Gläubiger bei Air Berlin am Drücker

Ausschuss tritt am Mittwoch zusammen - Auch Lufthansa-Tochter Eurowings dabei

Gläubiger bei Air Berlin am Drücker

ge Berlin – Zwar ist Tempo die oberste Prämisse beim Ausverkauf der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin. Doch das erste Treffen des vom Amtsgericht Berlin-Charlottenburg bestellten vorläufigen Gläubigerausschusses am morgigen Mittwoch dürfte noch keine Entscheidungen fällen. In dem Gremium, das die Interessen der Gläubiger der operativen Gesellschaft Air Berlin plc & Co Luftverkehrs KG vertritt, sind dem Gerichtsbeschluss zufolge fünf Personen präsent, die die wichtigsten Gläubigergruppen repräsentieren. Das sind die Bundesagentur für Arbeit, die drei Monate lang das Insolvenzgeld für die 7 200 Air-Berlin-Beschäftigten in Deutschland zahlt, die Commerzbank als Vertreterin der Fremdkapitalgeber, Rechtsanwalt Niklas Lütcke von CMS Hasche Sigle für die Leasinggeber – alle Flugzeuge der Berliner sind gemietet – sowie ein Vertreter von Air Berlin selber und ein Geschäftsführer der Lufthansa-Tochter Eurowings.Die Airline hat 38 Jets mit Besatzungen von Air Berlin gemietet und vorfinanziert und wäre deshalb von einer Einstellung des Flugbetriebs betroffen. Zudem hat die Mutter Lufthansa starkes Interesse, große Teile von Air Berlin zu übernehmen. Dass sie dennoch über ihre Tochter im Ausschuss vertreten ist, stößt bei anderen Interessenten böse auf – auch wenn sie deren Angebote nicht zu sehen bekommt und bei einem Verkauf an die Lufthansa nicht mitentscheiden darf, wie Insolvenzexperten versichern. Gläubiger der rund 840 Mill. Euro umfassenden Bonds sind im Ausschuss nicht vertreten. Schnelle Einigung fraglichDie Bundespolitik, die sich sowohl in Person von Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) als auch Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) für Lufthansa ausgesprochen hatte, um ihre Position als Champion im Luftverkehr zu stärken, beteuerte zugleich, nicht Partei ergreifen zu wollen. “Wir sind weder für noch gegen einen bestimmten Interessenten”, betonte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums gestern in Berlin. Ziel sei eine Lösung, die sowohl dem Kartellrecht Rechnung trage als auch die Mitarbeiter von Air Berlin im Blick habe.Sollte bei diesen Gesprächen der Vorstand unter Aufsicht des vom Gericht bestellten Sachwalters Lucas Flöther eine Einigung mit einem Käufer zustande gekommen sein, kann dieser Vertrag ohne Zustimmung des Gläubigerausschusses nicht gültig werden. Erst dann kann das Vertragswerk unterschrieben werden – verbunden mit dem Vorbehalt einer kartellrechtlichen Zustimmung. Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann hatte eine Lösung bis Ende September in Aussicht gestellt. Interesse an der Air-Berlin-Erbmasse sollen neben der Lufthansa auch Easyjet, Condor, Tuifly, Ryanair und der frühere Textilhauseigner Hans Rudolf Wöhrl bekundet haben. Dieser und Ryanair halten das Vorgehen der Bundesregierung für ein “abgekartetes Spiel” zugunsten der Lufthansa. “Das stimmt natürlich nicht”, versicherte Wirtschaftsministerin Zypries.Auch wenn das Insolvenzgeld bis Mitte November gezahlt wird, muss die Aufteilung von Air Berlin schnell vonstattengehen. Wie lange der 150 Mill. Euro schwere Überbrückungskredit der Bundesregierung reicht, ist fraglich. Zumal die Unsicherheit über die weitere Existenz Kunden zögern lässt, Tickets bei Air Berlin zu kaufen – auch wenn es dort heißt, die aktuell angebotenen Superschnäppchenpreise würden sich gut verkaufen. Muss die Airline aber ihren Flugbetrieb einstellen, würden die Streckenverbindungen mit den gefragten Start- und Landerechten (Slots) wertlos, weil sie dann kostenlos neu verteilt würden, statt sie teuer zu verkaufen.Beobachter halten einen Abschluss des Verfahrens bis Ende September für unrealistisch. Allerdings könnte ein Käufer öffentlich versichern, er stehe für gebuchte Tickets ein, um damit Vertrauen bei Reisenden zu schaffen. Sind Verträge spruchreif, kann das Amtsgericht das bisherige vorläufige Verfahren vorzeitig zu einem regulären Insolvenzverfahren eröffnen. Damit würde der Käufer dann auch keine möglichen Haftungsrisiken riskieren.