Fusionsgerüchte um chinesische Staatsriesen
nh Schanghai – In China brodelt die Gerüchteküche um eine weitere Konsolidierung von großen staatskontrollierten Betrieben, die nach einem Langzeitplan der Regierung in verschiedenen Schwerindustriesektoren zu schlagkräftigeren Einheiten neu formiert werden sollen. Am Dienstag sah man Spekulationen um eine Verbindung von verschiedenen heimischen Stromerzeugern aufflammen, die zum Teil heftige Kurssprünge bei einer Reihe von in Hongkong gelisteten Sektorfirmen auslösten. Kursraketen in HongkongDabei sprang etwa die Notierung von Datang International Power Generation um bis zu 17 % an, während Huadian Power und Huaneng Power um 9 % beziehungsweise 7 % anzogen. Dem Vernehmen nach soll die Regierung beziehungsweise der Dachregulator State-owned Assets Supervision and Administration Commission (Sasac) allerdings noch vage Pläne für die Formierung von drei Sektorriesen in der Schublade haben. Bei diesem Szenario würden beispielsweise China Huadian und China Guodian Corp. und damit die beiden größten Betreiber von Kohlekraftwerken in China mit dem Nuklearstromerzeuger China National Nuclear Corp. zusammengehen.Der zweite große Wurf würde in einer Verbindung von China Datang mit der chinesischen Nummer 1 in Sachen Atomstrom, China General Nuclear Power Corp., sowie dem größten Kohleförderer des Landes, Shenhua Group Corp., bestehen. Darüber hinaus soll eine Fusion von China Huaneng mit State Power Investment Corp., die Kohlekraftwerke betreibt und im Bau von Nuklearreaktoranlagen involviert ist, im Raum stehen. Analysten betonen, dass die Pläne der Regierung noch nicht ausgereift sind und auch andere Kombinationsmöglichkeiten im Sektor denkbar sind. Schuldenabbau im FokusNeben Schuldenabbau als ein wichtiger Beweggrund für solche Megafusionen gelten industriepolitische Pläne und reformgetriebene Maßnahmen zum Kapazitätsabbau und auch Bestrebungen zur Schuldenreduzierung bei chinesischen Staatsunternehmen. Bei den nun angedeuteten Kombinationen würden nämlich jeweils Cash-flow-trächtige Adressen mit unter hohen Schuldenlasten leidenden Unternehmen verbunden werden.Aus einem ähnlichen Motiv heraus könnte die Regierung auch eine Fusion der staatlichen Chemieriesen Chemchina und Sinochem anstreben, heißt es bei Marktteilnehmern. Nachdem Chemchina vergangene Woche grünes Licht für ihre 43 Mrd. Dollar schwere Übernahme der schweizerischen Agrochemiefirma Syngenta erhielt, sehen Marktteilnehmer nun theoretisch freie Bahn für einen entsprechenden Konsolidierungsschritt, der allerdings frühestens im kommenden Jahr angegangen werden dürfte.Im Zweifelsfall könnte es bei diesem Projekt auch darum gehen, die mit der Syngenta-Übernahme finanziell stark strapazierte Chemchina auf eine solidere Basis zu stellen. Sinochem ist ein Riese im Rohchemikaliengeschäft, aber auch Chinas viertgrößter Ölkonzern und erzielt entsprechend hohe Cash-flows.Spekulationen um eine Verbindung von Chemchina und Sinochem waren bereits im Herbst aufgekommen, doch hatten beide Gesellschaften entsprechende Absichten dementiert (vgl. BZ vom 18. Oktober).