Giesecke & Devrient peilt 8 Prozent Rendite an
Der Banknoten- und Datenschutzdienstleister Giesecke & Devrient will nach der vollbrachten Sanierung wieder zu alter Ertragsstärke zurückkehren. Dabei setzt das Management auf den Ausbau des Kerngeschäfts.Von Stefan Kroneck, MünchenNach einem hohen Verlust 2014 infolge einer umfassenden Restrukturierung hat der Banknoten- und Chipkartenspezialist Giesecke & Devrient (G & D) eine wachsende Profitabilität im Visier. “Wir peilen in den kommenden drei bis fünf Jahren eine operative Rendite von 8 % an”, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Walter Schlebusch, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Das sei eine “realistische” Erwartung. “Das können wir gut erreichen.”Damit will das zuletzt unter Druck geratene Münchner Unternehmen an seine frühere Ertragskraft anknüpfen. Im Jahr 2009 hatte der familiendominierte Konzern bei einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von gut 140 Mill. Euro eine Umsatzrendite von 8,3 % erwirtschaftet (vgl. Grafik). Danach ging es stetig bergab, was u.a. auf einen Preisverfall im Kerngeschäft Banknote infolge eines erhöhten Wettbewerbs in Westeuropa zurückzuführen ist. Auf ErholungskursNach einer negativen operativen Marge von 0,6 % im vergangenen Jahr befindet sich G & D dank des Kostenabbaus bei zugleich wachsenden Umsätzen derzeit auf Erholungskurs. “Wir werden 2015 wieder eine positive Rendite haben und in einen vernünftigen Bereich zurückkehren”, kündigte Schlebusch an. Mit dem Ausbau der Kernaktivitäten Banknote und Mobile Security (Sicherheitslösungen für verschiedene Branchen) rechnet die Unternehmensführung mit steigenden Erlösen. Er berichtete über eine “sehr gute” Auftragslage. “Wir gehen davon aus, dass der Auftragsbestand Ende 2015 mindestens 20 % über dem des Vorjahres liegen wird.” In beiden Geschäftsbereichen wachse G & D “ordentlich”, so der Firmenchef. “Wir peilen bis 2020 aus eigener Kraft einen Konzernumsatz von 2,4 bis 2,5 Mrd. Euro an.” Gegenüber dem Wert von 2014 (1,8 Mrd. Euro) wäre das ein Zuwachs von bis zu 36 %. Auf Basis der angestrebten mittelfristigen Rendite steuert G & D bis Ende der laufenden Dekade ein Ebit von rund 200 Mill. Euro an. 2014 machte das Unternehmen operativ knapp 12 Mill. Euro Miese. Unter dem Strich verbuchte der Konzern einen Fehlbetrag von über 73 Mill. Euro nach einem Mini-Gewinn von 3,2 Mill. Euro ein Jahr zuvor. Zum Vergleich: im Jahr 2008 verdiente G & D nach Steuern noch 111 Mill. Euro.Neben den Sanierungskosten trugen hohe Zinsaufwendungen und gestiegene Steuern zu diesem jüngsten Rekorddefizit in der Unternehmensgeschichte bei. Um aus der Misere herauszukommen, beschloss das Management Ende 2013, 950 der insgesamt weltweit rund 11 500 Arbeitsplätze zu streichen. Die Konzernleitung stellte den Banknotendruck am Firmenhauptsitz ein, weil er sich nicht mehr rentierte. Holdingstruktur im VisierDie Neuordnung will der Konzern ohne zusätzliche finanzielle Kraftanstrengungen bewältigen. “G & D braucht für organisches Wachstum keine zusätzlichen finanziellen Mittel”, sagte Schlebusch. “Wir schaffen es organisch, die Eigenkapitalquote auf Konzernebene wieder systematisch auf über 20 % zu heben.” Im Geschäftsjahr 2014 schrumpfte das Eigenkapital um ein Drittel auf 288 Mill. Euro. Die Quote sackte um 8,7 Prozentpunkte auf 15 % ab. “Im Jahr 2014 wurde unser Eigenkapital insbesondere durch erhöhte Zuführungen zu den Pensionsrückstellungen infolge des Zinstiefs belastet”, räumte er ein. Aber: “Wir sind solide finanziert und benötigen keine Kapitalerhöhung.” Ende 2014 standen bei G & D liquide Mittel von 186 (2013: 171) Mill. Euro Finanzverbindlichkeiten von 139 (175) Mill. Euro gegenüber. Wegen des hohen Fehlbetrags musste jedoch die Eigentümerfamilie unter Führung von Verena von Mitschke-Collande im Frühjahr 2015 erstmals seit langer Zeit auf eine Ausschüttung verzichten.Um das operative Risiko zu streuen, ist Schlebusch künftig bereit für weitere Kooperationen über Gemeinschaftsunternehmen in bestimmten Bereichen. Bei den Joint Ventures strebt G & D die Oberhand an. “Wir beanspruchen die industrielle Führung bei Joint Ventures.” Zugleich setzt das Management auf mehr Eigenverantwortung der Geschäftsbereiche. So ist vorgesehen, das Unternehmen künftig als strategische Holding in der bisherigen Rechtsform einer GmbH aufzustellen. “Wir setzen auf mehr Transparenz, mehr unternehmerische Eigenverantwortung und mehr Dezentralisierung”, begründete Schlebusch diesen Schritt.Im Mai 2014 bündelten G & D und die Bundesdruckerei unter dem Dach der neu gegründeten Veridos GmbH ihre Dienstleistungen für die sichere Identifikation u.a. bei Pass- und Ausweissystemen. G & D hält 60 % an diesem Joint Venture. Am börsennotierten IT-Sicherheitsspezialisten Secunet ist G & D mit einem Anteil von 79 % größter Einzelaktionär.An dieser Aufstellung soll sich nichts wesentlich ändern. “Neben Veridos und der Secunet verfügt G & D 2020 über zwei große Geschäftsfelder: Banknote und Mobile Security. Beide sind im Umsatz etwa gleich groß”, erklärte Schlebusch. Dabei setzt er sich zum Ziel, im Bereich Banknote die Position von G & D als Weltmarktführer auszubauen. Im Jahr 2014 kam das Segment Banknote auf einen Umsatz von 887 (844) Mill. Euro, die Sparte Mobile Security auf 778 (731) Mill. Euro. Hoher WettbewerbsdruckIm letzteren Geschäftsfeld sieht sich G & D als “Innovationstreiber”, sagte der für den Bereich verantwortliche Geschäftsführer Stefan Auerbach. Die Sparte gab 2015 deutlich über 7 % ihres Umsatzes für Forschung und Entwicklung aus. Damit übertraf die Firma nach eigenen Angaben den Wettbewerb. Der Konzern setzt dabei auf das Thema Digitalisierung. “Banken und Handel weltweit vertrauen seit Jahrzehnten auf unsere Kredit- und Debit-Karten. Die Transformation in die digitale Welt des Bezahlens unterstützen wir mit sicheren mobilen Lösungen.” Gute Wachstumsperspektiven verspricht er sich auch beim Internet der Dinge, Sicherheitslösungen auf den Feldern Cybersecurity, Automotive und Industrie 4.0.Trotz dieser Ambitionen muss G & D auch im Bereich Mobile Security gegen einen harten Wettbewerb ankämpfen. Der Preisdruck hält aufgrund der starken internationalen Konkurrenz an.