Börsengänge

Globaler IPO-Markt schrumpft

Der IPO-Markt tritt global auf der Stelle. In Deutschland verlief bereits das erste Quartal mau: Mit dem Internetdienstleister Ionos ging nur ein Unternehmen an die Börse.

Globaler IPO-Markt schrumpft

Globaler IPO-Markt schrumpft

EY: Nur 310 Unternehmen weltweit wagten im zweiten Quartal den Sprung aufs Parkett – Keine einzige Erstnotiz in Frankfurt

cru Frankfurt

Rund um die Welt halten sich Unternehmen mit Börsengängen zurück. Insgesamt wagten im zweiten Quartal weltweit nur 310 Unternehmen den Sprung aufs Parkett – rund 3% weniger als im ebenfalls eher schwachen Vorjahresquartal. Auch das Emissionsvolumen schrumpfte weiter – um 5% auf 39 Mrd. Dollar. Das sind Ergebnisse des IPO-Barometers des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY.

Wie beim Emissionsvolumen in Europa wurden laut EY im zweiten Quartal auch in den USA zwar Zuwächse erzielt – um 15% bei der Zahl der Börsengänge und sogar um 167% beim Emissionsvolumen. Mit 31 Börsengängen, die zusammen 6,3 Mrd. Dollar einbrachten, blieben die IPO-Aktivitäten aber auf einem im Langzeitvergleich relativ niedrigen Niveau.

IPO-Flaute in Deutschland

In Deutschland verlief bereits das erste Quartal mau: Mit dem Internetdienstleister Ionos ging nur ein Unternehmen an die Börse und spielte dabei 389 Mill. Euro ein. Gemessen am Emissionsvolumen ist damit das erste Halbjahr 2023 der schwächste Jahresanfang seit dem durch Corona geprägten Jahr 2020.

„Im ersten Halbjahr 2023 war die Situation am Aktienmarkt geprägt von Rezessionsängsten und der Unsicherheit, inwiefern es den Zentralbanken gelingt, die Inflation zu bekämpfen. In den vergangenen Wochen scheint sich die Lage an den Kapitalmärkten aber stetig zu verbessern – dank der zuletzt eher zurückhaltenden Zinspolitik und positiven makroökonomischen Daten“, kommentiert Stephan Wyrobisch, PwC-Experte für Kapitalmarkttransaktionen. So ist der Dax seit Jahresbeginn um 12,5% gestiegen und erreichte im Juni sogar ein neues Allzeithoch. Gleichzeitig ist die Volatilität – ebenfalls ein Indikator für Unsicherheit am Kapitalmarkt – derzeit vergleichsweise gering, was grundsätzlich Transaktionen begünstigen sollte.

Vom weltweiten Emissionsvolumen von 39 Mrd. Dollar entfielen laut EY 10 Mrd. Dollar auf Technologieunternehmen. Zudem waren drei der fünf größten Börsengänge des zweiten Quartals Tech-IPOs: die beiden chinesischen Halbleiterhersteller Nexchip Semiconductor und SMEC erlösten 1,9 Mrd. bzw. 1,8 Mrd. Dollar, und der chinesische Solarmodulhersteller CSI Solar erzielte knapp 1 Mrd. Dollar. Der größte Börsengang des Quartals fand aber in den USA statt: Die Consumer-Health-Sparte des Pharmakonzerns Johnson & Johnson erzielte bei ihrem IPO unter dem Namen Kenvue ein Emissionsvolumen von 4,4 Mrd. Dollar.

Niedrige Handelsvolumina

„Trotz der im ersten Halbjahr 2023 guten Indexperformance waren die Handelsvolumina eher gering und viele Investoren agierten sehr vorsichtig. Seit einigen Wochen beobachten wir, dass Fondsmanager wieder verstärkt in Aktien investieren“, erläutert PwC-Experte Wyrobisch.

Es sei Bewegung im Markt, meint auch EY-Experte Martin Steinbach: „Die Volatilität ist gesunken, und das Kursniveau an den Weltbörsen ist relativ hoch.“ Allerdings seien Investoren aufgrund der Zinserhöhungen bei der Auswahl ihrer Anlageziele selektiver geworden: „Wir haben einen Käufermarkt. Da ist es für Börsenkandidaten umso wichtiger, eine qualitativ hochwertige Equity Story bieten zu können und die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells sowie eine gute Corporate Governance demonstrieren zu können.“

Bremsend wirke sich hingegen die konjunkturelle Unsicherheit aus, so Steinbach: „Die wirtschaftliche Erholung scheint sich weiter nach hinten zu verschieben, weitere erwartete Zinserhöhungen und die geopolitischen Spannungen sorgen für Unsicherheit.“ Diese führe dazu, dass der IPO-Markt gerade keine klare Richtung finde, was sich auch daran zeige, dass die Zahlen weitgehend auf Vorjahresniveau lägen, so Steinbach. „Gleichzeitig wächst die Pipeline – sowohl in Europa insgesamt als auch in Deutschland.“

Hoffen auf das zweite Halbjahr

Der europäische IPO-Markt könne sich wieder erholen, wenn die dringend benötigte Liquidität wiederhergestellt werde. Aber: „Die Anleger werden weiterhin selektiv vorgehen und sich auf Unternehmen mit soliden Fundamentaldaten und einer nachgewiesenen Erfolgsbilanz konzentrieren. Zu den Sektoren, die bei Investoren auf Interesse stoßen, gehören Technologie sowie Unternehmen mit ESG-bezogenen Geschäftsmodellen.“ Zudem rechnet Steinbach nach dem Kenvue-Börsendebut im Jahresverlauf mit weiteren großen Unternehmensabspaltungen und Carve-out-Börsengängen und einer höheren IPO-Aktivität im zweiten Halbjahr.

Emissionen von Mantelgesellschaften (Spacs) kommen weitgehend zum Erliegen. Weltweit wurden im ersten Quartal 13 Spacs mit einem Volumen von insgesamt 1,6 Mrd. Dollar neu emittiert.

Der IPO-Markt tritt global auf der Stelle. In Deutschland ging mit dem Internetdienstleister Ionos nur ein Unternehmen an die Börse und spielte dabei 389 Mill. Euro ein. Gemessen am Emissionsvolumen ist das erste Halbjahr 2023 der schwächste Jahresanfang seit dem durch Corona geprägten Jahr 2020.

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das Emissionsvolumen damit um 52% geschrumpft, die Zahl der SPAC-Emissionen ging sogar um 64% zurück. „Es gibt kaum noch neue Spac-Emissionen, der Boom ist vorüber.“