GE verkauft Biopharma an Danaher
Die angeschlagene General Electric schafft den ersten Befreiungsschlag. Für gut 21 Mrd. Dollar schlägt der Konzern das Geschäft mit Laborausrüstung für Biotech- und Pharmaunternehmen an den US-Rivalen Danaher los. Ein IPO der Medizintechnik nach Vorbild von Siemens Healthineers ist damit erstmal vom Tisch.sp New York – Dem hoch verschuldeten US-Industrieausrüster General Electric (GE) ist mit dem Verkauf eines Teils seiner Medizintechnik-Sparte ein Befreiungsschlag gelungen. Der Wettbewerber Danaher übernimmt das Biopharma-Geschäft für 21,4 Mrd. Dollar. GE-Chef Lawrence Culp, der seine Karriere vor fast 30 Jahren bei Danaher startete und den Konzern bis 2015 führte, gewinnt mit dem Deal knapp sechs Monate nach seinem Start bei GE dringend benötigten Spielraum. “Diese Nachricht beschleunigt unsere Pläne zur Entschuldung bedeutend”, sagte Culp. “Man kann sehen, wie sich das Blatt langsam wendet und wir uns ein bisschen weniger auf die Defensive konzentrieren müssen.” Dazu gehört auch, dass Culp sich mit dem Verkauf der restlichen Gesundheitssparte, die eigentlich zusammen mit Life Sciences über einen Börsengang abgespalten werden sollte, mehr Zeit lassen will. In Zukunft wird sich GE ganz auf Luftfahrt, erneuerbare Energien und das operativ angeschlagene Kraftwerksgeschäft konzentrieren. Börsenwerte auf AugenhöheDie meisten Investoren trauten sich am Montag ebenfalls in die Offensive. Die Aktie des Siemens-Rivalen, die bis Freitag in diesem Jahr bereits mehr als ein Drittel zugelegt hatte, sprangen bis zu 19 % hoch und lagen im frühen Handel 9 % im Plus. Vergangenes Jahr hat sich der Börsenwert von GE nahezu halbiert, so dass Danaher gemessen an ihrer Marktkapitalisierung zeitweise zum klar größeren Wettbewerber aufschließen konnte. Am Montag notierten Danaher bis zu 9 % fester und lagen mit einer Marktkapitalisierung von 86 Mrd. Dollar knapp 10 Mrd. Dollar hinter dem ehemals wertvollsten börsennotierten Konzern.Danaher soll laut US-Medienberichten bereits vor einem Jahr bei GE angeklopft haben, stieß mit ihrem Interesse an der Life-Science-Sparte beim damaligen CEO John Flannery aber auf Ablehnung. Mit seinem früheren Chef Larry Culp ist sich Danaher-Chef Thomas Joyce jetzt handelseinig geworden und stemmt die größte Übernahme des Konzerns, der sich seit dem Spin-off seiner Industriesparten vor knapp vier Jahren auf Life Sciences konzentriert.Kurz vor der Aufspaltung hatte Joyce die 13,6-Mrd.-Dollar-Übernahme von Pall eingefädelt, die auf Filtertechnologie spezialisiert ist. Das Diagnostik-Geschäft von Beckman Coulter hatte Danaher 2011 unter der Regie von Culp für 5,9 Mrd. Dollar eingekauft. Die Übernahme der Life-Science-Aktivitäten von GE bewerteten Analysten unter anderem als “Home Run für viele Jahre”. Tatsächlich gilt die Sparte als “Kronjuwel” innerhalb des GE-Portfolios in der Medizintechnik. Das lässt sich Danaher nach Einschätzung von Analysten das 17-fache erwartete Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kosten. Im vergangenen Jahr hat das Geschäft mit Laborgeräten und anderen Ins-trumenten für Biotechfirmen und Pharmaunternehmen bei GE rund 3 Mrd. Dollar Umsatz beigetragen. Röntgenblick auf KerngeschäftDas Geschäft mit Röntgengeräten und Ausrüstung für Krankenhäuser, in dem GE unter anderem mit Siemens Healthineers konkurriert, ist mit zuletzt 17 Mrd. Dollar Umsatz deutlich größer, aber weniger profitabel. “Wir fokussieren uns jetzt darauf, das Kerngeschäft mit Röntgengeräten zu verbessern, während wir andere Optionen ausloten”, sagte Culp zu den weiteren Plänen für die Medizintechnik-Sparte, deren IPO mit dem Danaher-Deal abgeblasen ist. Analysten trauen den bei GE verbliebenen Aktivitäten einen Wert von bis zu 40 Mrd. Dollar zu.