Gaslieferanten setzen Uniper unter Preisdruck
cru Düsseldorf – Die Gaslieferanten des Energiekonzerns Uniper wollen wegen des Preisanstiegs am Markt die Verträge neu verhandeln. “Wir bereiten uns auf ein Schiedsverfahren mit einem der Lieferanten vor”, sagte Finanzvorstand Christopher Delbrück, der den ernsthaft erkrankten Vorstandschef Klaus Schäfer vertritt, in einer Telefonkonferenz anlässlich der Neunmonatsbilanz. Es werde zwar im Streit mit den Lieferanten eine Einigung angestrebt. Die Vorstellungen lägen aber noch weit auseinander. Deshalb habe Uniper eine Risikovorsorge in nicht bezifferter Höhe gebildet. Hauptlieferant ist der russische Staatskonzern Gazprom, den Uniper auch mit einer Finanzierung von fast 1 Mrd. Euro beim Bau der umstrittenen zweiten Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 unterstützt. Aktienkurs knickt einDer Kurs der im MDax notierten Uniper-Aktie reagierte mit einem Minus von zeitweise 2,7 % auf 25,35 Euro. Der Börsenwert des Konzerns hat sich aber auch so seit der Abspaltung von Eon und der Börsennotierung im September 2016 mehr als verdoppelt auf 9,3 Mrd. Euro.Uniper rechnet für das Jahr 2018 mit einem bereinigten operativen Ergebnis (Ebit) in der unteren Hälfte der bisherigen Zielspanne von 0,8 Mrd. bis 1,1 Mrd. Euro. Grund ist laut Delbrück der Ertragsrückgang im Gasgeschäft, weil geringere Mengen verfügbar gewesen seien. Der Konzern profitiert zwar laut Analysten von RBC von steigenden Strompreisen in Europa. Risiken wie beispielsweise die russische Währung seien in den Markterwartungen bislang jedoch nicht hinreichend enthalten.Unter dem Strich fiel nach neun Monaten ein Nettoverlust von 521 Mill. Euro an, der aber nicht zahlungswirksam ist, weil er aus schwankenden Bewertungen von Assets resultiert. Im Vorjahr hatte Uniper noch einen Gewinn von 683 Mill. Euro erzielt. Grund für das laut Delbrück nur vorübergehende Abtauchen in die roten Zahlen sind negative Bewertungseffekte aus Rohstoff-Derivaten und Abschreibungen auf Kraftwerke von insgesamt 731 Mill. Euro.Auch operativ musste der Konzern einen Rückgang des bereinigten Gewinns vor Zinsen und Steuern (Ebit) um knapp 60% auf 386 Mill. Euro hinnehmen. Zu den Gründen gehören der Wegfall der Ergebnisbeiträge der veräußerten Gasfeldbeteiligung Yuzhno-Russkoje und von im Vorjahr stillgelegten Kraftwerksblöcken sowie die einmalige Versicherungsleistung für das abgebrannte russische Kraftwerk Berjosowskaja 3, welche Uniper in 2017 erhalten hat. Dennoch bestätigte Delbrück den Dividendenvorschlag für 2018.Zum Börsenstart des Konzerns war oft zu hören, die Uniper-Aktie sei “eine Wette auf steigende Rohstoff- und Energiepreise”. “In der Tat: Investoren, die hierauf gesetzt haben, werden durch die Marktentwicklungen bestätigt”, sagte Delbrück. An den internationalen Energie- und Rohstoffmärkten laufe es aus Sicht von Uniper nach wie vor in die richtige Richtung. Aufgrund der höheren Brennstoffpreise, allen voran des Kohlepreises, des steigenden CO2-Preises und der strukturellen Veränderungen auf den Erzeugungsmärkten, seien auch die Strompreise weiter gestiegen. Strompreisanstieg hilftAn Jahres-Forward-Preise für Grundlast von über 45 Euro pro Megawattstunde, wie man sie heute für Deutschland sehe, sei zum Börsenstart von Uniper noch nicht zu denken gewesen. Vor zwei Jahren lagen die Großhandelsstrompreise noch auf einem Tiefststand von 20 Euro pro Megawattstunde. “In Skandinavien haben wir in diesem Sommer durch extreme Trockenheit und Hitze sehr hohe Strompreise gesehen”, sagte Delbrück. Zeitweise musste sogar Strom aus Deutschland importiert werden, um die niedrigen Wasserstände zu kompensieren. Auch Unipers schwedische Wasserkraftwerke hätten unter dem Wassermangel gelitten und produzierten im dritten Quartal weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.