Großaktionäre von Biofrontera ringen um Vormacht

Japanische Maruho will auf 29,99 Prozent aufstocken - Deutsche Balaton hat sich Sperrminorität gesichert

Großaktionäre von Biofrontera ringen um Vormacht

Von Annette Becker, DüsseldorfDer Countdown läuft. Am Montag, dem 24. Juni, endet die verlängerte Annahmefrist für das Teilerwerbsangebot der japanischen Maruho, die ihre Beteiligung an der auf Dermatologie spezialisierten Biofrontera von 20,3 % auf 29,99 % aufstocken will. Eigentlich wäre die Sache schon längst erledigt, hätte nicht Großaktionär Deutsche Balaton quergeschossen. Um das Angebot von Maruho zu torpedieren, hatte die Heidelberger Beteiligungsgesellschaft zunächst die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung am 15. Mai erzwungen.Erörtert werden sollte das Teilerwerbsangebot von Maruho für bis zu 4,3 Millionen Aktien zu 6,60 Euro das Stück. Beschlüsse waren nicht zu fassen, allerdings verlängerte sich dadurch die Angebotsfrist bis 24. Juni.Nur wenige Tage nach dem Aktionärstreffen erhöhte Maruho den Angebotspreis für die laufende Offerte auf 7,20 Euro. Dabei hatten Vorstand und Aufsichtsrat des Leverkusener Pharmaunternehmens schon das Ursprungsangebot über 6,60 Euro zur Annahme empfohlen. Allerdings stufte IVC, die die Fairness Opinion erstellte, die Angebotshöhe beide Male als nicht angemessen ein.Enthielt das erste Gebot eine Prämie von 16,6 % auf den unbeeinflussten Kurs vor Ankündigung, entspricht die erhöhte Offerte einer Prämie von 27 %. Mit der Nachbesserung der Offerte trage Maruho den veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, speziell dem verbesserten Ausblick von Biofrontera auf den laufenden Turnus, Rechnung, hieß es zur Begründung.Das erhöhte Angebot überzeugte zumindest den Vorstand. Hatte sich zum Angebotspreis von 6,60 Euro lediglich Hermann Lübbert, Vorstandschef von Biofrontera, bereit erklärt, die Offerte für einen Teil der von ihm gehaltenen Aktien anzunehmen, haben sich zu 7,20 Euro auch Finanzchef Thomas Schaffer und Vorstandsmitglied Christoph Dünwald breitschlagen lassen, einen Teil ihrer Aktien einzureichen.Die Deutsche Balaton ließ sich von der nachgebesserten Offerte dagegen nicht beeindrucken. Stattdessen kündigte die Beteiligungsgesellschaft ihrerseits ein Teilerwerbsangebot in Höhe von 7,20 Euro an – allerdings nur für bis zu 500 000 Aktien. Bis heute liegt zwar kein freiwilliges Angebot der Balaton vor, doch legte die Gesellschaft erst in dieser Woche nach: Das Angebot solle noch vor Fristablauf der Maruho-Offerte scharf geschaltet werden. Damit verbunden wäre, dass die Japaner die Stimmrechte der mit dem Angebot eingesammelten Aktien in der Hauptversammlung am 10. Juli nicht ausüben könnten. “Am Scheideweg” Zeitgleich machten sich die Heidelberger daran, ihre Beteiligung an Biofrontera von mehr als 20 % auf eine Sperrminorität aufzustocken. Vor drei Tagen konnte Vollzug gemeldet werden. Gemäß einer Stimmrechtsmitteilung hält die Deutsche Balaton seit 13. Juni 25,26 % an Biofrontera.Wissend um die Börsentransaktionen der Gegenseite rührte Maruho, die seit langem operativ mit Biofrontera zusammenarbeitet, Anfang der Woche noch einmal die Werbetrommel: “Wir wenden uns an Sie, weil wir Ihr Unternehmen, die Biofrontera AG, an einem Scheideweg sehen”, hieß es in einem Aktionärsbrief. Wer in das Maruho-Angebot einschlage, sichere Biofrontera die Zukunft als eigenständiges, unabhängiges Biotech-Unternehmen.Ziemlich unverblümt wird vor Balaton, hinter welcher der Aktionärsaktivist Wilhelm Zours steckt, gewarnt. Und das nicht ohne Grund, hat die Beteiligungsgesellschaft doch schon eine ganze Reihe an weiteren Beschlüssen auf die Tagesordnung der regulären Hauptversammlung setzen lassen. Neben diversen Sonderprüfungsanträgen und Anträgen zur Geltendmachung von Ersatzansprüchen gegen Vorstandsmitglieder geht es auch um den Austausch von Aufsichtsratsmitgliedern – ein Zwischenschritt, um letztlich missliebige Vorstandsmitglieder abzuberufen. Es scheint, als käme es auf der Hauptversammlung im Juli wirklich auf jede einzelne Stimme an.