Projektentwickler

Gieag Immobilien will Börse anzapfen

Der Projektentwickler Gieag Immobilien erwägt eine Kapitalerhöhung. Die Schwerpunkte des Unternehmens liegen in Büro, Logistik und Wohnen.

Gieag Immobilien will Börse anzapfen

tl Frankfurt

Der mittelständische Projektentwickler Gieag Immobilien AG will seine Aktivitäten weiter ausbauen und fasst dazu perspektivisch Kapitalmaßnahmen ins Auge. Für das seit mehr als zehn Jahren an der Börse, seit 2016 an der Börse München im M:access und seit 1.Oktober 2021 auch in Frankfurt notierte Unternehmen kommen dabei sowohl eine Kapitalerhöhung als auch andere Kapitalmaßnahmen in Frage. Der Free Float liegt derzeit bei 6,5%, die Gründerfamilie Pferschy hält 92,8%.

„Gut gewirtschaftet“

„Bisher stand das Einsammeln von Kapital für uns nicht so im Vordergrund“, sagte Gieag-Vorstand Philipp Pferschy im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Denn wir haben gut gewirtschaftet.“ Inzwischen nähere sich die Marktkapitalisierung (an der Frankfurter Börse lag sie am Montag bei 92 Mill. Euro) aber dem Niveau, das man als eigentlichen Wert des Unternehmens ansehe. „Dadurch können wir jetzt an Kapitalmaßnahmen denken.“ Dies gelte insbesondere dann, wenn der Zugang zu Fremdkapital schwerer werden sollte. Man schaue sich detaillierter Möglichkeiten zu einer „echten“ Kapitalerhöhung oder zur Nutzung eigenkapitalähnlicher bzw. strukturierter Wertpapiere wie Wandelanleihen an. „Es gibt aber keine ganz konkreten Planungen zum Beispiel zum zeitlichen Ablauf solcher Maßnahmen“, betonte Pferschy. Bei einer Kapitalerhöhung könnte sich mittelfristig der Familienbeteiligung auf bis zu 75% verwässern, so Pferschy weiter.

Die in München ansässige, familiengeführte Immobilien-AG hat zwei Geschäftsbereiche. Der wichtigste sind Projektentwicklungen in den Bereichen Büro, Logistik und Wohnen. „Wir sind ein Trade Developer, das heißt wir finanzieren, bauen und vermieten das Objekt und verkaufen es ein bis zwei Jahre nach Fertigstellung an Kapitalsammelstellen im In- und Ausland“, sagte Pferschy. Pro Projekt investiert Gieag in der Regel zwischen 50 Mill. und 150 Mill. Euro bei einem Leverage von bis zu 80% (Loan to Cost). „Beim Fremdkapital sehen wir kein Bottleneck. Für gute Projekte steht genug Fremdkapital zur Verfügung.“

Logistikobjekte der Gieag können sich auf der grünen Wiese befinden. „Es können aber auch zur Revitalisierung anstehende innerstädtische Bürogebäude sein oder neu zu errichtende Mietwohnungen.“ Geografisch konzentriert sich die Gesellschaft auf die Metropolregionen München, Stuttgart und Karlsruhe.

In der Logistik gebe es auch Projekte in Sachsen und Thüringen. Die Rendite liegt im gewerblichen Bereich zwischen 15 und 20% (vor Eigenkapital), bei Mietwohnungen ist sie niedriger.

Das zweite, deutliche kleinere Standbein der Gieag ist die Bestandshaltung von rund 800 Wohnungen. „Für uns als mehrheitlich im Familienbesitz befindliches Unternehmen dienen die Wohnungen mit ihrem vergleichsweise sicheren Cashflow der Risikostreuung.“ Auch die Wohnungen sieht Pferschy als Projekte an, die weiterentwickelt werden.

Die Projektentwicklungspipeline für die kommenden drei bis vier Jahre bezifferte er auf 1,6 Mrd. Euro. Angesichts des hohen Kapitaldrucks am Markt sei der Kauf von Grundstücken „sehr kompetitiv“. „Wir müssen unsere lokalen Netzwerke nutzen und können als kleinerer Akteur schneller entscheiden als manch anderer.“ In der näheren Prüfung befinden sich aktuell ein Büroprojekt südlich von München und zwei Logistikprojekte im nördlichen Bayern.

Nach dem Anfang Dezember 2021 veröffentlichten Bericht für das erste Halbjahr 2021 lag der Konzernumsatz mit 41 Mill. Euro etwas unter dem Vorjahresniveau, aber deutlich über dem Gesamtkonzernumsatz des Jahres 2019 (9,6 Mill. Euro; Gesamtjahr 2020: 82 Mill. Euro). Damit legte der Umsatz im zweiten Jahr in Folge deutlich zu. Der HGB-Konzernüberschuss betrug 9 Mill. Euro. Davon wurden 4,2 Mill. Euro bzw. 1 Euro pro Aktie ausgeschüttet.

Für das Geschäftsjahr 2021 rechnet das Unternehmen mit einem positiven Konzernergebnis, das „mindestens das Niveau des Be­richtsjahres 2020“ (16 Mill. Euro) erreichen wird. Aufgrund von neuen Projekten und laufenden Bautätigkeiten – damit neu und weiter aufzunehmenden Fremdmitteln – sei nicht mit einer Reduzierung der Verschuldung im Konzern (von 419 Mill. Euro, davon 318 Mill. gegenüber Kreditinstituten, per 30. Juni 2021) zu rechnen.

Gieag Immobilien
Konzernzahlen nach HGB
1. Halbjahr
in Mill. Euro20212020
Umsatzerlöse41,449,7
Bestandserhöhung fertige und unfertige Erzeugnisse            22,7             6,3
Materialaufwand50,029,5
Personalaufwand2,21,3
Zinsaufwand4,23,7
Steuern1,34,6
Ergebnis nach Steuern8,812,9
Jahresergebnis8,912,9
Quelle: HalbjahresberichtBörsen-Zeitung
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