Gewinn bei Hapag-Lloyd bricht stärker ein als erwartet
Gewinn von Hapag-Lloyd bricht ein
Containerreederei spürt erodierende Transportpreise – Kostensenkung ohne Stellenabbau
Bei Hapag-Lloyd ist der operative Gewinn im dritten Quartal eingebrochen, sogar stärker als erwartet. Nach dem Ende Boom-Phase während der Corona-Pandemie setzen der Hamburger Containerreederei wie anderen Branchenunternehmen erodierende Frachtraten zu. Es könnten noch einige schwierige Quartale folgen.
ste Hamburg
Eine im Vorjahresvergleich um rund 58% auf 1.312 Dollar je Standardcontainer (TEU) gesunkene durchschnittliche Frachtrate hat im dritten Quartal bei Hapag-Lloyd wesentlich zu einem fast 88-prozentigen Rückgang des operativen Ergebnisses vor Abschreibungen (Ebitda) beigetragen. Die größte deutsche Containerreederei verfehlte mit einem Ebitda von 744 Mill. Dollar (679 Mill. Euro) den von dem Unternehmen zusammengestellten Analystenkonsens von 945 Mill. Dollar deutlich. Mit der Vorlage seiner Neunmonatszahlen grenzte das Hamburger Unternehmen am Donnerstag die bisherige Ergebnisprognose für 2023 von Anfang März auf die untere Hälfte ein. Das Ebitda wird nun zwischen 4,1 und 5 (i.V. 19,4) Mrd. Euro anstatt in einer Spanne von 4 bis 6 Mrd. Euro erwartet. Für das operative Ergebnis nach Abschreibungen (Ebit) gilt ein neuer Korridor zwischen 2,2 und 3,1 (17,5) Mrd. Euro. Zuvor waren 2 bis 4 Mrd. Euro avisiert worden.
Wie andere Reedereien bekommt Hapag-Lloyd das Ende der Sonderkonjunktur während der Corona-Pandemie zu spüren. Eine hohe Waren- und Transportnachfrage bei gleichzeitig knappen Transportkapazitäten und gestörten Lieferketten hatten die Transportpreise hochschnellen lassen und den Reedereien Rekordgewinne beschert. Inzwischen steht der Markt unter Druck: Eine schwächere Nachfrage nach Transporten bei zugleich wachsendem Kapazitätsangebot lässt die Preise für Seetransporte erodieren.
Druck auf die Kostenbasis
Der dänische Transport- und Logistikkonzern A.P. Møller-Mærsk etwa berichtete vor Wochenfrist über einen ähnlich starken Rückgang der durchschnittlichen Frachtrate sowie über ein ebenfalls um mehr als 80% gesunkenes Ebitda im dritten Quartal. Die Containerschifffahrt sei in einer neuen Normalität angekommen mit gedämpfter Nachfrage, einem Preisgefüge, das wieder der Vergangenheit entspreche und einem Inflationsdruck auf die Kostenbasis, hieß es.
Während die weltweit zweitgrößte Linienreederei ankündigte, einen Stellenabbau bis 2024 auf rund 10.000 Arbeitsplätze auszuweiten, plant der Branchenfünfte Hapag-Lloyd zur Kostensenkung aktuell nicht mit Stellenstreichungen. Zum 30. September beschäftigte das Unternehmen mit 16.068 Mitarbeitern rund 1.800 mehr als Ende 2022, davon 13.505 im neu konzipierten Segment Linienschifffahrt sowie 2.563 Mitarbeiter im Segment Terminal und Infrastruktur. In diesem bündelt Hapag-Lloyd im Zuge des ausgebauten Terminalgeschäfts Anteile an 20 Terminals in Europa, Lateinamerika, den USA, Indien und Nordafrika sowie weitere Infrastrukturbeteiligungen. In den ersten neun Monaten 2023 kam das Segment auf ein Ebitda von 35 Mill. Euro.

Vorstandschef Rolf Habben Jansen sagte, man arbeite an weiteren Kostensenkungen, etwa durch Einsparungen auf der Beschaffungsseite und Anpassungen im Servicenetzwerk. Zuletzt wurden Fahrten auf Routen zwischen Südostasien nach Nordeuropa sowie über den Pazifik an die US-Küste ausgesetzt. In der Branche, die erst 2018 aus einer mehrjährigen Konsolidierungsphase kam, stellt man sich auf schwierige Zeiten ein. "In dem eingetrübten Marktumfeld könnten einige herausfordernde Quartale auf uns zukommen, sollten sich die Spotraten nicht wieder erholen", so Habben Jansen.