Großaktionäre von Schaltbau einig

Aufsichtsratschef kommt mit überraschendem Rücktritt aktivistischem Investor AOC entgegen

Großaktionäre von Schaltbau einig

Der Kampf um Schaltbau ist offenbar vorbei. Unmittelbar vor der Hauptversammlung einigten sich die zwei zerstrittenen Großaktionäre auf einen Kompromiss. Entscheidend war der Rücktritt des Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Zimmermann.jh München – Nach den Scharmützeln in den vergangenen Wochen war eine turbulente Hauptversammlung von Schaltbau zu erwarten. Auf der einen Seite standen der im November 2016 zurückgetretene Vorstandssprecher Jürgen Cammann und der aktivistische Investor Active Ownership Capital (AOC). Auf der anderen Seite war Hans Zimmermann, seit 2003 der Aufsichtsratsvorsitzende des Münchner Verkehrstechnikkonzerns. Beide Parteien sind mit je 11 % der Anteile die größten Aktionäre. Überraschend einigten sie sich direkt vor der Hauptversammlung auf einen Kompromiss.Gleich zu Beginn sagte Zimmermann: “Ich bin davon überzeugt, dass Schaltbau strategisch, operativ und personell einen Neuanfang braucht.” Er kündigte an, sein Amt während der Hauptversammlung niederzulegen. Direkt vor Beginn trat Friedrich Smaxwil als einer der vier Mitglieder der Anteilseigner im Aufsichtsrat zurück. Cammann und AOC hatten die Abberufung von ihm, Zimmermann und Ralph Heck gefordert.Im Gegenzug verzichtete AOC darauf, die Abwahl von Heck vorzuschlagen, und schickte nur einen der drei angekündigten eigenen Kandidaten für die Wahl in den Aufsichtsrat ins Rennen: Andreas Knitter. Er war rund 20 Jahre in der Bahnindustrie tätig, zuletzt bei Alstom. Für ihn gab es mehr als 97 % Ja-Stimmen. “Gegen Machtgehabe”Knitter sollte nach der Hauptversammlung vom Aufsichtsrat zum Vorsitzenden bestimmt werden. Für Smaxwil soll bald ein branchenerfahrener Nachfolger gefunden werden. Cammann sagte, er strebe keine Funktion mehr im Unternehmen an.Der Kompromiss ist unmittelbar vor der Hauptversammlung gelungen und wurde während des Treffens besiegelt, wie es hinter den Kulissen hieß. In den vergangenen Wochen habe es viele Gespräche der Großaktionäre und des Vorstands gegeben. Noch am Vorabend der Hauptversammlung sei eine Einigung aber nicht abzusehen gewesen. Zimmermann war da angeblich noch nicht zum Rücktritt bereit. Aufgrund der Weisungen größerer Aktionäre wie Fonds an die Verwaltung habe Zimmermann damit rechnen müssen, dass eine Wiederwahl für ihn knapp ausgehen könnte. Bei einer Präsenz von 73 % wurde er nur mit 62,5 % Ja-Stimmen entlastet.Dass die Lösung recht kurzfristig erzielt wurde, zeigte sich daran, dass AOC vor dem Eingang Handzettel an die Aktionäre verteilte und dazu aufrief, “gegen Führungsschwäche und unzureichende Eisenbahnerfahrung im Aufsichtsrat und gegen Parteiwirtschaft und persönliches Machtgehabe” zu stimmen. Reden mit scharfer Kritik hielten die Vertreter von AOC – bekannt auch von den Fällen Stada und PNE Wind – dann aber nicht.Florian Schuhbauer, einer der Gründungspartner von AOC, dankte Zimmermann und Smaxwil für ihren Verzicht auf die Aufsichtsratsposten. So sei ein Neuanfang möglich. Er berichtete, AOC habe mittlerweile einen guten Anteil der Aktien von Cammann erworben und werde weiter zukaufen. Zudem sagte er: “Wir stehen für eine Kapitalerhöhung zur Verfügung.” Er kritisierte, Schaltbau habe zuletzt fahrlässig Geld verschenkt. Im Mai hatte das Unternehmen das Kapital um 7,4 % für 34,11 Euro je Aktie erhöht. Dagegen hatte AOC angeboten, 10 % für 36 Euro je Aktie zu zeichnen. Der Investor stimmte am Donnerstag gegen den Tagesordnungspunkt, ein neues genehmigtes Kapital zu schaffen. Schuhbauer begründete dies mit dem Ausschluss des Bezugsrechts. Letztlich gab es auch für ein genehmigtes Kapital mit Bezugsrecht zu wenige Ja-Stimmen.Bertram Stausberg, seit April Vorstandssprecher von Schaltbau, berichtete, die Ertragslage von Schaltbau habe sich erheblich verschlechtert. Er monierte riskante Zukäufe in den vergangenen Jahren, die eine kaum beherrschbare Komplexität verursacht hätten. Sein Vorgänger Cammann gab ihm indirekt Recht: “Es ist sicherlich der richtige Weg, die Beteiligungsstruktur zu verschlanken.”—– Wertberichtigt Seite 8