Fusion in der Warteschleife
In insgesamt 180 Tagen will die FCC den geplanten Zusammenschluss von T-Mobile US und Sprint prüfen. Jetzt wird die Uhr – erneut – angehalten, um neue Dokumente zu prüfen, die die Beteiligten eingereicht haben. Der Schritt legt nahe, dass eine Genehmigung des 26-Mrd.-Dollar-Deals nicht sicher ist.Von Heidi Rohde, FrankfurtTim Höttges, Vorstandschef der Deutschen Telekom, hatte sich vor gerade mal zwei Wochen zuversichtlich gezeigt, dass die Ampeln für die angestrebte Fusion der Tochter T-Mobile US mit dem Wettbewerber Sprint bald auf Grün springen würden. Die Sache sei auf gutem Weg, und noch im ersten Halbjahr sei mit einer “Richtungsentscheidung” zu rechnen. Im vorauseilenden Gehorsam gegenüber der US-Regierung hatte die Telekom zuvor ihre “Beschaffungsstrategie” konzernweit auf den Prüfstand gestellt, um zu signalisieren, man könnte auf den Netzwerkausrüster Huawei aus China verzichten, wie es die USA ohnehin tun und von Verbündeten verlangen. Auch T-Mobile US lässt nichts unversucht, um die Trump-Administration gnädig zu stimmen. CEO John Legere und seine Mitarbeiter steigen entgegen früheren Gewohnheiten nun offenbar bevorzugt in teuren Hotels ab, die Trump gehören.Höttges` Optimismus könnte sich indes als verfrüht erweisen. Die mächtige US-Telekommunikationsbehörde FCC hat ihre Überprüfung des angestrebten Zusammenschlusses von T-Mobile US und Sprint erneut ausgesetzt, um von den Unternehmen neu eingereichte Dokumente zu prüfen und einer öffentlichen Diskussion dieser neuen Eingaben Raum zu geben. Die Uhr im Fusionsprüfungsprozess, der insgesamt 180 Tage in Anspruch nehmen soll, wird bis Ende März angehalten. Somit verschiebt sich auch eine Entscheidung der Wettbewerbsbehörden nach hinten.Bisher sind 122 Prüftage verstrichen. Legere und sein Kollege von Sprint, Michel Combes, waren erst kürzlich vor verschiedenen Ausschüssen der USA gehört worden, um die Fusionspläne zu erläutern und Kritikern zu begegnen. Der Ausschuss für ausländische Investitionen in den USA (CFIUS) hatte daraufhin sein Plazet erteilt. Allerdings ist das Gewicht dieser Behörde nicht allzu hoch einzuschätzen. Entscheidend wird das Votum der FCC sowie das des Justizministeriums (DoJ) sein. Deren Personal hat im Zuge der Regierungsübernahme von Donald Trump gewechselt. Insbesondere dem neuen FCC-Chairman Ajit Pai wird eine liberalere Haltung zu Fusionen in der Industrie unterstellt.Gegen die 26 Mrd. Dollar schwere Fusion der beiden Mobilfunknetzbetreiber ziehen allerdings zahlreiche Verbraucherschützer aus Sorge um Stellenstreichungen und Preiserhöhungen zu Felde. Auch eine Reihe demokratischer Senioren hat sich inzwischen dagegen ausgesprochen. Ihre Argumente sind schwerlich von der Hand zu weisen. 43 Mrd. Dollar an Synergien fallen nicht vom Himmel, sondern werden großenteils durch Ersparnisse, also auch einen Stellenabbau erzielt.Welche neuen Argumente die Unternehmen nun gebracht haben, um die Sorgen über solch unerwünschte Nebenwirkungen einer Konzentration auf nur noch drei landesweite Mobilfunknetzbetreiber in den USA zu zerstreuen, ist nicht öffentlich. Bisher warben die Beteiligten mit reichlich wachsweichen Versprechen zu niedrigen Konsumentenpreisen und mittelbar entstehenden neuen Arbeitsplätzen sowie einem schnelleren Ausbau von 5G-Technik. An der Börsen werden die Erfolgschancen des Deals skeptisch beurteilt. Die Sprint-Aktie notiert mit einem Abschlag von rund 15 % zu der implizierten Bewertung in der Transaktion.