"Gott weiß, wir haben Fehler gemacht"

Energiekonzern Innogy investiert in 90 Start-ups und Jungunternehmer - Portfolio umfasst 162 Mill. Euro

"Gott weiß, wir haben Fehler gemacht"

cru Düsseldorf – Der Energiekonzern Innogy, der kurz vor der 22 Mrd. Euro schweren Übernahme durch den Konkurrenten Eon steht, betreibt nicht nur Stromverteilnetze. Das Unternehmen aus Essen hat auch eine üppig ausgestattete Innovationsschmiede für digitale Neuerungen eingerichtet. Durch fast 90 verschiedene Investitionen in Start-ups, Jungunternehmer und neue Geschäftsmodelle ist das Portfolio im Laufe der Jahre bis Ende 2018 auf 162 Mill. Euro angewachsen. Zum “Innogy Innovation Hub” mit Sitz in Berlin gehören Teams in London, Warschau und Essen ebenso wie im Silicon Valley und in Tel Aviv.Nicht immer hat der Konzern mit den Start-up-Investitionen Gewinn erzielt. “Gott weiß, wir haben eine Menge Fehler gemacht, und diese Fehler haben eine Menge Geld gekostet”, räumte Thomas Birr, CEO des Innogy Innovation Hub, am Dienstag auf der Branchenkonferenz “Transforming Transformers” ein. Mühsame Suche nach PerlenDennoch lohne sich die Suche, bei der im Jahr mehr als 2 000 Start-ups angeschaut würden, um die potenziellen Gewinner zu finden, die die Energiebranche revolutionieren könnten. In Zukunft werde jedes durch die Stromnetze transportierte “Elektron mit einem kleinen Stückchen Information” verbunden sein. Wer diese Informationen sammle und zu neuen Produkten für die Kunden verarbeite, habe die Chance, damit viel Geld zu verdienen.Eine der wichtigsten Investitionen war 2016 die Beteiligung an dem Silicon-Valley-Softwareunternehmen Intertrust aus Sunnyvale. Gemeinsam mit dem in Palo Alto angesiedelten, japanisch finanzierten Wagniskapitalgeber World Innovation Lab erwarb Innogy für ungefähr 50 Mill. Dollar 40 % der Anteile an dem Pionier für Kopierschutztechnologien und die Verwaltung digitaler Rechte – und wurde damit zum Miteigentümer neben Sony und Philips.Mit Hilfe von Innogy will Intertrust-CEO Shalal Shamoon stärker in den Bereich des Internets der Dinge vordringen, vor allem im Energiesektor – etwa beim Vertrieb von erneuerbaren Energien, wo deren Erzeuger Informationen über die schwankenden Liefermengen austauschen müssen, um eine stabile Versorgung zu gewährleisten. Indoor-GPS aus Tel AvivBeim jüngsten Innogy-Engagement sammelte Ende April das Start-up Oriient 4 Mill. Dollar Startkapital vom Frühphaseninvestor F2 Capital und Innogy Innovation Hub ein. Das Unternehmen aus Tel Aviv nutzt das magnetische Feld der Erde, um Ortung in Gebäuden zu ermöglichen – Indoor-GPS nennt sich das. Oriient adressiert mit seiner Technologie große Kaufhäuser und Einkaufszentren oder Flughäfen – Kunden sollen sich dort mit Hilfe der Navigationslösung besser zurechtfinden.