General Electric hat Interesse an Avio

Preis von bis zu 4 Mrd. Dollar im Gespräch - Ausbau der Triebwerkssparte

General Electric hat Interesse an Avio

Das amerikanische Industriekonglomerat General Electric steht möglicherweise kurz davor, seine Triebwerkssparte mittels einer milliardenschweren Übernahme der italienischen Avio zu stärken.hen/tkb/BZ New York/Mailand/Frankfurt – General Electric (GE) führt derzeit mit dem italienischen Hersteller von Triebswerkskomponenten Avio Kaufverhandlungen, wie diverse Zeitungen am Mittwoch berichteten. Eine Einigung könnte bereits in dieser Woche erzielt werden. GE dürfte sich das mehrheitlich (81 %) im Besitz der britischen Private-Equity-Firma Cinven befindliche Turiner Unternehmen bis zu 4 Mrd. Dollar kosten lassen. Enge ZusammenarbeitGE und Avio arbeiten bereits seit Jahrzehnten eng zusammen: Das italienische Unternehmen beliefert GE – den weltweit größten Hersteller von Flugzeugtriebwerken – mit entsprechenden Teilen. Avio erzielt rund zwei Drittel des Umsatzes seiner Flugzeug-Sparte mit dem amerikanischen Industriegiganten. Die Italiener beliefern GE unter anderem mit Komponenten für die neuesten GE-Triebwerke, die etwa in den Dreamliner 787 von Boeing eingebaut werden. Neben Cinven ist Italiens größter Rüstungs- und Luftfahrtskonzern Finmeccanica Spa mit 15 % an Avio beteiligt. Strategische PartnerschaftMit der Integration des bisherigen Zulieferers würde GE abermals die in Fairfield im Staat Connecticut angesiedelte Triebwerkssparte stärken und sich auf die nächste Generation der Flugzeugmotoren vorbereiten. Bereits im Oktober war GE in dem wachsenden Bereich eine strategische Partnerschaft mit Mitsui & Co. eingegangen und hatte im November ein Joint Venture mit Parker Hannifin abgeschlossen. Bevor es zu einem Deal mit Avio kommt, müssen die Parteien aber noch mindestens eine Hürde überwinden: Offensichtlich kann sich GE wenig begeistern für die Avio-Raumfahrtsparte, in der vornehmlich Komponenten für Satellitentriebwerke hergestellt werden. Möglicherweise wird für diesen Bereich ein Käufer gesucht.J. P. Morgan und Rothschild beraten Cinven bei den Verkaufsverhandlungen, Merrill Lynch und Credit Suisse flankieren GE. Dem Vernehmen nach ist GE Aviaton nur an der Flugmotorensparte interessiert, die Motoren für die Raumfahrt sollen unter italienischer Kontrolle bleiben.Der staatliche Investitionsfonds Fondo Strategico Italiano (FSI) könnte diese Sparte übernehmen, heißt es. GE hatte bereits vor acht Jahren die italienische Turbinengesellschaft Nuova Pignone aus Florenz übernommen und diese modernisiert. Für 2,8 Mrd. Euro erworbenDie Londoner CVC Capital Partners, die italienische Private-Equity-Gesellschaft Clessidra Capital Partners sowie Fondo Strategico Italiano hatten zuletzt 1,5 Mrd. Euro für Avio geboten und wollte die Schulden in Höhe von 1,44 Mrd. Euro übernehmen. Das Angebot im Wert von knapp 3 Mrd. Euro entsprach dem Achtfachen des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) und wurde als zu niedrig befunden (vgl. BZ vom 16. November). Cinven hatte das Unternehmen 2006 zu einem Preis von 2,8 Mrd. Euro erworben. Dies entsprach damals dem Zwölffachen des Ebitda.Auch die französische Safran ist sowohl an den Motoren für die Zivilflugfahrt wie auch an der Rüstungs-und Raumfahrtsparte interessiert. Diese soll aber unter italienischer Kontrolle bleiben. Insofern hat das GE-Angebot größere Chancen, angenommen zu werden. BörsenpläneAvio wollte ursprünglich an die Börse gehen und hatte bereits im Sommer grünes Licht von der Börsenaufsicht Consob für das IPO erhalten. Der Hersteller von Flugmotoren aus Turin beschäftigt 5 200 Arbeitnehmer und erzielte 2011 einen Umsatz von 2 Mrd. Euro, das sind 16 % mehr als im Vorjahr. Allerdings gibt es noch ein Fragezeichen. Avio hat zwei Großaufträge von Pratt & Whitney und Rolls-Royce im Portefeuille. Diese Orders machen 30 % des gesamten Auftragwertes aus. Diese Orders könnten im Fall eines Verkaufs von Avio an einen Konkurrenten storniert werden.—– Kommentar Seite 1