Google kappt Drähte zu Huawei
Das von US-Präsident Donald Trump angekündigte Notstandsdekret in der Telekommunikation offenbart weitreichende Folgen für Huawei auch im rasant wachsenden Smartphone-Geschäft der Chinesen. Diese nutzen für ihre Handys das Google-Betriebssystem Android und darauf basierende Software und Services. Sie sollen Huawei künftig nicht mehr zur Verfügung stehen.hei Frankfurt – In Reaktion auf das Notstandsdekret der USA für den Telekommunikationssektor, in dessen Folge Huawei und 68 verbundene Unternehmen auf eine schwarze Liste rücken, die US-Firmen Geschäfte mit ihnen verbietet, haben Google und mehrere Chip-Hersteller erste Einschnitte in der Zusammenarbeit mit Huawei angekündigt. Besonders weitreichend erscheinen für den chinesischen Konzern nun weniger mögliche Lieferengpässe bei Komponenten aus den USA als die Verfügbarkeit der Google-Systemsoftware Android für ihre Smartphones. Google ließ wissen, man befolge das Regierungsdekret, das heute offiziell mit der Veröffentlichung im US-Bundesregister in Geltung treten soll, indem Google-Apps und Services für neue Geräte von Huawei nicht mehr zur Verfügung stehen sollen.Derzeit im Markt befindliche Smartphones von Huawei sollen den Zugriff zum Play-Store behalten sowie auf Sicherheitsfunktionen von Google Play Protect. Allerdings werden spätere Updates nicht garantiert. Wie Reuters erfahren hat, wird Huawei künftig nur Zugriff auf die öffentlich verfügbare Basis-Version von Android (Open-Source-Version) erhalten, aber keine Android-basierten Services und Software nutzen können. Dies würde Besitzer von Huawei-Handys effektiv vom Android-Ökosystem abschneiden und könnte einen scharfen Absatzeinbruch für die Geräte weltweit bedeuten. Für den Konzern, der 2018 rund 100 Mrd. Dollar umgesetzt und einen operativen Gewinn von 10 % gezeigt hat, steht die rasant gewachsene Sparte mittlerweile für fast die Hälfte vom Gesamtumsatz. Lagerbestände gesichertHuawei versuchte, die Sorgen der Kunden zu zerstreuen: Man werde auch weiterhin Sicherheits-Updates und Dienstleistungen für das Google-Betriebssystem bereitstellen. “Wir haben einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung und zum Wachstum von Android auf der ganzen Welt geleistet”, betonte ein Sprecher. Huawei, die die Folgen eines Lieferstopps von US-Komponenten beim kleineren Wettbewerber ZTE vor Jahresfrist beobachten konnte, hat seit längerem versucht, sich für eine solche Maßnahme von Seiten der USA zu rüsten. So hat der Konzern nach eigenen Angaben Lagerbestände, um einen Lieferausfall von drei Monaten in der Produktion abzufedern, sowohl in der Netzwerkdivision als auch bei Smartphones. Für einzelne kritische Komponenten hat das Unternehmen auch für längere Zeiträume von sechs Monaten bis zu einem Jahr Vorsorge getroffen. Derzeit ist Intel der Hauptlieferant für die Server-Chips, Qualcomm liefert die Chips und Modems für die meisten von Huaweis Smartphone-Modellen. Broadcom und Xilinix liefern darüber hinaus wichtige Komponenten im Netzwerkbereich.Huawei arbeitet mit Hochdruck an Eigenentwicklungen für kritische Komponenten wie Chips oder Displays bzw. bemüht sich um alternative Lieferanten außerhalb der USA. Seit Jahresbeginn hat der Konzern die Zertifizierung neuer Partner vorangetrieben. Auf dem Mobile World Congress hat Huawei ein 5G-Chipset vorgestellt und sich zum Ziel gesetzt, die Abhängigkeit von US-Lieferanten binnen zweieinhalb Jahren deutlich zu reduzieren.Außerdem wurde die Entwicklung eines eigenen Handy-Betriebssystems auf den Weg gebracht, um eine Alternative zu Android zu haben. Dies dürfte allerdings ein extrem schwieriges Unterfangen werden. Das Betriebssystem von Google dominiert den Markt der Smartphone-Betriebssysteme mit einem globalen Anteil von über 80 %, der Rest entfällt zum größten Teil auf iOS von Apple. Die beiden US-Konzerne haben ihre Dominanz als Duopol auf dem Smartphone-Markt mit der Entwicklung der umfangreichen Ökosysteme von Apps und Services global nahezu unangreifbar gefestigt. Dies mussten zwei Technologiegiganten wie Nokia und Microsoft schon vor Jahren erkennen, die zusammen Milliarden in die Hand genommen haben, um global ein drittes Ökosystem mit der Software von Microsoft und Handys von Nokia zu etablieren. Ihr klägliches Scheitern macht die Dimension der Aufgabe deutlich.