Global Wafers strebt 65 Prozent von Siltronic an

Mindestschwelle für Übernahmeangebot - CEO Hsu verteidigt Preis als attraktiv und vernünftig

Global Wafers strebt 65 Prozent von Siltronic an

jh München – Global Wafers strebt eine Übernahme des deutschen Konkurrenten Siltronic in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres an. Auf dem Weg zu diesem Ziel muss der taiwanische Hersteller von Siliziumscheiben (Wafer) für die Halbleiterindustrie jedoch einige Hürden überwinden: Voraussetzung für das Vorhaben ist, dass neben den Genehmigungen der Außenwirtschafts- und Kartellbehörden genügend Aktionäre von Siltronic die Offerte des Konzerns von 125 Euro je Aktie und insgesamt 3,75 Mrd. Euro annehmen. Als Mindestschwelle hat Global Wafers 65 % festgelegt. Der größte Aktionär von Siltronic, Wacker Chemie mit einem Anteil von 30,8 %, hat verbindlich zugesagt, seine Beteiligung vollständig anzudienen.Offen ist, wie die institutionellen Aktionäre und Kleinanleger entscheiden werden. Einige Analysten halten den Preis für zu niedrig, wie am Donnerstag in einer Telefonkonferenz deutlich wurde. Jürgen Wagner von Stifel Europe nimmt deshalb an, dass die Schwelle von 65 % nicht erreicht wird. UBS hält es für fraglich, dass die Mindestquote zu schaffen ist. Der Hedgefonds Argonaut Capital kritisiert die Offerte als zu niedrig (vgl. BZ vom 9. Dezember). Die Börse bewertet Siltronic seit Dienstag höher als das Angebot: Am Donnerstag stieg der Aktienkurs um 3,4 % auf 129,80 Euro. Annahmefrist beginnt baldHsu Hsiu-Lan, die Konzernchefin – Chairwoman und CEO – von Global Wafers, sagte der Börsen-Zeitung: “Der Preis ist das Ergebnis von intensiven Verhandlungen und Diskussionen mit Siltronic in den vergangenen Monaten.” Er sei “attraktiv und vernünftig”. Sie zeigte sich zuversichtlich: “Wir werden die 65 % erreichen können.” Einen Plan B gebe es derzeit nicht.Nachdem nun die Aufsichtsräte von Global Wafers und Siltronic sowie von Wacker Chemie dem Vorhaben zugestimmt haben, wird abgewartet, bis die Finanzaufsicht BaFin die Angebotsunterlage genehmigt. “Die Annahmefrist wird voraussichtlich noch im Dezember beginnen und etwa fünf Wochen lang dauern”, kündigte Global Wafers an. “Dieser Zusammenschluss ist eine große Chance für Siltronic und Global Wafers, gemeinsam ein Unternehmen zu bilden, das sowohl technologisch wie auch effizienzseitig an der Weltspitze agiert”, sagte Christoph von Plotho, der 65 Jahre alte Vorstandschef von Siltronic, dessen Vertrag nun bis Ende 2023 verlängert wurde.Am Umsatz gemessen wären beide Unternehmen zusammen im Wafer-Markt auf einem Niveau mit den japanischen Weltmarktführern Shin-Etsu und Sumco. Deren Marktanteile liegen zwischen 25 und 30 %. Die fünf Branchengrößten teilen sich mehr als 90 % des Wafer-Markts. Fünftes Unternehmen im Bunde ist SK Siltron in Südkorea.Trotz des Oligopols rechnet Global-Wafers-CEO Hsu damit, bis zur zweiten Hälfte des nächsten Jahres von allen relevanten Kartellbehörden die Genehmigungen zu erhalten. Sowohl von beauftragten Experten als auch von den Anwälten des Unternehmens habe es positive Stellungnahmen geben. Als eines der Argumente nannte Hsu: “Der Zusammenschluss bringt allen Beteiligten einen Nutzen, auch den Kunden.”Rainer Irle, der Finanzvorstand von Siltronic, bezeichnete in einer Analystenkonferenz den angebotenen Preis als hervorragend. Verglichen mit dem Emissionspreis im Jahr 2015 von 30 Euro betrage er mehr als das Vierfache und liege deutlich über dem seitdem erreichten Durchschnittskurs von rund 70 Euro. Zudem seien grob geschätzte Synergien eingerechnet, die der Zusammenschluss bringen soll, aber noch nicht beziffert werden. Den Höchststand des Aktienkurses von knapp 160 Euro im Jahr 2018 erreicht die Offerte allerdings nicht. “Keine Verlagerung”Befürchtungen, Technologie und Produktion von Siltronic könnten nach Taiwan verlagert werden, entgegnete Hsu: “Zusammen können wir beide besser werden.” Global Wafers habe in den vergangenen zwölf Jahren weder Fabriken geschlossen noch verlagert. Europäische Werke betreibt das Unternehmen in Italien und Dänemark.