Google findet sich erneut auf der EU-Trefferliste
fed Frankfurt – Europas oberste Wettbewerbshüter knöpfen sich abermals den US-Suchmaschinenbetreiber Google vor. EU-Kommissarin Margrethe Vestager gab gestern in Brüssel bekannt, dass die Kartellwächter das Unternehmen aufs Neue zu einer Milliardenstrafe verdonnern – es ist nach Juni 2017 und Juli 2018 die dritte Geldbuße in einem Zeitraum von gerade einmal knapp zwei Jahren. Und das ist womöglich noch nicht einmal das Ende der Fahnenstange. Denn erstens berichtete die Dänin, dass ihre Dienste derzeit noch die Aktivitäten Googles auf den Märkten für Jobs und lokale Dienste kritisch beäugten. Und zweitens gab Vestager zu verstehen, dass die EU-Kommission trotz aller Korrekturen und Zugeständnisse des Unternehmens in den vergangenen Monaten Google stets im Blick behalte: “Wir beobachten die Entwicklungen auch weiterhin.”Grund für die aktuelle Geldbuße, die sich auf 1,49 Mrd. Euro beläuft, ist das Verhalten des marktbeherrschenden Anbieters auf dem Markt der Online-Werbevermittler. Damit sind die Aktivitäten in der Rolle als Vermittler von Online-Anzeigen zwischen der werbetreibenden Wirtschaft und Websites wie etwa Reiseportalen oder Zeitungen gemeint. Google nämlich bietet diesen sogenannten Publishern über den Service Adsense Werbeanzeigen an, hat aber in der Vergangenheit in die Verträge mit ihnen Ausschließlichkeitsklauseln und andere wettbewerbsbehindernde Anforderungen eingebaut. Dadurch wurde es Wettbewerbern wie Microsoft oder Yahoo erschwert, bei der Vermittlung von Suchmaschinenwerbung neue Kunden zu gewinnen. 1,29 Prozent des UmsatzesDie EU-Wettbewerbshüter erinnerten gestern daran, dass sie keine Einwände gegen eine marktbeherrschende Stellung haben, wohl aber gegen den Missbrauch dieser Position durch Geschäftspraktiken, die helfen sollen, die Stellung zu zementieren. “Auf der Grundlage umfangreicher Beweismittel stellte die EU-Kommission fest, dass die Verhaltensweisen von Google den Wettbewerb beeinträchtigten, den Verbrauchern schadeten und zu weniger Innovationen führten”, begründet die EU-Behörde die erneut recht saftige Strafe. Vestager wehrte sich im Übrigen gegen den Vorwurf, dass sie US-amerikanische Unternehmen auf dem Kieker habe. Sie erinnerte daran, dass die EU-Behörde das mögliche Strafmaß von 10 % des Jahresumsatzes nicht einmal ansatzweise ausgereizt habe. Die 1,49-Mrd.-Strafe entspreche gerade einmal 1,29 % von Googles Jahresumsatz im zurückliegenden Jahr.Die EU-Kommissarin unterstrich, dass es ihr vor allem darum gehe, in einer digitalisierten Wirtschaft sicherzustellen, dass sich Kunden selbst entscheiden können, welche Angebote sie wahrnehmen. Rückblickend auf die zurückliegenden Monate sieht sie durchaus “positive Entwicklungen”, da sich Google an der einen oder anderen Stelle bereit gezeigt habe, auf die Vorbehalte der EU-Kommission zu reagieren. Konzern reagiert auf VorwürfeSo habe das Unternehmen seine Shopping-Seiten neu gestaltet – mit dem Ergebnis, dass Wettbewerber von Google nicht mehr erst auf Seite 4 bei bestimmten Suchanfragen auftauchen. Folglich stieg der Anteil der Clicks, die auf den Shopping-Seiten bei Konkurrentenangeboten landeten, von einst 6 % auf heute 40 %. Auf die Nachfrage, ob sie einen solchen Marktanteil der Google-Rivalen als ausreichend erachte, stellt die EU-Kommissarin klar, dass es nicht um “abschließende Beurteilungen” gehen könne. Ihr Ziel sei lediglich gewesen, zu veranschaulichen, dass sich in den vergangenen Monaten einiges bewegt habe.