Global Fashion Group schafft Börsengang nur mit Mühe

Emissionsvolumen maximal 200 Mill. Euro - Rocket Internet kauft mehr Aktien als angekündigt - Ausgabepreis 4,50 Euro

Global Fashion Group schafft Börsengang nur mit Mühe

hek Frankfurt – Der defizitäre Online-Modehändler Global Fashion Group hat bei seinem Börsengang große Abstriche gemacht. Das Unternehmen musste den Ausgabepreis senken, das Volumen reduzieren und die Zeichnungsfrist verlängern. Platziert wurden letztlich bis zu 44 Millionen Aktien zu je 4,50 Euro, gab das Unternehmen in der Nacht zu Samstag bekannt. Dies gelang nur mit tatkräftiger Unterstützung der beiden Großaktionäre Kinnevik und Rocket Internet. Ursprünglich waren die Aktien zu 6 bis 8 Euro angeboten worden. Der Handelsstart im Prime Standard der Frankfurter Börse ist für diesen Dienstag geplant.Die schwedische Beteiligungsgesellschaft Kinnevik erwarb im Zuge des IPOs Aktien für 60 Mill. Euro, während der Berliner Start-up-Finanzierer Rocket Internet 50 Mill. Euro investierte, 10 Mill. mehr als zuletzt angekündigt. Zusammen stecken die Hauptaktionäre somit 110 Mill. Euro in das Unternehmen. Das entspricht 56 % des Emissionsvolumens einschließlich Mehrzuteilungsoption. Bei institutionellen Investoren wurde somit weniger als die Hälfte der Platzierung untergebracht.Das Angebot wurde auf 40 Millionen Aktien plus 4 Millionen Anteile für den Greenshoe dimensioniert. Die platzierten Papiere stammen aus einer Kapitalerhöhung, so dass Global Fashion 180 Mill. Euro und inklusive Mehrzuteilung 198 Mill. Euro zufließen. Der Betrag liegt noch einmal rund 30 Mill. Euro unter den in der vergangenen Woche reduzierten Erwartungen. Ursprünglich waren bei einer Platzierung am oberen Ende der Preisspanne Einnahmen von bis zu 395 Mill. Euro geplant. Die an Kinnevik und Rocket zugeteilten Aktien unterliegen ebenso wie die Altbestände einer Lock-up-Periode von 180 Tagen. Goldman Sachs, Morgan Stanley und Berenberg fungieren bei dem Börsengang gemeinsam als globale Koordinatoren. Dritte NeuemissionGlobal Fashion ist erst der dritte Börsengang in Deutschland im Jahr 2019. Zuvor waren Frequentis, ein Anbieter von Kommunikations- und Informationssystemen für “Leitzentralen mit sicherheitskritischen Aufgaben”, und der Lkw-Hersteller Traton an den Markt gekommen. Der Immobilienentwickler Gateway Real Estate war im April mit einer Kapitalerhöhung und Umplatzierung in den Prime Standard gewechselt. Die Aktien der seit vergangenen Freitag an den Börsen Frankfurt und Stockholm notierten Traton waren zu 27 Euro, also ganz am unteren Ende der Preisspanne, platziert worden.Aufgrund der schwachen Nachfrage hatte Global Fashion die Erwartungen an den Börsengang Mitte vergangener Woche stark nach unten geschraubt. Kinnevik und Rocket hatten sich verpflichtet, zu dem auf 4,50 Euro gesenkten Ausgabepreis für bis zu insgesamt 100 Mill. Euro Anteile zu zeichnen. Das war notwendig geworden, um das IPO zu retten. Die Alternative wäre wohl eine Absage gewesen, was jedoch für die nähere Zukunft den Weg an den Aktienmarkt verbaut hätte.Mit dem Erlös will das in Luxemburg ansässige Unternehmen in Lieferinfrastruktur, Technologieplattform und Kundengewinnung investieren. In Brasilien wird ein automatisches Lager gebaut. Außerdem müssen die nach wie vor hohen Verluste finanziert werden – im vergangenen Jahr standen unter dem Strich rund 200 Mill. Euro Fehlbetrag bei 1,16 Mrd. Euro Umsatz.Kinnevik hielt vor dem IPO 36,8 % an dem Onlinehändler für Mode und Lifestyle, Rocket Internet 20,4 %. Einschließlich der beim IPO erworbenen Aktien dürfte der Rocket-Anteil um etwa einen Prozentpunkt steigen, während die Kinnevik-Beteiligung leicht sinkt. Zum Ausgabepreis kommt Global Fashion noch auf knapp 900 Mill. Euro Börsenwert. Zum Vergleich: Zunächst war gemäß Medienberichten vom November 2018 eine Bewertung von 1,8 Mrd. bis 2,5 Mrd. Euro angestrebt worden.Die 2011 gegründete Global Fashion ist in 17 Ländern in Asien/Pazifik, Lateinamerika und Osteuropa tätig. Zur Gruppe gehören die E-Commerce-Plattformen Lamoda (Russland, Ukraine, Kasachstan, Weißrussland), Dafiti (Brasilien, Argentinien, Kolumbien, Chile), Zalora (Asien/Pazifik) und The Iconic (Australien, Neuseeland). Vorbild ist der Online-Modehändler Zalando, bei dem Kinnevik nach wie vor mit 31,2 % Großaktionär ist. Ende März verfügte Global Fashion über 11,5 Millionen Kunden.Für 2019 peilt das Management mehr als 1,3 Mrd. Euro Umsatz und “weitere Fortschritte in Richtung Break-even” bezogen auf das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen an. Die Finanzierungsberatung Blättchen & Partner hatte die laufende Beurteilung des Unternehmens für Anleger aufgrund intransparenter Absatzmärkte als äußerst schwierig eingestuft und moniert: “Ein Konzept für das Erreichen der Gewinnzone ist nicht erkennbar.”