Gazprom will mehr Geld für Gasfeld
Die Beteiligung an dem westsibirischen Gasfeld könnte für die BASF-Tochter Wintershall und für Eon teurer werden als ursprünglich geplant. Da die Reserven in dem Feld offenbar höher sind als angenommen, dringt die russische Gazprom auf Kompensationszahlungen. Die Rede ist von mehr als 1 Mrd. Euro.ahe Düsseldorf – Der russische Gasproduzent Gazprom verlangt von seinen deutschen Partnern Eon und Wintershall hohe Nachzahlungen für deren Beteiligung an dem sibirischen Gasfeld Yushno Russkoje. Eon und die BASF-Tochter halten jeweils knapp ein Viertel der Anteile an Yushno Russkoje, das als eines der weltweit größten Gasfelder gilt. Gazprom beruft sich darauf, dass die Gasreserven dort auf mittlerweile rund 790 Mrd. Kubikmeter geschätzt werden. Bei Vertragsabschluss war nur von über 600 Mrd. Kubikmetern die Rede gewesen.Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg verlangt der russische Konzern nun einen Nachschlag von mehr als 1 Mrd. Euro von Eon und BASF. Die Unternehmen bestätigten Gespräche, äußerten sich aber nicht zu Details und vor allem auch nicht zur Höhe der Forderungen. Der Chef von Yushno Russkoje hatte allerdings bereits im vergangenen Jahr erklärt, dass Eon und BASF Kompensationszahlungen leisten müssten. Hierzu gebe es klare Regelungen der Vertragspartner. “Vieles ist Wunschdenken”Der Eon-Vorstandsvorsitzende Johannes Teyssen verwies am Rande einer Veranstaltung in Brüssel darauf, dass die Gespräche mit Gazprom noch ganz am Anfang stünden. “Wir sind weit davon entfernt, dieses Feld neu zu bewerten”, sagte der Eon-Chef zur Nachrichtenagentur Reuters. “Vieles ist Wunschdenken.” BASF wollte sich nicht näher zu einer Ausgleichszahlung äußern und verwies auf vertraglich vereinbarte Geheimhaltungspflichten.Wintershall hatte sich 2007 an Yushno Russkoje beteiligt. Eon hatte die Transaktion 2009 festgezurrt. Allein Eon hatte für einen 25-%-Anteil an dem sibirischen Gasfeld Gazprom-Aktien aus dem eigenen Bestand im damaligen Wert von 2,7 Mrd. Euro abgegeben.Das in Yushno Russkoje geförderte Erdgas fließt über die Ostseepipeline auch nach Deutschland. Auch bei dieser Pipeline sind Eon und Wintershall Partner von Gazprom.Das Feld spielt in der Upstream-Strategie der beiden deutschen Konzerne eine wesentliche Rolle. DZ Bank-Analyst Peter Spengler verwies darauf, dass nicht nur die negativen Auswirkungen einer möglicherweise hohen Kompensationszahlung gesehen werden dürften, sondern auch die positiven Effekte, die die höheren Gasreserven auf den Nettobarwert der Yushno-Russkoje-Beteiligungen hätten.Eon hatte 2012 eine Produktion aus Yushno Russkoje von 37,7 Mill. Barrel Öläquivalenten (BOE) verbucht und erwartet bis 2015 einen anhaltend stabilen Output von je rund 37 Mill. BOE. Trotz des derzeit rasanten Produktionsanstiegs in den Nordseefeldern des Konzerns bleibt Yushno Russkoje aber das dominante Feld im Bereich Exploration & Produktion (E & P) der Düsseldorfer (siehe Grafik). Das E & P-Geschäft gilt bei Eon neben den erneuerbaren Energien und dem außereuropäischen Geschäft als eines der wichtigen Wachstumsfelder.Allerdings läuft es derzeit auch im russischen Stromgeschäft nicht so rund wie erhofft, wie nun auch der Chef von Eon Russia, Maxim Shirokov, auf einer Investorenkonferenz einräumen musste. Er prognostizierte für das kommende Jahr einen Rückgang des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um mehr als 15 %. Begründet wurde dies mit dem ab Mitte 2014 wirksam werdenden Einfrieren der Gastarife, mit einer Strompreisreduzierung im Kapazitätsmarkt sowie höherpreisigen Gaskontrakten. Eon hatte 2012 in Russland ein Ebitda von 29 Mrd. Rubel (729 Mill. Euro) erzielt und hat für 2013 ein stabiles Ergebnis angekündigt. Politische RisikenNach Angaben von Analysten kündigte Shirokov für 2014 nur noch 24 Mrd. Rubel an, bevor es 2015 wieder zum Umschwung kommt und sogar 38 Mrd. Rubel in Aussicht gestellt werden. Hierzu sollen unter anderem neu ans Netz gehende Kapazitäten des Kraftwerks Berezovskaja beitragen.Analysten reagierten enttäuscht. Morgan Stanley senkte nach der Konferenz das Kursziel, und Macquarie erklärte, das Ergebnis je Aktie werde 2014 wohl 4 % unter der Konsensschätzung liegen. Die politischen Risiken in Russland würden zudem für Eon eher noch zunehmen, wenn nach 2015 der aktuelle Neubauzyklus bei den Kraftwerken ein Ende finde, so die Macquarie-Analysten.