Gigaset streicht fast jede zweite Stelle

550 Mitarbeiter betroffen - Kerngeschäft bricht weg

Gigaset streicht fast jede zweite Stelle

sck München – Der Schnurlostelefonhersteller Gigaset sieht sich wegen des wegbrechenden Kerngeschäfts zu einem abermaligen Einschnitt gezwungen. Die frühere Siemens-Einheit teilte mit, bis Ende 2018 “etwa” 550 Stellen weltweit zu streichen. Damit fällt beim Unternehmen fast jeder zweite Arbeitsplatz weg. Gigaset begründete die Entscheidung damit, dass sich die Firma “an die Marktrealität” anpassen müsse.Vom erneuten Personalabbau wird wohl insbesondere der Standort Bocholt betroffen sein, wo sich der Großteil der Produktion befindet. Vorstandschef Charles Fränkl zufolge ist Gigaset “auf dem Weg in den Mittelstand”. Die Firma müsse “etablierte Großkonzern- und Kostenstrukturen (…) verlassen”.Bei geringen Handelsumsätzen büßte die Aktie nach der Nachricht zeitweise 1,8 % auf 0,83 Euro ein. Gigaset wird damit am Markt mit 102 Mill. Euro bewertet.Das Unternehmen befindet sich mitten in einem Umbauprozess. Gigaset ist derzeit dabei, mit Hilfe des asiatischen Mehrheitsaktionärs Goldin Fund (hält 76,6 % des Grundkapitals) ins Smartphone-Geschäft einzusteigen. Das in München beheimatete Unternehmen versucht mit dieser Strategie, die schrumpfende Nachfrage im Geschäft mit Schnurlostelefonen abzufedern mit dem Ziel, künftig wieder Überschüsse erwirtschaften zu können. Ende Juni deutete Finanzvorstand Kai Dorn im Interview der Börsen-Zeitung bereits weitere Kostensenkungsmaßnahmen an (vgl. BZ vom 27. Juni).Über die Höhe der nun erwarteten Kosteneinsparungen machte Gigaset noch keine Angaben. Den Erfahrungen nach wird der Konzern zunächst wohl Rückstellungen für den umfangreichen Personalabbau bilden müssen. Dadurch könnte Gigaset im Gesamtjahr 2015 nach Steuern wieder einen Verlust ausweisen. Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen gut 17 Mill. Euro Miese. In den ersten neun Monaten dieses Jahres drückte der Konzern den Fehlbetrag auf 0,4 Mill. Euro nach einem Nettoverlust von 11,2 Mill. Euro ein Jahr zuvor. Vor drei Jahren strich Gigast rund 300 Stellen. Die Firma stellte dafür seinerzeit 20 Mill. Euro zurück, was 2012 für einen Fehlbetrag von 29 Mill. Euro sorgte.Nach dem Verkauf ihrer Markenrechte an Goldin wartet Gigaset derweil immer noch auf die Überweisung der fälligen 29 Mill. Euro durch den Mehrheitseigentümer (vgl. BZ vom 21. November).