Für Linde rückt der Tag der Entscheidung näher

Gespräche mit US-Kartellwächter in heißer Phase

Für Linde rückt der Tag der Entscheidung näher

sck München – Der 24. Oktober ist für Linde ein alles entscheidender Tag. Bis dahin muss die US-Kartellbehörde Federal Trade Commission (FTC) der geplanten Fusion mit dem amerikanischen Wettbewerber Praxair zustimmen. Diese Frist leitet sich aus dem Fusionsvertrag ab, den die Finanzaufsicht BaFin genehmigt hatte. Aufgrund des zunehmenden Zeitdrucks setzen beide Konzerne all ihre Kräfte darauf, die FTC davon zu überzeugen, dass der Zusammenschluss keine wettbewerbsverzerrenden Wirkungen hat.In diesem Sinne meldete Linde am Montagabend nach Börsenschluss ad hoc, dass sich beide Unternehmen am 1. Oktober mit Vertretern der FTC auf Arbeitsebene getroffen hätten. Dabei seien die erforderlichen Veräußerungen von Geschäftseinheiten in den USA abgestimmt worden und das Zusagenpaket den Entscheidern der FTC vorgelegt worden. ZitterpartieNach Zusagen von der EU und mehreren anderen Ländern sind die USA das letzte Hindernis, um die Fusion zu vollziehen. Dem Wortlaut der jüngsten Meldung zufolge signalisiert die Linde-Verwaltung Zuversicht, die Zustimmung der FTC in faktisch letzter Minute zu erhalten.Die Genehmigung der US-Kartellwächter ist eine Zitterpartie. Im Sommer galt diese als sehr unsicher. Anfang August warnte Linde davor, dass die Amerikaner noch strengere Auflagen erheben. Linde räumte seinerzeit ein, dass es schwieriger werde, diese Bedingungen nach den Maßstäben beider Unternehmen zu erfüllen (vgl. BZ vom 7. August). Die Investoren reagierten schockiert darauf, dass der geplante Zusammenschluss noch scheitern könnte. Die Aktie brach um über 10 % ein.Anfang Juni vergangenen Jahres verständigten sich beide Seiten auf eine Schmerzgrenze für Kartellauflagen (vgl. BZ vom 3.6.2017). Demnach wird der Zusammenschluss kritisch, wenn dabei die Schwelle von 3,7 Mrd. Dollar Jahresumsatz und von 1,1 Mrd. Dollar operativem Gewinn (Ebitda) überschritten wird. Anfang August warnte Linde, dass genau dies eintreten könne. Beide Partner vereinbarten nach damaligem Stand Verkäufe von insgesamt 2,7 Mrd. Dollar Umsatz, die zusammen ein Ebitda von 0,8 Mrd. Dollar auf sich vereinen. Ende August wurde die Erlösschwelle dann gerissen (vgl. BZ vom 23. August). Die Obergrenze löst aber keinen Automatismus aus. Linde und Praxair einigten sich auf Toleranzwerte, bis zu denen aus ihrer Sicht der Zusammenschluss wirtschaftlich noch vertretbar ist. Mitte Juli veräußerte Linde ihre Amerika-Aktivitäten an den Wettbewerber Messer und den Finanzinvestor CVC – aufgrund der notwendigen kartellrechtlichen Freigabe allerdings unter Vorbehalt.