Geschäftsreisen

Geschäftsreiseverkehr erholt sich schneller als erwartet

Der Geschäftsreiseverkehr, wichtiger Ergebnisträger vieler Fluggesellschaften, erholt sich offenbar schneller als angenommen.

Geschäftsreiseverkehr erholt sich schneller als erwartet

Geschäftsreisen auf Erholungskurs

Verband GBTA: Verkehr könnte 2024 Vorkrisenniveau erreichen – Westeuropa, Nord- und Lateinamerika haben Nase vorne

lis Frankfurt

Der Geschäftsreiseverkehr, wichtiger Ergebnisträger vieler Fluggesellschaften, erholt sich offenbar schneller als angenommen. Statt erst Ende 2025/Anfang 2026 sollen nach Einschätzung des Geschäftsreiseverbandes GBTA die Ausgaben schon im kommenden Jahr wieder die Höhe von 2019 erreichen. Ende 2024 soll der Geschäftsreise-Umsatz dieser Schätzung zufolge rund 1,4 Bill. Dollar betragen, für 2027 geht die GBTA von fast 1,8 Bill. Dollar aus.

Im Jahr 2022 stiegen die weltweiten Ausgaben für Geschäftsreisen um 47% auf 1,03 Bill. Dollar, für das laufende Jahr wird ein Plus von 32% erwartet. Diese robusten Zuwächse seien durch den Nachholbedarf nach der Pandemie, günstigere globale Wirtschaftsbedingungen in den Jahren 2022 und 2023 und noch nicht eingetretene Rezessionsrisiken angeheizt, heißt es im GBTA Business Travel Index Outlook 2023. Die Prognose wird jährlich veröffentlicht.

"Der erwartete Gegenwind, der den Aufschwung des weltweiten Geschäftsreiseverkehrs im vergangenen Jahr beeinträchtigen sollte, ist ausgeblieben, und das ist eine gute Nachricht", wird Suzanne Neufang, CEO der GBTA, zitiert. Die jüngste Prognose deute nun auf eine beschleunigte Rückkehr zum Ausgabenniveau vor der Pandemie hin sowie auf Wachstum in den kommenden Jahren.

Weiterhin gibt es zwischen den Regionen der Welt große Unterschiede. Westeuropa war im Jahr 2022 die am schnellsten wachsende Region der Welt. Auch in Nordamerika und Lateinamerika habe sich das Ausgabenwachstum deutlich beschleunigt. Die Staaten im östlichen Europa hinken hinterher, das Geschäft wird vor allem durch den Krieg in der Ukraine beeinträchtigt. Größtes Sorgenkind war indes der asiatisch-pazifische Raum, weil der Verkehr von und nach China weiterhin stark eingeschränkt blieb. Die chinesischen Ausgaben für Geschäftsreisen gingen im vergangenen Jahr um 4,6% zurück, wodurch China zum ersten Mal seit 2014 hinter die USA auf Platz 2 der Geschäftsreisemärkte der Welt zurückfiel. Es wird jedoch erwartet, dass China bis Ende 2023 wieder zur Nummer 1 aufsteigen wird.

Risikofaktoren

In der GBTA-Umfrage unter 4.700 Geschäftsreisenden aus 22 Ländern und vier Regionen (Nordamerika, Europa, Asien-Pazifik und Lateinamerika) gaben 82% an, dass sich Reisen sehr (48%) oder mäßig (34%) lohnen, um ihre Geschäftsziele zu erreichen. Ihre eigenen Ausgaben pro Person und Geschäftsreise beziffern sie im Durchschnitt auf 1.018 Dollar, wobei die Übernachtungskosten mit 391 Dollar deutlich höher ausfallen als der Aufwand für den Flug (182 Dollar). Sogar Speisen und Getränke sind danach mit 189 Dollar etwas teurer als der Transport.

Längerfristig machen die Experten verschiedene Risikofaktoren aus, die das Geschäftsreisesegment negativ beeinflussen könnten. Dazu gehören eine stärkere Fokussierung auf Nachhaltigkeit und damit ein kritischerer Blick auf Flugreisen sowie die weit verbreitete Einführung von Meeting-Technologien.

Die deutschen Geschäftsreisenden haben ihre Gewohnheiten bei Flugreisen nach der Corona-Pandemie verändert. Die Tickets würden früher und im Durchschnitt für längere Aufenthalte gebucht, berichtete der noch zum Lufthansa-Konzern gehörende Abrechnungsdienstleister Airplus am Mittwoch. Mit 15,4% starteten im ersten Halbjahr 2023 mehr Reisen an einem Wochenende als im Vergleichszeitraum 2019, als das nur auf 12,5% der Reisen zutraf. Airplus wertet das als Hinweis auf zunehmende Kombinationen der geschäftlichen Trips mit privaten Reisegründen. Das bestätigen Ergebnisse des Branchenverbandes GBTA: Geschäftsreisende gaben danach in der Befragung an, dass sie häufiger (62%) Geschäfts- und Privatreisen kombinieren als im Jahr 2019. 42% fügen ihren Geschäftsreisen zusätzliche Freizeittage hinzu, und 79% dieser Reisenden übernachten für den geschäftlichen und den Urlaubsanteil ihrer Reise in derselben Unterkunft.

Eintägige Reisen und Inlandsflüge gab es deutlich weniger als vor der Pandemie, wie die Airplus-Daten zeigten. Der Anteil der Inlandsflüge sank von fast der Hälfte der Buchungen (49%) auf 35,1%. Bei den Interkontinental-Zielen sei China auf Platz 2 hinter den USA zurückgekehrt. Allerdings fehlten im China-Verkehr zum 2019er Niveau noch 72%. Bei den insgesamt längeren Flugreisen wurde häufiger die Business Class gebucht. Aber immer noch fliegen 84,9% der Geschäftsreisenden in der günstigeren Economy. Vor Corona waren es rund 90%.

Der Geschäftsreiseverkehr erholt sich schneller als erwartet und könnte schon 2024 Vor-Pandemie-Niveau erreichen. Der erwartete Gegenwind, der den Aufschwung 2022 beeinträchtigen sollte, sei ausgeblieben, heißt es beim Branchenverband GBTA. Die Prognose deute auf Wachstum in den kommenden Jahren hin.

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