastung des Bayer-Vorstands. Hatten sich die einflussreichen Stimmrechtsberater bereits gegen die Entlastung ausgesprochen, signalisieren nun auch größere Einzelaktionäre, auf Konfrontation zu gehen. Bayer hält mit einschlägigen Gutachten dagegen.ab Düsseldorf – Die Hauptversammlung von Bayer droht für den Vorstand unter Leitung von Werner Baumann zum Debakel zu werden. Neben zahlreichen Gegenanträgen und der Empfehlung der großen Stimmrechtsberater Institutional Shareholder Services (ISS) und Glass Lewis, dem Vorstand die Entlastung zu verweigern, schlägt sich nun auch die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) auf die Seite der Opponenten.Die Aktionärsvertreter fordern, die Entlastungsbeschlüsse für Vorstand und Aufsichtsrat zu vertagen. “Aufgrund der aktuellen Situation ist es den Aktionären nicht möglich, eine abschließende, seriöse Entscheidung über die Entlastung zu treffen”, begründet DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler. Vergleichbar hatte auch Glass Lewis argumentiert (vgl. BZ vom 17. April).Bayer sieht sich mit tausenden Klagen im Zusammenhang mit dem glyphosathaltigen Herbizid Roundup von Monsanto konfrontiert. In den beiden ersten Prozessen war Bayer unterlegen und wurde zu Schadenersatz in jeweils zweistelliger Millionenhöhe verurteilt. Bayer will gegen die Urteile vorgehen. Das ändert allerdings nichts daran, dass sich die Aktie binnen Jahresfrist um 40 % verbilligt hat. Die Schuld daran geben zahlreiche Aktionäre dem Vorstand, dem vorgeworfen wird, die Rechts- und Reputationsrisiken der Übernahme von Monsanto falsch eingeschätzt zu haben.”Die Bayer-Führung verweist fortwährend auf die langfristige Sinnhaftigkeit der Monsanto-Übernahme, die Aktionäre dagegen sehen den massiven Verlust in ihren Depots”, fasst Tüngler zusammen. Selbst eine knappe Entlastung würde “automatisch eine Personaldebatte auslösen, die das Unternehmen aktuell nicht führen sollte”. Befürchtet wird, dass das Verhältnis zwischen dem Unternehmen und den Aktionären langfristig belastet wird, sollte die Abstimmung durchgeführt werden.In den Chor der Kritiker reiht sich auch der weltgrößte Vermögensverwalter BlackRock ein. Die Fondsgesellschaft, mit 6,5 % größter Einzelaktionär von Bayer, will den Vorstand nicht unterstützen. Bei der Abstimmung werde sich BlackRock enthalten oder gegen die Entlastung stimmen, zitiert Reuters zwei Insider. Auch hierzulande wächst der Widerstand. Deka Investment, die Fondsgesellschaft der Sparkassen, kündigte am Wochenende an, gegen die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat zu stimmen. “Wir verstehen dies als Warnsignal”, sagte Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance, der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”.Bayer will den eingeschlagenen Weg derweil unbeirrt fortsetzen. Zur Verteidigung wurden gleich zwei Gutachten in Auftrag gegeben, die belegen, dass der Vorstand seinen aktienrechtlichen Pflichten im Zusammenhang mit der Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto vollumfänglich nachgekommen ist. Das eine Gutachten hat die Rechtsanwaltskanzlei Linklaters erstellt, das andere der Münchner Rechtswissenschaftler Mathias Habersack. Auf der Internetseite können Aktionäre Zusammenfassungen der Gutachten einsehen. Beide Papiere kommen zu dem Schluss, dass der Vorstand bei der Übernahme von Monsanto zu keiner Zeit gegen (aktienrechtliche) Pflichten verstoßen hat.Zudem bezieht Bayer zu den von ISS und Glass Lewis gegebenen Abstimmungsempfehlungen Stellung: “Wir lehnen diese Analysen und Stimmempfehlungen strikt ab”, heißt es. Vorstand und Aufsichtsrat seien davon überzeugt, dass die Mitglieder des Vorstands ihren Aufgaben und Pflichten in vollem Umfang gerecht geworden sind.