Großaktionär Etihad schickt Air Berlin in die Insolvenz
ge/hei Berlin/Frankfurt – Nach jahrelangen Verlusten und wiederholt gescheiterten Restrukturierungsanläufen muss Air Berlin Insolvenz anmelden. Großaktionär Etihad, der mit knapp 30 % an der zweitgrößten deutschen Airline beteiligt ist und diese immer wieder mit Kapitalspritzen in der Luft gehalten hatte, kündigt die Unterstützung auf. Das Geschäft von Air Berlin habe sich zuletzt “rapide verschlechtert”. Deshalb hätten “entscheidende Herausforderungen nicht bewältigt und alternative strategische Optionen nicht umgesetzt werden” können. Daher habe Etihad keine weitere Finanzierung leisten können, erklärte der Staatskonzern aus Abu Dhabi.Der Aktienkurs von Air Berlin brach um ein Drittel auf 0,50 Euro ein. Der Unternehmenswert besteht indes hauptsächlich aus Schulden. An der Börse war Air Berlin zuletzt nicht einmal mehr 90 Mill. Euro wert. Die diversen ausstehenden Anleihen haben zusammen nominal einen Wert von rund 840 Mill. Euro – waren aber am Abend teilweise bis auf 15 % abgestürzt. Unternehmenskreisen zufolge fiel die eigentlich fällige Kredittranche von Etihad schon vorigen Mittwoch aus. Am Freitag hätten die Araber dann mitgeteilt, die Berliner nicht mehr zu unterstützen. Um mit der Bundesregierung einen Überbrückungskredit auszuhandeln, damit der Flugbetrieb vorerst gesichert ist, sei die Ad-hoc-Mitteilung erst gestern gekommen. Die beantragte Insolvenz in Eigenverwaltung werde “wahrscheinlich einen erheblichen nachteiligen Einfluss” auf die Fähigkeit der Air Berlin Finance haben, ihre Verpflichtungen für die ausstehenden Wandelschuldverschreibungen zu erfüllen, teilte die Finanzierungsgesellschaft der Berliner Airline unterdessen mit.Derweil hat die Deutsche Lufthansa Interesse an Teilen von Air Berlin bekundet und wird dabei von der Politik unterstützt. Verkehrsminister Alexander Dobrindt sagte, er sehe keine kartellrechtlichen Probleme, weil es nicht um eine Komplettübernahme gehe. Dem Wettbewerber Ryanair stieß diese politische Unterstützung sauer auf. Die Iren rügten, der Insolvenzantrag sei “ganz eindeutig” mit dem Ziel einer Übernahme durch Lufthansa “arrangiert” worden. Ryanair legte daher Beschwerde bei den Kartellbehörden ein.—– Nebenstehender Kommentar- Berichte Seite 7