Medienbranche

Großaktionär PPF stemmt sich bei ProSieben gegen Berlusconi-Holding MFE

Der Machtkampf bei ProSiebenSat.1 hat eine größere Dimension erreicht. Der tschechische Großaktionär PPF will seine Beteiligung an der Mediengruppe auf knapp 30% verdoppeln. Damit läge PPF auf dem Niveau der Berlusconi-Holding MFE. Um dies zu erreichen, überbietet PPF die Offerte der Italiener.

Großaktionär PPF stemmt sich bei ProSieben gegen Berlusconi-Holding MFE

Großaktionäre ringen um ProSiebenSat.1

Tschechische PPF reagiert mit Gegenangebot auf Berlusconi-Holding MFE – Aktie springt um mehr als 17 Prozent

sck München

Der Machtkampf um ProSiebenSat.1 hat sich verschärft. Zum Wochenauftakt kündigte der zweitgrößte Einzelaktionär, der tschechische Finanzinvestor PPF an, ein öffentliches Angebot an die freien Anteilseigner abzugeben. Die Gruppe um die Erben des Milliardärs Petr Kellner stemmt sich mit diesem Schritt gegen die Offerte der italienischen Mediengesellschaft Media for Europa (MFE), die die Erben von Silvio Berlusconi beherrschen.

PPF beabsichtigt, ihre Beteiligung an der bayerischen TV-Sendergruppe von rund 15% auf bis zu knapp 30% aufzustocken – also bis zu der Quote, ab der ein öffentliches Pflichtangebot nötig wäre. PPF bietet 7 Euro je Aktie in bar. Konkret handelt es sich um ein Teilangebot für eine noch zu bestimmende Anzahl von Aktien. Die Offerte zielt nicht auf die vollständige Kontrolle des Unternehmens ab.

Aktie springt um über 17 Prozent

Die Anleger reagierten auf die Nachricht euphorisch. Der Titel von ProSiebenSat.1 sprang im Xetra-Handel um über 17% auf den angekündigten Angebotspreis. Die Offerte liegt deutlich über dem Übernahmeangebot von MFE. Die Italiener bieten je Anteilschein 4,48 Euro in bar und 0,4 Aktien des eigenen Unternehmens. MFE ist mit einem Anteil von inzwischen 30,14% größter Aktionär von ProSiebenSat.1. Das Angebot des Berlusconi-Konzerns war wenig ambitioniert. Es lag zuletzt unter dem Kurs des Papiers von ProSiebenSat.1.

Der Vorstand um CEO Bert Habets begrüßte den Schritt von PPF. „Der Vorstand unterstützt das verstärkte Engagement von PPF bei ProSiebenSat.1 und weiß die Unterstützung von PPF für unsere Strategie der digitalen Transformation zu schätzen“, ließ sich der Vorstandsvorsitzende in einer Pressemitteilung zitieren. Die jüngste Offerte biete Aktionären, die ihre Beteiligungen kurzfristig veräußern wollten, eine „bessere Alternative“ als das Angebot von MFE.

Unterstützung „uneingeschränkt“

PPF teilte mit, bei der Ausrichtung des Unternehmens hinter dem Management zu stehen. „Trotz der Herausforderungen für ProSiebenSat.1 und des turbulenten Marktumfelds bin ich davon überzeugt, dass das Management die richtige Strategie verfolgt, die wir uneingeschränkt unterstützen“, erklärte Didier Stoessel, Chief Investment Officer von PPF, in einer Mitteilung.

PPF beabsichtigt nach eigener Darstellung, die Unterlagen für die Offerte während der Annahmefrist des Angebots von MFE zu veröffentlichen. Dadurch gilt der Schritt von PPF als konkurrierendes Angebot nach dem Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz.

„Aktivere Rolle“ im Aufsichtsrat angestrebt

PPF will mit ihrem Vorstoß bei ProSiebenSat.1 auf ein ähnliches Beteiligungsniveau kommen wie MFE. „PPF strebt nach Abschluss des Angebots eine entsprechende Vertretung im Aufsichtsrat an. Damit soll eine neue Fokussierung des Aufsichtsrats gewährleistet werden, die es dem Management erlaubt, seine bestehende Strategie umzusetzen und das operative Geschäft voranzutreiben“, erklärte der tschechische Investor, dessen Gesellschaft in den Niederlanden registriert ist.

PPF will nach eigener Aussage im Kontrollgremium von ProSiebenSat.1 eine „deutliche aktivere Rolle“ einnehmen.

Umbauten im Kontrollgremium

Anfang April kündigte die Mediengruppe an, dass die Managerin Maria Kyriacou nach ihrer geplanten Wahl in den Aufsichtsrat die Leitung des Gremiums übernehmen soll. Kyriacou würde die Nachfolge von Andreas Wiele antreten. Das Aktionärstreffen findet am 28. Mai statt. Ende Januar dieses Jahres teilte Wiele mit, nach der Hauptversammlung aus dem Kontrollgremium auszuscheiden.

Zwei Wochen nach dieser Meldung teilte das Unternehmen mit, dass der Aufsichtsrat den Vertrag von Habets um weitere drei Jahre bis Oktober verlängert habe. Das könnte als Seitenhieb von Wiele gegen MFE gewertet werden. Wiele stellte sich der regelmäßig wiederholten Kritik der Italiener am Vorstand und an der Strategie. Im neunköpfigen Aufsichtsrat von ProSiebenSat.1 sind vier Vertreter MFE zuzurechnen, zwei PPF. MFE strebt an, die Aktivitäten in Deutschland mit denen in Italien enger zu verknüpfen.

Der Machtkampf bei ProSiebenSat.1 hat eine größere Dimension erreicht. Der tschechische Großaktionär PPF will seine Beteiligung an der Mediengruppe auf knapp 30% verdoppeln. Damit läge PPF auf dem Niveau der Berlusconi-Holding MFE. Um dies zu erreichen, überbietet PPF die Offerte der Italiener.

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