Großaktionäre billigen Strategiewende von Thyssenkrupp
cru Düsseldorf – Die Thyssenkrupp-Großaktionäre Krupp-Stiftung und Cevian haben die von Vorstandschef Guido Kerkhoff vollzogene Strategiewende vorerst gebilligt. Die Ausschüsse des Aufsichtsrats für Strategie, Finanzen und Investitionen, in denen die beiden Großaktionäre durch Krupp-Stiftungschefin Ursula Gather und Cevian-Manager Jens Tischendorf vertreten sind, hätten den Plänen zur Neuausrichtung des Unternehmens einstimmig zugestimmt, teilte der Konzern mit. Teil der Zustimmung sei eine Grundlagenvereinbarung zwischen Vorstand und IG Metall, die dem Vernehmen nach unter anderem Eckpunkte zu dem geplanten Abbau von 6 000 Stellen regelt.Auch das Präsidium des Aufsichtsrats werde dem Aufsichtsrat empfehlen, der Neuausrichtung von Thyssenkrupp in seiner Sitzung am kommenden Dienstag (21. Mai) zuzustimmen. Offen ist nun noch, ob auch die einfachen Anteilseignervertreter im Aufsichtsrat den neuen Plänen zustimmen.Bei der am Freitag bekannt gegebenen Strategiewende verzichtet Thyssenkrupp auf die seit 2016 vorbereitete Fusion der Stahlsparte mit dem Konkurrenten Tata und die seit September 2018 geplante Aufspaltung des Konzerns in zwei Teile. Stattdessen soll nun die lukrative Aufzugssparte, deren Wert inklusive Schulden Analysten der Citi auf 15 Mrd. Euro schätzen, an die Börse gebracht werden.Der Börsenwert des gesamten Thyssenkrupp-Konzerns liegt bei nur 8,3 Mrd. Euro. Den Kurssprung vom Freitag büßte die Aktie am Montag großteils wieder ein – mit zeitweise minus 7,2 % auf 13,19 Euro. Am Freitag waren die Aktien um 28 % auf 14,40 Euro nach oben geschossen. Analyst Sven Diermeier von Independent Research vermutet, dass die Kurs-Rally am Freitag auch auf das Eindecken der 11 % zuvor leerverkaufter Aktien zurückzuführen ist. “Gute Zusammenarbeit”Martina Merz, Vorsitzende des Aufsichtsrats, nannte die neuen Pläne “eine verantwortungsvolle Entscheidung, vor der ich großen Respekt habe”. “Die erwartete Untersagung des Stahl-Joint-Ventures und die veränderten Rahmenbedingungen haben eine grundlegende Neubewertung des bisherigen Weges erforderlich gemacht”, erklärte Merz. In dieser schwierigen Situation werde es so möglich, die Interessen von Mitarbeitern, Kunden und Aktionären gleichermaßen zu berücksichtigen. “Ich danke allen Beteiligten für die gute Zusammenarbeit in dieser schwierigen Zeit”, sagte Merz über die Kooperation in dem lange Zeit zerstrittenen Kontrollgremium.Vorstandschef Kerkhoff hält weitere Verkäufe neben der Aufzugssparte für möglich – aber nur, “wenn der neue Eigentümer umfassende Zusagen für die Beschäftigten macht”. Derweil dringt die IG Metall auf rasche Klarheit für die Beschäftigten. Laut Thyssenkrupp-Betriebsratschef Dirk Sievers sollen die Einnahmen aus dem Börsengang der Aufzugssparte für Investitionen in die übrigen Sparten verwendet werden. – Leitartikel Seite 8